Sie ist eine der sechs Swiss-Crime-Ladies und begann als freie Journalistin: Petra Ivanov. Weil manche Themen von den Redaktionen als "zu wenig interessant" abgelehnt wurden, verpackte sie diese gemeinsam mit einem Verbrechen ins Krimiformat. Heute wird sie für das Krimi-Schreiben beauftragt. Christine Koblitz schickte der Autorin einige Fragen und erhielt diplomatische Antworten. Kein Wunder, wollte sie doch als Kind UNO-Generalsekretärin werden.
Kulturwoche.at: Ist die Auftragsarbeit eine Auszeichnung oder eine Pflichtübung? Petra Ivanov: Eher eine Auszeichnung. Wenn ich aber lieber an einem eigenen Auftrag arbeiten werde, braucht es manchmal Überwindung, damit zu beginnen. Welche Vorgaben gab es für Angst, Haas und Seitensprung? Die Auftraggeber wünschten sich einen Krimi der Themen aufgreift, die in Lichtensteig aktuell sind. Dabei war es wichtig, keine realen Personen zu verletzen. Deshalb habe ich immer nachgefragt, ob XY tatsächlich existiere, etc. Wichtig war auch, ein Problem von verschiedenen Seiten zu beleuchten, also nicht nur eine Meinung zu zeigen, damit jeweils auch Gegenstimmen wahrgenommen wurden (z.B. in Bezug auf die Statue vor der UBS - es gab Befürworter und Gegner). Wie weit versuchen Sie auf den Auftraggeber Rücksicht zu nehmen? Da ich sowieso keine Schwarz-Weiß-Bilder malen möchte, war es kein eigentliches Rücksicht nehmen auf den Auftraggeber. Was die Geschichte betraf, ließen sie mir freie Hand. In Stille Lügen schreiben Sie sehr zurückhaltend, gleichzeitig gut recherchiert, über Entwicklungshilfe und Georgien unter der Präsidentschaft von Saakaschwili. Sind die Schweizer vorsichtiger? Negatives wird immer laut verkündet, Positives hat wenig Platz in Medien. Ich fand es nicht nötig, die Entwicklungshilfe auch noch schlecht zu machen (scheint im Moment "in" zu sein). Vieles läuft prima. Es gibt in Georgien tolle Projekte. Dass auch mal etwas schief läuft, kommt vor. Auch hier wollte ich beide Seiten aufzeigen. Der Leser, die Leserin, soll sich eine eigene Meinung bilden. Ich möchte nur verschiedene Facetten präsentieren. Nora Tabani, die Detektivin ihrer Kollegin Mitra Devi, hat einen Kurzauftritt. Wie kam es dazu? Mitra Devi und ich sind befreundet. Wir geben einander unsere Manuskripte zum Gegenlesen. Plötzlich entstand die Idee, auch Figuren auszuleihen. Sie sind Mitglied bei den "mörderischen Schwestern". Diese werben mit "wir sind käuflich" und "Sie bestimmen Form und Inhalt". Wie sieht das in der Praxis aus? Ganz einfach: eine Lesung :-) Um bei der Anpassung an den Markt zu bleiben: Was halten Sie von Books On Demand? Ich weiß wenig darüber, außer, dass es anscheinend schwierig sei, die Bücher auch in Buchhandlungen zu verkaufen. Sie geben Krimischreibkurse. Was kann man an einem Tag lernen? Den Mut, Geschichten zu entwickeln. Freude am Fantasieren. Tipps, wie man sich das Grundhandwerk aneignen kann. Übungen, um sich in Figuren hinein zu versetzen. Für mich ist der letzte Punkt der allerwichtigste beim Schreiben. Kennen Sie, wenn Sie zu schreiben beginnen, schon das Ende der Geschichte? Nein, das Ende kenne ich selten. Ich lebe mit den Figuren mit und sehe, wohin es sie treibt. Wichtig ist, vorher gut recherchiert zu haben, damit ich weiß, in welchem Rahmen sie sich bewegen. Was zeichnet einen guten Krimi aus? Für mich sind die Figuren am Wichtigsten. Wenn ich mich nicht mit ihnen identifiziere, ist es mir egal, was geschieht. Da wird der tollste Showdown langweilig. Aber das ist individuell. Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Ich wollte Generalsekretärin der UNO werden. Welchen Berufswunsch hatten Ihre Eltern für Sie? Meine Mutter fand Laborantin passend, mein Vater wollte, dass ich das Wirtschaftsgymnasium besuche, weil ich danach ohne weiteres Studium problemlos eine Stelle fände. (Die Fragen stellte Christine Koblitz)
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