Seine Sprache, seine Stärke, sein Charisma steht im Zentrum im Buch von Stefan Gössler zur Person Barack Obama. Die Rhetorik einer Erfolgsgeschichte über die helle Seite der Macht beeindruckte auch Tristan Jorde.
Es gibt eine einfache Methode, zu studieren, wie überzeugende Reden gehalten werden sollten. Ein kurzer Blick ins Internet, zu den Videos von Barack Obama und selbst Uneingeweihte verspüren, dass hier jemand am Werk ist, der redend so gut wie alles richtig macht. Daher war es nur naheliegend, dass sich Analytiker aus der Rhetorik dieses Phänomens annehmen und dabei versuchen, das Gesamtkunstwerk der Obama-Reden in fassbare Lektionen zu zerlegen.
Stefan Gössler hat sich die Arbeit gemacht, eine Auswahl der wichtigsten Reden des US-Präsidenten aufzugliedern und sie nach rhetorischen Gesichtspunkten zu beleuchten. Und er hat sich zum Ziel gesetzt, die Parameter dieses Erfolgs für Menschen zugänglich zu machen, die an einer größeren präsentablen Überzeugungskraft interessiert sind. Oh, hätte er doch auch so manchem kleinen österreichischen Politlicht diese Tipps mit auf den Weg geben können, möchte man ausrufen, aber darum geht's grad gar nicht und vielleicht begreifen diese politischen Kopierzimmerflüsterer ja eines Tages auch ein Häppchen von der Macht der Überzeugungskraft. Dann wird uns so mancher Fadgasalarm bei Wahl- oder Parlamentsreden erspart bleiben.
Zurück zum Buch: Die Analysen von Stefan Gössler sind gut. Er entmystifiziert die Redestruktur Obamas und vermittelt glaubhaft, mit ausgiebigem Training sei tatsächlich eine deutlich verbesserte Überzeugungskraft für jedermann und jede Frau zu erreichen. Er macht das in gut strukturierten Kapiteln, optisch und textlich gefällig abgefasst. Gössler zeigt anhand der konkreten Redebeispiele aus dem Wahlkampf in den USA die Bedeutung von gezielten Wortwiederholungen, Redundanzen in den Kernaussagen, fesselnder Rhythmik, emotionalen Geschichten und einprägsamen Sprachbildern. Von respektvollen Angriffen und gemeinsamen Zielen.
Obwohl immer wieder im Text die Bedeutung von Wiederholungen und inhaltlichen Abstrichen genannt wird, hat dieses Buch jedoch auch gerade in einem Bereich kleine Schwächen. Sie liegen in der Überbetonung des verbalen Inhaltes (was entgegen neuen Erkenntnissen von Stefan Gössler als aktuell aufrechterhalten wird), begleitet von der eher nur flüchtigen Erläuterung zur Bedeutung von Körpersprache und Emotion. Für mich war auch noch ein wenig ärgerlich - aber dies mag eine mögliche Zielgruppe von verkaufsaktiven Lesern weniger stören, dass die brillanten Sequenzen aus Obamas Reden dann gegenübergestellt wurden mit so genannten "Praxistipps", die - eher nervend - aus dem Bereich des Staubsaugervertretens oder altbekannter Büromeetings im Halbschlaf kamen. Abgesehen von diesen (nicht entscheidenden) kleinen Schwächen ist es ein Buch, das leicht fasslich zu lesen ist und mit entsprechender praktischer Übung verbunden tatsächlich einen dringend benötigten Qualitätsschub bei öffentlichen Reden bringen könnte. Bitte, liebe österreichische Politiker, lest ein bisserl was daraus, übt fleißig und erspart uns fürderhin eure grausamen verbalen Plattitüden. Dann wäre viel getan. //
Text: Tristan Jorde
Buch-Tipp:
Stefan Gössler - Barack Obama
Bewertung: @@@@
Books on demand GmbH, Norderstedt, 2009