Eloise, die Gattin des Verstorbenen, beauftragt Miss Winter mit den Aufräumarbeiten. Da schneit schon der nächste Kunde über die Feuerleiter herein und überreicht Rosie eine dicke Rolle Geldscheine für einen weiteren Auftrag. Nicht jeder ist der, für den er sich ausgibt und die wenigsten sind an der Aufklärung des Falls interessiert. Fast zeitgleich stirbt ein bekannter Theaterautor. Sein letztes, unveröffentlichtes Stück ist verschwunden. Über das natürlich alle sprechen, aber das keiner je zu Gesicht bekommen hat. Über den Inhalt wird viel spekuliert. Von Vaterschaftsenthüllungen oder womöglich anti-amerikanischer Propaganda ist die Rede. Was kann es in einer Theaterstadt geheimnisvolleres geben?

"Wie war das Vorsprechen?" - "Schlechter hätte es nur laufen können, wenn ich dabei versehentlich noch jemanden umgebracht hätte."

Und schon kreuzen sich die Fäden quer in alle Richtungen, bis die ganze Stadt darin verwoben scheint. Nebenbei hat Rosie mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie fast alle Schauspielerinnen am Beginn ihrer Karriere - prekäre finanzielle Verhältnisse, Rollenneid und fehlende Anerkennung. Mangels Engagement steht sie kurz vor dem Rauswurf aus dem George Bernhard Shaw House, wo sie sich mit ihrer besten Freundin Jayne das Zimmer teilt. Dort sind alle Arten angehender Schauspielerinnen versammelt, von der kurzsichtigen, jüdischen Intellektuellen bis zur exaltierten Diva. Die lebendige Schilderung dieser Charaktere und die scharfzüngigen Formulierungen erinnern an die großen Schwarz-Weiß Filme der 1940er Jahre. Wer diesen Stil mag, wird am Erstlingswerk der amerikanischen Autorin Kathryn Miller Haines viel Freude haben. Ihre eigenen Erfahrungen als Schauspielerin haben da sicher auch Eingang gefunden. Gleichzeitig ist es eine zynische Abrechnung mit verkopften Inszenierungsmethoden und galoppierendem Größenwahn unter Künstlern. Die verrückte Welt der Selbstdarsteller am Rande des Abgrunds steht im Kontrast zum Alltag einer Metropole im Krieg mit all den Einschränkungen von Verdunklung über Essensmarken bis zum Freund an der Front.

Der Weg bis zur Veröffentlichung von "The War against Miss Winter" - so der Originaltitel - war lang und voller Überarbeitungen. Die Geschichte dazu kann man auf der Website von Kathryn Miller Haines nachlesen. Dort gibt es auch eine Tour durch das New York von Rosie Winter mit historischen Fotos verschiedener Schauplätze. Auf Englisch sind schon die nächsten Folgen, "The Winter of Her Discontent" und "Winter in June", erschienen (beide bei Harper Collins). Die deutsche Übersetzung wird hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen. (Christine Koblitz)