Madonnen und Heilige, Herrscherinnen und Kurtisanen, Vamps und zauberhafte unbekannte Schönheiten, gemalt im Laufe vieler Jahrhunderte, festgehalten für die Ewigkeit, erhalten in "Frauen schön und stark" erneut Aufmerksamkeit. Aus besonderen Blickwinkeln betrachten Frauen von heute aus dem Kunst- und Kulturbetrieb die Schönen der Kunst von gestern.
Berühmte Frauenportraits von Albrecht Dürer, Leonardo da Vinci, Caravaggio, Sandor Boticelli, Francisco de Goya bis hin zu jüngeren Meisterwerken von Paul Gauguin, Pablo Picasso, Egon Schiele und Frida Kahlo, insgesamt 56 an der Zahl, sind die Inspirationsquellen für ebenso viele Kurz-Essays und für zum Teil sehr persönliche Gedanken. Es sind dies gleichermaßen Hommagen an die Kunstwerke wie auch mitunter Hommagen an das weibliche Geschlecht. Herausragende Beiträge bilden das Gros der Textsammlung, weniger gelungenes ist selten, aber doch auch vorhanden, z.B. der Beitrag der Literaturkritikerin Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau) über "Portrait d'une négresse" von Marie-Guillemine Benoist. Aber wie bereits erwähnt bildet die Mehrzahl ein gelungenes Exempel wie über Kunst geschrieben werden sollte. In "Frauen schön und stark" liest man gerne öfters, manchmal genügen ja kleine Häppchen. Als besonders wertvolle Beiträge seien zu erwähnen: Thea Dorns Kürzest-Prosa "Women at work" zum Bild "Judith enthauptet Holofernes" von Artemisia Gentileschi, oder, als Gegensatz dazu, die kulturhistorische Betrachtung der russischen Publizistin Sonja Margolina über die Mona Lisa des Ostens, das auch als Buch-Cover dient, "Die Unbekannte" von Iwan Nikolajewitsch Kramskoi, oder der Detailverliebte Beitrag von Sarah Wiener über "Die Dame in Hermelin" von El Greco. Viele Mutmaßungen, Behauptungen, persönliche Erinnerungen, Fantasien oder eben auch auf historische Tatsachen beruhendes kommen in den 56 immens kurzweiligen Texten zum Vorschein. Jedem Text wird dankenswerter Weise das Kunstwerk gegenübergestellt, damit das Lesepublikum die Gedanken weiterspinnt oder sich eigene Gedanken zurechtrückt. Den Herausgebern Petra Müller und Rainer Wieland gelang somit ein besonders wertvoller Text-Bildband, da es viel Diskussionsstoff hergibt. Ein echtes must-have. (Manfred Horak) Buch-Tipp: |
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