Zeit für einen Neuanfang. Ab und zu braucht man ein Buch um das Hirn zu leeren und sich vom Alltag abzulenken. Wem all die Serien und Telenovelas zwischen überdrehten Shopping-Wahn und Männer-Wut, mit Liebesverwicklungen und betulicher Problembewältigung schon langweilig geworden sind, dem kann man das Buch "Mein Leben, Teil zwei" von Marlene Faro nur empfehlen. Von Christine Koblitz.
Titel und schnörkeliges Cover lassen zwei Vermutungen zum Inhalt aufkommen: Gebrochenes Herz oder gebrochene Karriere? Ersteres kennt die Protagonistin gar nicht, also nagt sie allein an zweitem. Heutzutage muss man flexibel sein. Henriette erzählt in herzerfrischend sarkastischem Tonfall ihren unfreiwilligen Ausstieg aus der Werbebranche. Getrieben von den Komplexen, die eine durchschnittliche Frau mit sich herumträgt, folgen die Einschränkung des Lebenswandels, lange Tage auf dem Sofa vor dem Fernseher, Streit mit dem Ex-Chef über die Abfindung, zahllose unerwiderte Bewerbungsschreiben und erstaunlicherweise keine gut gemeinten Ratschläge. Die einst von Shopping und Lifestyle getriebene Kommerz-Karrierefrau beginnt ihre Umgebung genauer zu betrachten. So findet sie in der Nachbarin Fiona nicht nur eine Louis-Vuitton-Taschen sammelnde Heiratsschwindlerin, sondern eine manchmal sogar selbstkritische Freundin. Ehemalige Arbeitskollegen werden zu Menschen, Kinder nicht länger fremde und seltsame Wesen. Die kleine persönliche Rache ergibt sich ganz von selbst, wenn man nur etwas Geduld hat. Männer kommen eher schlecht weg, im Bett sowieso. Trotzdem ist es zum ersten Mal in Henriettes Leben Zeit für die Liebe, die sich langsam und unerwartet in ihr Herz schleicht. In die letzten Seiten wird als Zugeständnis an die Happy End gewöhnte Leserschaft noch schnell Glück und neue Arbeit gepackt. Etwas zu viel des Guten, aber das sei Marlene Faro für die kurzweilige Unterhaltung verziehen. (Christine Koblitz) Buch-Tipp: |
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