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lissy-pernthaler-lorbeer-ziLeichte, junge Liebe, immer am Rande des Abgrunds, steht im Zentrum der Geschichtensammlung "Lorbeer und Zitrone" von Lissy Pernthaler. Leseeindrücke von Tristan Jorde.

 

Die junge (Jahrgang 1983) Südtiroler Autorin Lissy Pernthaler hat hier eine Sammlung von kurzen Geschichten veröffentlicht, die als Generalthema - wie könnte es in jungen Jahren anders sein - die Liebe deuten. Nun, darüber wurde wohl schon einiges geschrieben, sie schafft es aber, zumindest in einigen der vielen kurzen Abschnitte, aus ihrer eigenen, jungen Erfahrungswelt hinauszusteigen und immer wieder auch sehr dunkle, traurige, schmerzvolle Verzweigungen und Abwege aufzunehmen. Ihre Geschichten über ihre meist sehr jungen Menschen kreisen immer wieder um Anbandeln, Träumen, fremd- und gleichgeschlechtliche Erfahrungen, Verletzungen, Flüchtigkeit. Und ein paar Mal dringt grausame, handfeste Brutalität in die meist schwebenden Erzählungen ein. Sie gefällt sich in Andeutungen und Zweideutigkeiten, lässt oft Handelnde und Behandelte verschwimmen, verschleiert Identitäten und Geschehnisse, verschränkt Handlungsstränge und Beziehungsmuster. Die konsequente Verneinung der Großschreibung ist da wohl Teil des Konzepts.

Leichtfüßige Liebesliteratur im Handlungskonjunktiv

Ihre "triviale liebesgeschichte: für alle, die sich auch im garten trafen" ist ein wunderbares Stück leichtfüßiger Liebesliteratur im Handlungskonjunktiv. Die Titelgebende Erzählung "lorbeer und zitrone" ein melancholischer Abgesang auf das Kommen und Gehen von intimer Nähe, auch körperlicher Liebe und unerwartetem Tod. Wer immer also das Bedürfnis verspürt, diesem Gefühl der Verwirrung, des unbefragten Hingebens, der sorglosen Lustigkeit nachgehen zu wollen, ist mit dieser Sammlung wohlbedient. Ab und zu gerät jedoch die Unverbindlichkeit zu einer Art flapsiger Beliebigkeit und streckenweise stellt sich eine beiläufige Sprache ein, die sich zwar alterskonform im Gespräch ergeben mag, aber dann doch auch ins Plauschen abrutscht ("jean oder der umriss der dinge" und "frachterherz" wären wohl Beispiele für diesen nicht so gelungenen Umgang mit Thema und Sprache, hart an der Banalitätskante).

Flüchtige Liebe in junger Sprache

Und dann ("my bloody valentine/cut piece") schert die Autorin auf einmal in einen Bereich bluttriefender Horrorfilmästhetik aus, der ihr gar nicht liegt und der so unfreiwillig grotesk übersteigert wirkt, dass ich mich kopfschüttelnd abgewendet habe. Genauso, wie mir im Verborgenen blieb, warum sie sich am Ende von "the rest of us" nach Reykjavik begibt, außer in dem Antrieb "schräg" wirken zu wollen. Ergibt im Ganzen: viel leichte, schöne, flüchtige Liebe, in junge Sprache gekleidet und über weite Strecken mit einem verschmitzten Lächeln zu lesen. Das ist schon viel für eine neue Autorin und ausgesprochen angenehm und empfehlenswert. Die vereinzelten Verirrungen ins eher Banale und allzu Handfeste Blutspritzende seien ihr verziehen. (Tristan Jorde)

Buch-Tipp:
Lissy Pernthaler - Lorbeer und Zitrone
Bewertung: @@@
Skarabaeus Verlag, Innsbruck 2009