Gedichte aus Lora. Sind mehr als nur Gedichte aus Lora. Gedichte aus Lora besingen eine Mentalität. Eine Mentalität die den Krieg überhaupt erst möglich macht. Eine Annäherung an die Lyrik des kroatischen Journalisten, Buchautors und Mitbegründers der Zeitung Feral Tribune, Boris Dezulovic. Von Katja Stipinovic.
Boris Dezulovic zeichnet Bilder rund um den Militärhafen von Lora in Split, vor und nach dem Jugoslawien Krieg. In seinen Gedichten erzählen kroatische Militärpolizisten wie sie gefoltert, vergewaltigt und getötet haben. Die Kroaten hassen die Serben. Sie hassen auch die Muslime. Sie streiten sich um den größten Kroaten. Auf Paraden bespritzen sie die Schwulen (die kroatischen) mit Bier. Sie schießen sich selbst ins Bein, um eine Invalidenpension zu bekommen. Sie ärgern sich darüber, dass sie aus dem Gefängnis entlassen wurden um in den Krieg zu ziehen, und anschließend wieder im Gefängnis zu landen. Jenseits der idyllischen Darstellung von Reiseprospekten schildert Dezulovic die dunkle, wütende, nostalgische, schockierende vorstädtische Perspektive. "Gedichte aus Lora" sind eine anti-nationalistische Aufarbeitung eines brutalen, primitiven Krieges. So sagt Dezulovic in einem Interview mit der kroatischen Tageszeitung Slobodna Dalmacija: "Lora ist nur ein Synonym für das Böse, vor dem wir die Augen verschlossen haben. Deshalb sind die Gedichte nicht nur aus der Lora und über Lora, sondern sind der Versuch, die Mentalität zu sezieren, die Lora möglich gemacht hat." Leider verblasst die Intensität der zahlreichen Symbole, Stereotype, der brutalen Sprache und des Humors in der kulturellen und sprachlichen Übertragung. Trotzdem eine gelungene Übersetzung von Klaus Detlef Olof. (Katja Stipinovic) Buch-Tipp:Boris Dezulovic - Gedichte aus der Lora Bewertung: @@@@@ Verlag: Drava (2009) |
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