Ursache und Anlass für den Debütroman "Das Fischkind", der damals 23-jährigen Argentinierin Lucía Puenzo war der Tod ihres Hundes. Ohne bestimmten Plot und beinahe willkürlich schrieb Puenzo - aus der Perspektive eines Hundes - ihr Erstlingswerk. Von Katja Stipinovic.
Im "Fischkind" erzählt der hässliche Serafín - eben ein Hund - eine turbulente Episode aus der Liebesbeziehung von Lala und Lin (genannt die Guayi). Zwar unter einem Dach lebend, unterscheiden sich die beiden jungen Frauen durch ihre geographische und gesellschaftliche Herkunft. Angelehnt an das kulturelle Phänomen Lateinamerikas, das die physische Trennung zwischen Arm und Reich durch "live-in" Hausangestellte aufhebt, beschreibt Puenzo die paradoxe Intimität zwischen Lala und dem paraguayanischen Dienstmädchen Lin. Im gleichen Haus, im noblen Viertel von Buenos Aires leben außerdem Lalas Vater, ein mit dem Selbstmord kokettierender Schriftsteller der sein mediales Image durch die Marihuana Pflanzen seines Sohnes aufpeppt, und dem Klischee entsprechend mit dem Dienstmädchen Lin schläft. Die esoterische Mutter Sascha, die ihre Pflanzen mit Bachblüten heilt, und schließlich mit ihrem Liebhaber in ein buddhistisches Kloster durchbrennt. Und Lalas verrückter Bruder Pep, der sich mit dealen sein Taschengeld aufbessert und seine Pillen am Erzähler-Hund Serafín ausprobiert. In diesem Rahmen entwickelt sich die erotische Beziehung des noch-Schulmädchens Lala und der attraktiven Lin. Eingeengt vom familiären Irrsinn träumen die beiden Frauen von einem Leben in Paraguay am mythischen See von Ypacaraí. Durch einen spontanen Mord wird der geplanten, gemeinsamen Flucht ein Strich durch die Rechnung gemacht. Lala flieht nach Paraguay zum See von Ypacaraí und entdeckt dort das magische Fischkind ihrer Geliebten. Lin hingegen landet in einem Frauengefängnis, wo sie als Prostituierte ausgeführt wird. Der hässliche Hund Serafín verleiht dem (Happy?)Ende eine spielerische, groteske Naivität. Er bewegt sich im gesamten Roman mit einer tierischen Leichtigkeit von einer Liebesgeschichte über literarischen Roadmovie, Thriller bis hin zum Polizei-Drama. Durchzogen von einem Magischen Realismus schwebt das Fischkind irgendwo zwischen Animal Farm und Baise-moi, und ist trotz der wechselnden Genres ein homogenes Werk mit eigener Identität. (Katja Stipinovic) Buch-Tipp: |
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