Einer der größten zeitgenössischen Autoren – Andrea Camilleri – erzählt in "Die Pension Eva" die Geschichte eines Bordells in Sizilien, und dies mit seiner gewohnt unnachahmlich leichten Prosa, die, wie die meisten seiner Romane, auch eine Liebeserklärung an die Literatur per se darstellt.
Nené ist jung und lässt sich gerne Geschichten erzählen. Um Geschichten zu hören geht er regelmäßig ins Bordell – in die Pension Eva. Er geht also nicht hin um mit den Frauen zu schlafen, sondern um das Leben zu verstehen. Die Zeit nämlich, in der Nené aufwächst ist keine gute und das Leben ein allgemein grausames. Die 1940er Jahre in Sizilien sind geprägt vom Zweiten Weltkrieg, von der Sinnlosigkeit des Zerstörens und beherrscht von der Missachtung einfacher Regeln wie z.B. Menschen in Würde leben zu lassen - und während draußen Faschismus und Krieg herrscht, wird so die Pension Eva zum Ort lebendiger Phantasie, aber auch zu einem Ort, der für Bildung sorgt. „Oder war es etwa nicht Magie, dass Jacolino, der jeden Tag in der Pension Eva Nachhilfestunden bei Signora Flora nahm, in Griechisch und Latein Klassenbester wurde? Und die Hausaufgaben sogar zum Abschreiben an Ciccio und Nené weitergeben konnte?“ Zudem dient die Pension Eva auch als Ort für geheime politische Treffen, denn wer dachte schon, dass eine Hure Kommunistin sei? Camilleri verwebt in diesem nur allzu kurzen Roman von gerade mal 174 lesenswerten Seiten eine Vielzahl an Anekdoten, würzt diese mit Humor, erotischen Anspielungen und klugen Sinnbildern, die nichts zu wünschen übrig lassen. Doch: Möglichst bald einen neuen Roman von Camilleri vorgesetzt zu bekommen. Ein sensationell guter Schriftsteller unserer Zeit, der mit scheinbarer Leichtigkeit die große Erzählkunst beherrscht. (Manfred Horak) Buch-Tipp: Link-Tipps: |
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