Richard Schuberth, der stille Literat der auch als Veranstalter des Festivals Balkan Fever gerne im Hintergrund bleibt und der von sich sagt, "Ich bin in erster Linie Literat und erst dann Veranstalter", hat mit Wartet nur, bis Captain Flint kommt ein Buch veröffentlicht, dass diesen Anspruch mehr als nur nachhaltig unterstreicht.
Das als Piratenburleske untertitelte Buch ist Theaterstück und Prosa in einem, die handelnden Personen sind so real wie Sie und ich und zugleich so irreal als ob sie einem Traum entsprungen wären. Entsprungen sind auf alle Fälle Captain Horatio MacDonald Flint, die einbeinige Piratenkapitänin, Jimmy Fish und der erste Steuermann, Oscar Wilde, der Quatermaster. Entsprungen sind die drei gefährlichen Psychopathen aus einer Irrenanstalt und sie dringen ohne Vorwarnung in die seltsam heile, zugleich verlogene Welt von vier postmodernen Halbversagern, die sich alle mit wunderherrlichen Berufsbezeichnungen schmücken, ein. Was anfangs noch als zwar ein wenig bedrohlicher, trotzdem schräger Schabernack von den vier Yuppis empfunden wird entwickelt sich sehr schnell zu einem ernst zu nehmenden Szenario, betrachten die drei Eindringlinge das Designerheim doch als ihr Kaperschiff und es als ihre Aufgabe, gen Tortuga zu segeln und den Kampf gegen die verhasste Südsüdwestliche Handelsgesellschaft aufzunehmen. Die vier Loftbewohner sind Mannschaft und Gefangene zugleich. Jeder der vier versucht, sich auf seine Art mit den "Piraten" zu arrangieren, mit Worten und erotischen Daten sollen die Psychopathen von ihrem Vorhaben abgebracht werden, Bünde und Abkommen werden geschlossen und gebrochen, jeder ist sich selbst der Nächste und versucht, seine Haut zu retten. Die Grenzen zwischen Realität und Irrealität verschwinden und die ach so vertraute Welt der falschen Tatsachen offenbart ihre Fratze. Richard Schuberth verzerrt beide Welten ins Burleske, ins nachgerade Unglaubliche - aber wer es nicht glauben kann ist selbst schuld. Wo hier tatsächlich die Grenzen sind muss jeder für sich allein entscheiden, Hilfe im Sinn von Erklärung oder Aufklärung wird nicht geboten und genau daraus bezieht die "Piratenburleske" ihren Reiz. Dem Buch angeschlossen sind ein umfangreiches Glossar und ein Artikel über Oscar Wilde, die Geleitworte stammen von Elfriede Jelinek. (akro)
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Literaturedition Niederösterreich (2007)
208 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-901117-88-6
Preis: 20,- Euro