Rosa Naumann, die Autorin von Der Gehilfe des Mumienmachers geht nicht in die Historisierungs- und Kitschfalle, vielmehr schrieb sie einen historischen Jugendroman, der ohne Bildbehübschung auskommt und stattdessen in den Leser/innen innere Bilder erzeugt, die noch nachwirken, wenn das Buch längst wieder bei den anderen Lieblingsbüchern steht.
Im Dienste der Mumienmacher
1270 vor unserer Zeitrechnung. Die Geschichte ist im sogenannten ‚Neuen Reich’ angesiedelt, das von Pharao Sethos I. beherrscht wird. Zusammen mit seiner Mutter Merschet wird der fünfzehnjährige Ayat in die ägyptische Stadt Waset, der Hauptstadt von Oberägypten, verschleppt. [Waset war die alte Bezeichnung für Theben; Anm.]. Ayat und Merschet kommen aus einer begüterten Familie, und so ist es für beide nicht leicht, ihren Status als Gefangene im Hause eines reichen Mannes zu akzeptieren. Sie müssen ihr Leben als Diener/in fristen und stehen ohne Zukunftsperspektive da. Was für die Mutter eine Katastrophe darstellt, entwickelt sich für den wissbegierigen Ayat jedoch völlig gegenläufig. Er entscheidet sich für das Lernen. Ayat wird der Gehilfe des Mumienmachers Wah und entdeckt – nach anfänglicher Überwindung – sein Interesse an der Kunst des mumifizieren. Auch schließt er sehr bald Freundschaft mit Hepu, der zum Sunu, einem Arzt ausgebildet wird. Diese Kunst fasziniert Ayat in höchstem Maße. Hepu hat eine Schwester, die dreizehnjährige Tentperet. Ayat ist sehr verliebt in sie. Tentperet lässt ihn jedoch anfangs ein wenig links liegen – sei es aus Anstand oder Scheu.
Die Grabräuber
Ayats Leben wird von Tag zu Tag schwieriger und aufregender. Er entdeckt die finsteren Machenschaften des unheimlichen Mumienmachers Wah, der sich als Anführer eines Grabräuberrings entpuppt. Ayat ist fest entschlossen, diese Verbrechen aufzuklären, denn er weiß, dass ihm und seiner Familie die Freiheit geschenkt werden würde, wenn er die Grabräuber entlarven kann. Mithilfe der Familie seines Freundes Hepu gelingt ihm dieses Vorhaben. Doch Ayat gerät dabei in Todesgefahr, sodass tagelang um sein Leben gebangt werden muss. Rosa Naumann schildert eindringlich und in einer gut verständlichen Sprache das Leben der Menschen und webt die täglich gelebte Spiritualität jener Zeit gut in ihre Texte ein. Fremdwörter werden im Glossar erklärt und stellen beim Lesen niemals Stolpersteine dar. Der einzige Wermutstropfen dieses ausgezeichneten Buches ist die mangelnde Präsenz des Mädchens Tentperet. Sie tritt vor allem als junge Frau im Hintergrund auf, die ihre Zuneigung zu Ayat nur versteckt zeigen darf. Gegen Ende des Buches erfährt man mehr von ihr und ihrem Willen schreiben zu lernen. Für lesende Mädchen ist sie als Identifikationsfigur eher weniger geeignet. Jedoch ist das Buch im Ganzen gesehen sicherlich für beide Geschlechter interessant, weil es informativ und spannend ist und in eine noch relativ unbekannte alte Welt entführt. (Evelyn Blumenau)
Buch-Tipp:
Rosa Naumann - Der Gehilfe des Mumienmachers
Bewertung:@@@@@
Rowohlt Taschenbuchverlag (2007)
rororo Rotfuchs Historischer Jugendroman
Altersempfehlung: 13+
237 Seiten Umschlagillustration: Ludvik Glazer-Naudé
ISBN-978-3-499-21390 8
Preis: 9,90 Euro