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Goldmann (2007)
Roman, Broschiert
ISBN 978-3-442-31141-5
Wir kennen das ja: Du stehst jeden Tag auf, gehst in die Arbeit und stehst trotzdem vor dem Problem, dass am Ende vom Geld immer noch zu viel Monat ist. Protagonist Claudio ist Marketing-Assistent mit Uni-Abschluss und befristetem Vertrag in einer Telekommunikationsfirma. Sein Job macht ihm Spaß, aber von den 1028 Euro pro Monat kann er mehr schlecht als recht leben. Damit ist er nicht allein: eine gesamte Generation hochqualifizierter junger Leute – in der Sprache der Autoren "Milleuristi" - lebt von Praktika, befristeten Verträgen und Hungerlöhnen. Sie scheinen die Nachhut der Mythen umwobenen Generation X zu sein, die sich schon in den frühen 1990ern mit ähnlichen Problemen herumgeschlagen hat. Im Leben der Protagonisten passiert nicht sehr viel – die berufliche Situation ist frustrierend, das Liebesleben verwirrend, und irgendwie plätschert das Leben so dahin. Turning Point in Generation 1000 Euro ist jedoch ein politischer: Die Praktikanten gehen geschlossen auf die Straße und demonstrieren für ihre Anliegen. Plötzlich sind die Akteure im Büro einander nicht mehr fremd sondern werden zu Menschen aus Fleisch und Blut, die dieselben Probleme einen. Entsprechend gibt es auch kein Happy End, in der der Anti-Held sein Mädchen und die Gehaltserhöhung bekommt, sondern er beginnt das Buch zu schreiben, das wir nun in Händen halten - um seinem Anliegen Öffentlichkeit zu verschaffen.
"Generation 1000 Euro" ist literarisch kein Meisterwerk, aber ein Buch mit einem ungewöhnlichen Anliegen: Es geht nicht nur um das Unwohlsein einer gesamten Generation über ihre finanzielle und existenzielle Zukunft sondern auch um einen Aufruf zur Aktion und zur Organisation. Das Buch gab es zunächst nur als "Reality Book", das man auf der Website der Autoren downloaden konnte – und hat in Italien einen Nerv getroffen. In drei Monaten wurde es von mehr als 23.000 jungen Leuten herunter geladen und gelesen – und wurde dann erst als Buch publiziert. Die Autoren scheinen aus eigener Erfahrung zu schreiben – so gibt Mitautor Antonio Incorvaia auf der Homepage an, nach all seinen Jobs immer noch nicht zu wissen, welchen Beruf er jetzt eigentlich ausübt. Der zitierte Praktikanten-Streik hat realen Hintergrund – 2006 gab es in Italien die erste Demonstration von atypisch Beschäftigten. Ein Buch, das Hoffnung gibt. (Laura Rafetseder)
Link-Tipp:
www.generazione1000.com