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cleave_paul_dersiebtetod

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Heyne (2007)
Taschenbuch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-453-43247-5

All diese durchgeknallten Typen, wo kommen die bloß her? Der Autor Paul Cleave, in Christchurch, Neuseeland, geboren, überrascht mit einem absurd-humorvollen, kuriosen,  zugleich immens spannenden und durchaus glaubwürdigen Thriller. Angesiedelt ist die Geschichte ebenfalls in einer der schönsten Städte der Welt – eben in Christchurch, Neuseeland, nur, dass die Romanfiguren von deren Schönheit und Eleganz nicht unbedingt überzeugt sind, und sie von daher mehr fad als lebenswert erachten. Dies aber nur nebenbei, denn der Inselstaat spielt kaum eine Rolle, ebenso wenig die auf der Südinsel gelegene Stadt Christchurch. Relevant in diesem Thriller ist Joe. Joe arbeitet bei der Polizei als Putzmann, ist, so gibt er sich nach außen hin, nicht der hellste im Kopf, gibt immer schön artig und freundlich Antworten. „Und wie. Joe dankt Ihnen, Mr. Stanley.“ Joe ist aber nur deswegen Putzmann bei der Polizei, weil er sich immer am Laufenden halten möchte, wie bzw. ob die Polizei Fortschritte bei jenen Ermittlungen machen, die ihn betreffen, denn Joe ist ein Serienmörder. Sechs Menschenleben gingen bisher auf sein Konto, ein siebter wird ihm fälschlicherweise angehängt, und eben diesen Mordfall möchte er aufklären. Der Leser erhält Zugang zu Joes Gedanken, seine inneren Monologe breiten sich vor einem aus, ebenso wie seine Tagesabläufe und seine Hassliebe zu Mutter. „Mum stellt die Blumen in eine Vase, füllt aber kein Wasser ein. Vielleicht will sie ja, dass sie sterben. Die Rose von gestern ist verschwunden. Vielleicht hat sie gedacht, sie sei schon eine Woche alt. „Ich hab dir noch etwas mitgebracht, Mum.“ Sie sieht zu mir rüber. „Oh?“ Ich ziehe eine Schachtel Schokoriegel heraus und reiche sie ihr. „Willst du mich vergiften, Joe? Willst du Zucker in mein Cholesterin schütten?“ Jesus Christus. „Ich versuche einfach nett zu sein, Mum.“ „Nun, dann sei so nett und kauf mir keine Schokolade.“ „Aber auch in Coke ist Zucker, Mum.“ „Bist du jetzt auf einmal ganz besonders schlau?“ „Natürlich nicht.“ Sie wirft die Schachtel nach mir, und eine Ecke trifft mich an der Stirn. „Dein Abendessen ist kalt, Joe. Ich habe meins schon gegessen. Dein Essen ist kalt, Joe, weil du es hast kalt werden lassen. Bilde dir nur nicht ein, dass du meinen Strom benutzen kannst, um es wieder aufzuwärmen.““

Der Roman erhält mit dem Auftauchen von Melissa eine entscheidende, brisante Wendung. „“Und, was machst du so?“, frage ich schließlich und wechsle das Thema. Sie wirkt enttäuscht. „Ich bin Architektin.“ Wow. Ich habe noch nie eine Architektin umgebracht.“ Sie, ebenso komplett durchgeknallt wie Joe, erpresst ihn, malträtiert ihn, liebt ihn. „Es ist ein tolles Gefühl, die Waffe zu halten. Als läge plötzlich viel Macht in meinen Händen. Ich halte mich gerne an mächtige Dinge, Joe. Ich fass gerne Sachen an, die explodieren können.“ Und, irgendwie eh klar, wenn zwei Mordende sich lieben kann nur noch mehr Unheil herauskommen. Furios. (Manfred Horak)