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Haymon Verlag (2007)
88 Seiten
ISBN: 978-3-85218-529-3
Wenn ein Verlag Geburtstag feiert, muss natürlich auch die Geschichte des Verlags erzählt werden, und die etwaige Bedeutung hinter dem Verlagsnamen. In diesem Falle rentiert sich tatsächlich eine eigene Publikation, denn mag auch der Begriff Haymon - sowohl als gut funktionierender und vor allem etablierter Verlag wie auch die Sage – bekannt sein, so genau weiß man ja letzten Endes ja doch nicht. Hier also „Die wahre Geschichte, wie ein frommer Adelsherr zum Drachentöter und Klostergründer und nach Jahrhunderten zum Namenspatron für einen Literaturverlag wird“. Der Autor Michael Forcher ist gleichzeitig auch der Gründer vom Haymon Verlag – und somit wohl die kompetenteste Person wenn es darum geht diese Geschichte zu erzählen. Zuvor sei aber noch der Frage nachgegangen, wie denn Michael Forcher überhaupt dazu kam einen Verlag zu gründen? Forcher: „Ausschlaggebend, dass ich es letztendlich gewagt habe, war ein Buch, das ich über den Bauernrebellen Michael Gaismair in Arbeit hatte, eine historische Persönlichkeit, an der mir äußerst viel liegt. Ich hatte einem Tiroler Verlag angeboten, der hatte angenommen, sagte dann aber mangels Subventionen wieder ab.“ Jetzt oder nie also, und so wurde am 1. April 1982 von Michael Forcher der Haymon Verlag gegründet, Gewerbeschein inklusive. Offenbar ein gutes Jahr für eine Verlagsgründung, denn im Jahr 2007 ist noch lange nicht Schluss.
Ein Riese gründet das Kloster Wilten
Nun also zur Sage, das über knapp 80 Seiten von Michael Forcher nacherzählt wird und auf historische Glaubwürdigkeit überprüft wurde. „Die Urfassung der Sage vom Riesen Haymon“, so Forcher, „enthält bereits die wesentlichen Handlungselemente: die Klostergründung aus Buße für einen Mord oder Totschlag und den Kampf mit dem Drachen.“ Ein Riese, so der Autor und Verlagsgründer weiter, war Haymon damit noch lange nicht, auch nicht wortwörtlich, „allerdings stellte man sich Helden gerne sehr groß vor und mit riesiger Kraft ausgestattet.“ Forcher gräbt freilich sehr tief nach den historischen Fakten, beschreibt, wie sich die Gegend um Wilten in der Bronzezeit zeigte, beschreibt die Verbindungen zum weströmischen Reich und erklärt auch, was es mit dem Volksstück aus dem 19. Jahrhundert über die „Haymonkinder“, geschrieben vom Schwiegervater Ferdinand Raimunds und musikalisch umgesetzt von Johann Strauß Vater („Haymonskinderquadrille“ nach der komischen Oper „Die vier Haymonskinder“ von Michael William Balfe aus dem Jahr 1840), auf sich hat. Forcher: „Die Kerngeschichte handelt von den vier Söhnen des Grafen Aymon oder Haymon de Dordogne, ursprünglich ein enger Vertrauter und treuer Vasall des Frankenkönigs Karl, des späteren Kaisers Karls des Großen, der ihm seine Schwester Aya zur Frau gibt.“ Aus dem guten Verhältnis wird ein schlechtes, Demütigungen, Unterwerfungen und Beleidigungen folgen. Es kommt also zum Streit, mehr noch, zum Mord bzw. Totschlag. Und dann halt das übliche – wäre es nicht so grauslich und menschenverachtend könnte man auch schreiben, das übliche langweilige – kurzum, Kämpfe auf verschiedenen Schauplätzen von den Ardennen bis nach Spanien hinunter, bis sich die Ereignisse schließlich an den Rhein verlagern. Was war doch gleich der Grund? Und, was hat das alles mit dem Wiltener Haymon zu tun? „Viel sicher nicht“, gibt Forcher zu, auffallend aber ist freilich, „dass es in einer Version des späten 16. Jahrhunderts erstmals heißt, Haymon sei aus dem Rheinland gekommen.“ Spannend und originell. (Manfred Horak)