Die Sammlung Essl zeigt einen Überblick über das Kunstschaffen in Österreich des 21. Jahrhunderts mit Werken von u.a. Richard Gerstl, Egon Schiele, Gustav Klimt, Alfred Kubin und Herbert Boeckl. Kern der Schau ab den 1950er Jahren bilden aber naturgemäß Werke aus der Sammlung Essl.
Das verblichene Jahrhundert war eines, in dem in Österreich im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf dem Kunstsektor sehr viel passiert ist. War das junge 21. Jahrhundert noch geprägt vom Jugendstil fand die künstlerische Entwicklung mit der zeitgenössischen Kunst in Person von Elke Krystufek und Eva Wagner ein bemessenes Ende.Die Sammlung Essl bietet nun einen Überblick über das Kunstschaffen in Österreich des 21. Jahrhunderts.
270 Werkbetrachtungen von 111 Künstler/innen
Die wohlgeordnete Schau die sich über die gesamte Stellfläche des Museums erstreckt ist nach leicht nachvollziehbaren Kriterien gegliedert und unterwirft sich nicht der mancherorts alles beherrschenden Großmannssucht.
Bewusst wurden manche Bereiche ausgespart - so verzichten die für das Kunstschaffen der Gegenwart zuständigen Ausstellungsmacher, Prof. Wieland Schmied und Sylvie Aigner, fast vollständig auf das graphische Werkschaffen, und auch die Bereiche Skulptur und Multimediale Kunst wurden nur rudimentär erfasst.
Dafür wird den vorgestellten Künstlern mehr Platz gewidmet und nicht nur ein (Tafel)Bild, sondern immer deren mehrere, gezeigt.
Erfreulicherweise nahmen die Kuratoren davon Abstand, die so genannten Hauptwerke der vertretenden Künstler auszustellen, denn wie Wieland Schmid sagte, habe es keinen Sinn, Bilder die in den Museen des benachbarten Wien jederzeit zu betrachten sind nun nur wenige Kilometer entfernt in der Schau zu präsentieren.
Die Utopie des geplanten Scheiterns
„Kontinuität“ und „Konfrontation“ sind die Kriterien, nach denen die Ausstellung konzipiert wurde. Hausherr Essl selbst bezeichnet die Idee, ein „österreichisches“ Jahrhundert der Kunst darzustellen, als Utopie. Ein Scheitern an dieser Idee wäre also nur die logische Konsequenz. Dass die Ausstellung nicht an dieser Idee scheitert liegt an der Stringenz der Ausstellungsmacher und an der klugen Gliederung derselben.
Auch wenn die Seitenlinien der diversen Strömungen angedeutet werden und ihnen Raum gewidmet wird gilt doch die ganze Konzentration den „Anerkannten“ Künstlern.
Natürlich könnte man hier bemerken, dass es einfach ist, eine Ausstellung aus dem Depot zu gestalten. Nicht umsonst wird Karlheinz Essl als einer der intensivsten Sammler der Kunst nach 1945 in Österreich bezeichnet. Damit würde man aber dem Gebotenen nicht gerecht werden. Der nahezu missionarische Eifer mit dem die Ausstellungsmacher an das Thema herangehen gebietet ein wenig Ehrfurcht vor dem Gezeigten, was aber nicht meinen kann und darf, dass hier die komplette Kunstgeschichte eines vergangenen Jahrhunderts aufgezeigt wird. Die geographische Beschränkung kann bisweilen erhellend wirken, sie muss aber nicht zwangsweise zu einer neuen Sicht der Dinge führen.
Zeit – der Stachel im Fleisch
Die Zeitlinie ist ein messbares Kriterium für das Schaffen, wie sehr allerdings die zeitlichen Umstände auf das Schaffen einwirken kommt in der Ausstellung zu kurz, beziehungsweise wird der Zeitfaktor überhaupt nicht behandelt.
Diese Zeit wird von Wieland Schmied als „Stachel im Fleisch“ bezeichnet und er bezieht sich damit auf jene, die – später – wider diesen Stachel gelöckt haben. Wo aber sind die Angepassten, die es sich in dieser Zeit bequem gemacht haben und es verstanden, sich mit dieser Zeit zu arrangieren? Wo bleibt die kritische Auseinandersetzung mit dieser „dunklen“ Epoche?
Es gab ja nicht nur lichtvolle Momente im vergangenen Jahrhundert. Warum bestimmte Jahre ausgespart wurden und warum sie nicht einer kritischen Betrachtung unterzogen wurden wird auch im umfangreichen Katalog nicht näher erläutert.
Alles in allem ist „Österreich: 1900 – 2000“ eine sehenswerte Schau für den Betrachter, der sich an den „Highlights“ der wohlgeordneten Reminiszenz erfreuen kann. (akro)
Ausstellungstipp:
ÖSTERREICH: 1900 – 2000
Konfrontationen und Kontinuitäten
Ausstellungsdauer:
Bis 21. Mai 2006
Di - So 10 – 19 Uhr
Mi 10 – 21 Uhr (Freier Eintritt ab 19 Uhr)
Wo:
Sammlung Essl
An der Donau - Au 1
3400 Klosterneuburg