„The Queen“ von Stephen Frears („High Fidelity“, „Gefährliche Liebeschaften“) war der Eröffnungsfilm der Viennale 06. Helen Mirren („Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“, „Cal“) spielt die Titelrolle. Der Film läuft ab dem 12.1.07 in den österreichischen Kinos. Peter Morgan, der Drehbuchautor des Films, traf sich während der Viennale mit Stephanie Lang zu einem Interview. Es wurde englisch gesprochen, daher das Podcast in englischer Sprache (hier geht es mit einem Klick zum gesprochenen Wort), und an dieser Stelle von der nicht lizensierten Übersetzerin Stephanie Lang das Interview zum Mit- oder Nachlesen.
Peter Morgan: Von welcher Zeitung sind Sie?
Kulturwoche.at: Ich schreibe für das Online-Magazin Kulturwoche.at.
Ah, okay.
Als erstes möchte ich Ihnen sagen, dass ich mich sehr freue Sie kennen lernen zu dürfen, als den Autor von dem wunderschönen Film „Martha meets ...“ (Originaltitel: „Martha meets Frank, Daniel and Laurence“)
Oh ja? Das ist aber nett.
Das war ein wirklich schöner Film.
Fein.
Ich hatte nicht so viele Informationen über Sie und nicht so viel Zeit zu recherchieren, weil ich dachte, wir hätten erst morgen das Interview, aber das war eine sehr schöne – äh...
Eine schöne Überraschung?
Ja, weil ich fand es einen der schönsten Filme, die ich bisher gesehen habe, von diesen jungen, sehr romantischen Filmen.
Er war sehr unterbesucht und unterschätzt, und aus meiner Sicht unterbewertet.
Ja. Vielleicht war es wegen dem damaligen Sommerloch.
Ich weiß, dass das eine schlechte Ausrede ist, aber als der Film raus kam, gab es eine Hitzewelle - an dem Tag, und ich weiß es noch genau: es war der 8. Mai und es war der erste richtige Sonnentag. Es war drei Wochen lang 30 Grad. Ich erinnere mich, dass diese Hitzewelle in ganz Europa war, und dass ich mit Leuten gesprochen habe, die unbedingt Regen wollten für die Landwirtschaft – jedenfalls hat es unsere Besucherzahlen völlig zunichte gemacht.
Das ist schade.
Ja, das ist schade, aber es macht nichts.
Hat der Film dann noch funktioniert, später?
Ja, das hat er, auf eine Art. Nicht so, wie er es verdient hätte. Und er ist auch untergegangen im Vergleich mit „Four Weddings and a Funeral“. Jetzt wird er verkauft in diesen DVD-Paketen zusammen mit „Four Weddings and a Funeral“ und anderen romantischen Komödien. Er wurde nicht genug in den Kinos gespielt. Es war für uns alle eine große Enttäuschung.
Wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Ich weiß nicht, 6 Monate, das ist so der Durchschnitt wie lange ich an einem Drehbuch arbeite.
Wie ich gesehen habe, haben Sie vor dem jetzigen Film „The Queen“ schon zusammen mit Stephen Frears an „The Deal“ gearbeitet. Der Darsteller von „Tony Blair“ (Michael Sheen) hat auch darin schon „Tony Blair“ gespielt.
Ja, das war ein bisschen wie eine Familie aufbauen. Ich bin sicher, dass wir noch einen dritten Teil machen werden. Ich bin sicher, dass Tony Blairs Geschichte noch nicht zu Ende ist. Wir müssen noch nach Amerika. Der erste Film ging um Tony Blair und seinen größten politischen Rivalen in England: Gordon Brown. Jetzt ging es um Tony Blair und „Die Queen“ und an einem bestimmten Punkt muss es 'Tony Blair und Amerika' sein.
„The Deal“ hat einen sehr ähnlichen Stil. Es war auch ein Drama mit Archivmaterial. Und da es sich um denselben Autor und Regisseur handelt, fühlt sich der Film genauso an. Er hat einen ähnlichen Humor und eine ähnliche psychologische Intensität, glaube ich. Aber ich glaube, wir müssen noch einen dritten machen, ich weiß nicht wann, aber wir müssen noch einen dritten Film machen.
War es ein Film über eine junge Generation, die versucht Dinge zu verändern, ohne etwas zu zerstören?
Aus der Sicht von Tony Blair?
Oder auch aus der Sicht von uns allen, die das versuchen. In „The Queen“ war das sehr schön zu sehen...
Vielleicht bis man feststellt, dass das auch ein Zeichen dafür sein kann, dass man an der Modernisierung scheitert. Ein Mann kommt an die Macht mit großen Versprechungen, und wird dann konservativ. Anders gesagt: das ganze Land hat ihn mit ganz bestimmten Erwartungen gewählt und findet heraus, dass er jemand ganz anderer ist. Man könnte es tatsächlich als eine Geschichte über Betrug bezeichnen. In diesem Sinne. Wir haben bewusst versucht den „Blair“ von heute in dem Film wieder zu spiegeln. 1997 war zweifellos der Höhepunkt der Karriere von Tony Blair. Man kann ihn 1997 nicht als Monster beschreiben, das war er einfach zu der Zeit nicht. Er war ein Held – für alle. Und wir hatten alle sehr hohe Erwartungen an ihn, die er zutiefst enttäuscht hat. Also hab ich versucht - auch nur innerhalb dieses Zeitraums von 5 Tagen – seine Veränderung zu einer konservativeren Haltung zu zeigen.
In dem Film wird für mich auch ein zeitgenössisches Thema behandelt: Wir haben alles kaputt gemacht. Wir haben alles verändert. Und je mehr wir die Dinge so machen, wie wir es eben wollen, stellen wir fest, dass die alten Regeln ja gar nicht so schlecht waren. Ich mochte sehr gerne die Szene mit der Queen und dem Hirsch. Es gibt ja auch zur Zeit diese esoterische Bewegung hin zu den Tieren - dem göttlichen Zeugs.
Was für ein Zeugs?
Götter – Gott.
Ah, Gott.
Wo er sagt: „Lass Gott aus dem Spiel.“
Ah, ja, ja-ja-ja.
Und sie glaubt an Gott, und an ihre Bestimmung, dass sie von Gott diese Aufgabe bekommen hat (die Königin von England zu sein). Und jetzt gab es lange eine andere Zeit, in der niemand mehr an irgendetwas glaubt. Man sucht nach Glaubenssätzen. Und da war es für mich sehr interessant diese Szene zu sehen. Eine Begegnung mit einem Tier, aber in einem ganz konservativen Zusammenhang. Im Sinne von: „Aber das sind doch die Bösen!“
Das ist eine neue Interpretation. Das hab ich bis jetzt noch nicht gehört. Dieser Hirsch bedeutet für so vielen Menschen so viele verschiedene Dinge. Und das liebe ich. Das liebe ich. Die methaphorische Kraft von dem Hirsch regt anscheinend die Vorstellungskraft der Leute enorm an. Das macht mich sehr glücklich. Ich hab die wildesten Interpretationen gehört, was der Hirsch bedeutet, und was er miteinbezieht. Ich liebe das. Ich meine, ich hatte meine eigenen Gedanken dazu, aber ich glaube, es ist fast besser nicht zu sagen, was ich dachte, weil es würde die Leute dazu bringen aufzuhören zu denken. Oder sie denken: „Vielleicht hab ich es falsch verstanden.“ Die Wahrheit ist, man versteht es nicht falsch. Auf was immer du kommst, das ist richtig.
Das mochte ich auch an dem Film. Sie schaffen Bilder. Bilder vom Familienleben, über 'wer macht den Abwasch' ohne Fokus. Es ist einfach so. Man macht Politik in jedem Moment seines alltäglichen Lebens.
Das ist richtig. Ich wurde immer wieder gefragt, was ich für Berichte gelesen habe, dass ich es so exakt schreiben konnte. Darüber bin ich immer überrascht. Es wurden keine Berichte darüber geschrieben, was im Schlafzimmer der Königin gesprochen wurde. Oder in Mr. Blairs Wohnzimmer, oder sogar in seiner Küche. Da gibt es keine Berichte. Ein Autor muss seine Vorstellungskraft benutzen. Die Leute sind dann geschockt, dass der Autor seine Phantasie benutzt. „Da gibt es Fakten, die man kopiert, von denen man abschreibt.“ Das gleiche gilt für die Treffen vom Premierminister und der Queen. Das ist eine Stelle im professionellen Leben der Beiden, wo nicht mitgeschrieben wurde. Wovon es keine Berichte gibt. Das war unglaublich verlockend für mich als Autor. Das muss ich machen. Wenn es keine Beweise gibt, darüber was gesagt wurde, dann ist das ideal.
Sie durften über die Queen jetzt schreiben und so über das Privatleben der Royal Family reden?
Was meinen Sie mit „jetzt“.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das vor 10 Jahren gedurft hätten. Dort rein zugehen, sie so darzustellen -
Ich denke, Sie haben recht. Natürlich durfte man es. Es hat einen niemand daran gehindert, aber man hätte sich selbst zensiert. Es gab eine Selbstzensur. Es wäre in Ordnung gewesen über das Privatleben einer toten Königin zu schreiben, aber nicht über das Privatleben einer amtierenden Königin. Es gibt nur eine Tradition darüber zu schreiben, und das ist die Satire. Vielleicht war es deswegen für manche schockierend. Weil es eigentlich nur in einer Satire behandelt wird.
Und dann nur, um sich darüber lustig zu machen. - Ich fand Helen Mirren hervorragend und hab sie (die Queen) als eine moderne Frau empfunden. Allein durch den kleinen Satz: „Ich war im Krieg Mechaniker.“
Ja. Ich wusste das nicht. Das hat mir jemand erzählt, kurz bevor wir gedreht haben. Ich fand es wunderbar. „... Dann hat sie einen Unfall, und weiß nicht was sie tun soll ...“ „Aber ja. Das wüsste sie. Sie war im Krieg Mechaniker.“ „Was?!“ Ich konnte das nicht glauben. Das war wirklich eine nette Überraschung. Sogar nach meiner Recherche, wusste ich davon nichts.
Wie haben Ihnen die Royals bei der Recherche geholfen?
Sie haben nicht geholfen. Sie haben sogar alles dafür getan, dass ich keine Hilfe bekomme. Aber durch frühere Angestellte – es gibt drei verschiedene Paläste, den Buckingham Palace, St. James's Palace und Kensington Palace, das war der von Diana. St. James's und Buckingham Palace haben jeder seinen eigenen Hofstaat: Angestellte und Presseabteilungen, Dienerschaften. Sie hassen sich gegenseitig. Sie sind fast wie politische Parteien. Jeder erzählt dir liebend gerne Unsinn über die anderen. Und eine der Hauptaufgaben bei meinen Nachforschungen war es, von den Fehlinformationen wieder einen Schritt zurück zu gehen. Es gibt zum Beispiel offizielle Biographen der Queen, die unglaublich viele Kontakte haben. Wenn sie uns nicht selbst weiterhelfen konnten, dann gaben sie uns die Telefonnummer von jemand anderen ... Hauptsächlich aber, das muss ich zugeben, hab ich das Buch geschrieben, wie ich es wollte, und dann hab ich recherchiert. Um zu überprüfen, was ich geschrieben hatte.
Was wollten Sie mit dem Film erzählen? Die Geschichte der Queen - auch als Mutter? Ich mochte sehr die Szene wo sie aus dem Auto steigt, und ich nicht wusste warum - weil sie ihren Sohn ängstlich findet?! - um dann später zu erfahren, dass sie nicht ertragen hat, wie er von Diana als Mutter gesprochen hat. Warum geht es um die Geschichte von Diana?
Für mich war die Idee attraktiv zu betrachten wie die Beziehung zwischen den zwei Formen der Regierungsapparate funktioniert. Da gibt es die geerbte Macht und die gewählte Macht, und ein Teil von mir war neugierig, als ein Engländer, in England lebend, aufgewachsen in England - wie dieses Land zusammengesetzt ist. Und warum das Land so ist wie es ist. Und wenn ich ehrlich bin, dann wollte ich auch für mich herausfinden, ob es eine Republik sein sollte? Ob die Monarchie abgeschafft werden sollte oder reformiert? Und warum wir keine schriftliche Verfassung haben? Und alle diese seltsamen englischen Dinge. Und warum die Engländer nie Revolutionäre waren? Wir sind so schlecht in Revolutionen. Wir haben es bei einigen Gelegenheiten versucht - es hat nie funktioniert. Und einfach zu versuchen an den Kern zu kommen. Diana interessiert mich überhaupt nicht. Es ist zu viel über Diana im Film - für meinen Geschmack. Ich hab den Regisseur immer wieder gebeten Bilder von Diana raus zu nehmen. Ich hab fast bekommen was ich wollte, aber ich würde immer noch gerne ein paar Bilder von ihr raus nehmen. Aber -
Ich mochte das, weil sie ist -
Sie ist wie ein Geist im Film.
Ja, und sie ist die andere Frau. Sie ist das, was die Queen beschäftigt - diese andere Art eine 'Frau' zu sein. Deswegen mochte ich das. Die Königin hat sich entschieden, oder es wurde über sie entschieden die politische Form zu wahren. Und diese andere Frau, macht lauter Dinge, die der Queen gar nicht erlaubt waren. Ob sie etwas davon hätte tun oder sein wollen, ist mal dahingestellt. Aber ich mochte diese beiden Daseinsformen.
Ich verstehe - den Kontrast.
Ich mochte es auch für sie (die Queen) – es ist natürlich für das Publikum, damit es nochmal an die damaligen Gefühle erinnert wird. Ich fand es aber wichtig für sie, weil dadurch präsent ist, womit sie konfrontiert ist. - Auch wenn Sie das nicht mögen.
Nein, ich hab bloß gedacht, dass Sie darüber so stark nachdenken, und so da drin sind, das ist gut. Mich interessiert fast nur die Beziehung zwischen Blair und der Queen. Wenn ich könnte, würde ich auch Charles aus der Geschichte schmeißen, aber leider ist er ein wichtiger Teil der Geschichte und er ergänzt auch Farben und Schatten. Ein Film darf nicht zu linear sein. Es muss so laufen. Diese anderen Passagiere wie Diana und Charles sind - Der Spieß im Şiş Kebap ist die Queen und Blair und ihre Rivalität. Das ist alles, woran ich denke. Und wenn da auf dem Weg Dinge passieren, dann ist das nett. Auf die Art verliert man die wichtigen Dinge nicht aus dem Auge. Sonst könnte die Geschichte vielleicht undiszipliniert werden.
Ich mochte das aber gerade, deswegen ist es so ein großer Topf – es ist nicht nur eine politische Auseinandersetzung, sondern fast eine Diskussion über das Leben.
Diese Beziehung hat das immer gebraucht. Es war mir immer klar, nur weil sie die Queen ist, heißt das nicht, dass sie nicht mitbekommt, was vor sich geht. Man wird alt, und man versteht die Welt nicht mehr. Und man bekommt Angst vor Veränderungen. Und man kann sich nicht mehr genauso schnell bewegen - intellektuell wie physisch. Das erschien mir wie eine sehr universelle Geschichte. Ich bin erst 43, und ich merke, dass ich nicht verstehe, dass ich mit so vielen Journalisten von Internetseiten rede. Wer liest das? Niemand liest Internetseiten. Wo sind die Zeitungen oder was immer. Jetzt erst in Amerika waren mindestens 50 Prozent von den Interviews, die ich gemacht habe für dieses Online-Zeug und das verändert sich immer noch mehr - das ist unglaublich.
Man bekommt einfach schneller mehr Informationen. Bei den Zeitungen bin ich mit einer bestimmten Meinung konfrontiert. Bei dem Artikel im Internet kann ich zum Beispiel einen Link setzen. Ein Klick und ich kann auf die Internetseite von dem Film gehen, über den ich gerade gelesen haben, und mir vielleicht sogar die DVD bestellen.
Es ist lustig, aber „Martha meets ...“ habe ich genau zu der Zeit geschrieben, wo „The Queen“ angesiedelt ist. Das ist ein seltsames Zusammentreffen. Ich hab es in der Zeit von Dianas Tod geschrieben. - Wenn Sie jetzt darüber nachdenken, macht der Film für Sie den Eindruck, dass es ein Film einer bestimmten Zeit ist?
„Martha meets ...“?
Hat man nicht das Gefühl, dass er 10 Jahre alt ist?
Überhaupt nicht.
Oh, wirklich?
Nein, es war eher: eine moderne Frau trifft moderne Männer, und sie haben Probleme, wie es halt ist. Wie heute. Es sind individuelle junge Menschen auf Reisen, die sich treffen. Und es ist brillant, lustig, romantisch.
Ja, es ist ein süßer Film. Das freut mich.
Sehr, sehr schön. Ich habe auch den Eindruck, dass Sie eine feine Art haben für Frauen zu schreiben. Sie haben keine Angst vor Frauen.
Nein, ich habe keine Angst vor Frauen, auch wenn alle Frauen beängstigend sind, habe ich keine Angst vor Frauen. Es sind erschreckende Wesen, aber ich habe keine Angst.
Schreiben Sie auch mit einem Regisseur zusammen?
Nein, natürlich nicht. Um Gottes Willen. Eine Katastrophe. Da gibt es eine richtige Tradition, dass der Regisseur und der Autor ein und dieselbe Person ist. Ich glaube, das ist ein Fehler. Ich finde, es sollte ein Ausgleich stattfinden. Gestern hat ein französischer Journalist von „Libération“ in einem Email-Interview als letzte Frage geschrieben: „Wann werden Sie anfangen Regie zu führen?“ Ich habe keinerlei Ambitionen die Regie zu übernehmen. Und der Grund dafür ist, wenn ich Regie führen wollte, dann würde ich nur das inszenieren, was ich selbst geschrieben habe. Nur das. Und dann hätte ich das Gefühl, dass mich niemand überprüft. Niemand hätte es abgewogen, betrachtet, diskutiert, und dann würde ich mich wie ein Diktator fühlen. Ich hätte keine Opposition. Und das gilt auch für einen Regisseur. Ich glaube er braucht einen starken Autor, als Herausforderung, Herausforderung, Herausforderung. Und wenn ein Regisseur reif genug ist, stark genug ist als Mann, oder auch als Frau - aber meistens sind es Männer - dann kracht es. Und bei mir und Stephen steht es sehr genau fifty fifty, das ist eher ungewöhnlich. Und ich bin süchtig danach. Und ich glaube, er ist es jetzt auch. Ich denke, wir machen unseren nächsten Film zusammen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Regisseure so wären. Aber das sind sie nicht. Weil: ich hab eine sehr starke Meinung, ich bin ziemlich schwierig. Ich misch mich ein - ins Casting, im Schneideraum. Aber ich glaube, das hat dem Film „The Queen“ sehr gut getan. Die ganze Zeit, jeden Tag war ich am Set. Ich begreife einen Autor als Filmemacher. Ich bin mir völlig sicher, dass ich ein Filmemacher bin. Es ist lächerlich zu glauben, dass der Autor kein Filmemacher wäre. Ich schreibe die Szenen, es ist meine Idee: „Martha“ und „The Queen“ waren beides meine Ideen, meine Geschichten, meine Struktur. Die Szene beginnt und hört da auf, wo ich es sage, nicht wo der Regisseur es sagt. Ich schlage vor, welche Szene der anderen folgt, das entscheidet nicht der Regisseur.
Welche Aufgabe hat dann der Regisseur? Neben der, die Opposition zu sein?
Oh, Gott, alles! Weil - wie sie die Szene aufnehmen, was – zum Beispiel: Stephen hat meiner Meinung nach meine Arbeit verbessert, während der Regisseur von „Martha meets Frank, Daniel and Laurence“ sie verschlechtert hat. Ich fand das Buch besser als den Film. Das Buch war wirklich etwas Besonderes. Es bekam enorm viel Aufmerksamkeit - von allen. Es wurde als Drehbuch für viel Geld nach Amerika verkauft, von Miramax. Es war fast ein 'berühmtes Drehbuch'. Jeder hat es weitergereicht an die anderen Studios. Ich hab viele Briefe aus Amerika bekommen von Leuten, die es anderen gezeigt haben: „So muss man ein Drehbuch schreiben.“ Und der Film war eine große Enttäuschung – für alle. Einschließlich mir. Der Mann, der den Film gemacht hat, ist ein Freund von mir. Aber es war eine wirkliche Enttäuschung. Es hätte ein besserer Film werden müssen.
Was hätte man anders machen sollen – lag es an der Besetzung?
Ja, ich glaube die Jungs waren falsch – wir sind ein großes Risiko eingegangen mit dem Mädchen. Jede Hollywood Schauspielerin wollte diese Rolle spielen. Und wir waren arrogant. Wir wollten einen Star erschaffen. Jennifer Anniston wollte sie spielen, alle Mädchen aus „Friends“ wollten sie spielen. Ich nicht, aber der Regisseur hat sie alle getroffen, und dann sind wir Monica Potter begegnet. Und sie ist absolut bezaubernd, Monica Potter. Wenn du sie triffst, dann zieht sie dich absolut in ihren Bann. Und wir haben einen riesigen Fehler gemacht sie zu besetzen – im Nachhinein. Sie wurde nicht der große Star. Weder durch unseren Film, noch durch irgendeinen anderen Film. In der damaligen Zeit war sie dran ein großer Star zu werden, und wir haben sie genommen, weil wir dachten, wir haben damit die nächste Julia Roberts.
War es so ein großer Fehler, weil sie im Film nicht gut genug war? Oder ...
Nein, ich fand sie wunderbar in dem Film.
Das finde ich nämlich auch.
Ich fand die Art Direction schrecklich. Für mich wurde zu ausgestellt gespielt. Ich fand die Besetzung der Jungs falsch, Jo Fiennes war okay. Die anderen beiden hätte man anders herum besetzen sollen. Ich finde der Geschäftsmann, den sie im Flugzeug trifft, hätte ein gut aussehender, bornierter "Swarf" sein müssen, und der Junkie hätte ein bisschen verrückt sein sollen. Tom Hollander, der Kleinere, ist ein brillanter Schauspieler für solche psychischen Störungen. Das Ergebnis war, das er den Geschäftsmann zu einem etwas eigenartigen Zwerg gemacht hat, und ich war nie so ganz überzeugt von Rufus Sewell als Junky. Auch die Art wie gedreht wurde - ich fand, es wollte zu viel. Es wollte zu viel. Trotzdem hab ich den Film sehr gern. Ich bin sehr stolz auf den Film. Ich bin nur traurig, dass er nie so richtig ... – Aber es ist sehr interessant - und ich bin da sehr realistisch, nicht verblendet – wenn man in imdb oder Amazon schaut, und man überfliegt so diese Kommentare, – bei anderen Filmen, die ich geschrieben habe, die viel anerkannter sind - die Kommentare der Zuschauer sind gemischt. Zum Beispiel zu „Henry VIII“, der viele Preise gewonnen hat, oder „The Deal“ hat wichtige Preise gewonnen – es ist gemischt. Wenn man bei „Martha ...“ schaut - der weitläufig als Misserfolg gilt, weil er die Erwartungen nicht erfüllt hat - die Reaktionen der Zuschauer sind alle so wie Ihre: „Wo kommt der her? Warum war das nicht ein Bomben-Erfolg? Es ist ein wunderschöner, charmanter, beachtenswerter Film!?“
Es ist ein bisschen wie mit Diana?
Wie meinen Sie das?
So wie das Königshaus nie verstanden hat, was sie für eine Energie hatte für ...
Ich wünschte, „Martha“ hätte ein bisschen Energie. Ich glaube nicht, dass es der Film hat. Vor ca. einem Jahr – mein Freund, der Regisseur, und ich sagen immer: „Es ist so schade! Warum war es kein richtiger Erfolg.“ Und ich hab ihm gesagt, „Gib dir das mal: geh ins Internet und lies, was die Leute darüber schreiben.“ Und es ist erstaunlich - alle reden so wie Sie darüber.
Vielleicht liegt es auch daran, dass sie nicht bekannt ist. Sie ist einfach ein Mädchen. Und deshalb traut man sich vielleicht auch darüber zu schreiben. Vielleicht war das das 'Schicksal' des Films.
Vielleicht.
(Der nächste Interviewer tritt ein.)
Link-Tipp:
Podcast zum Film The Queen