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Es lebe der Tod!

Schauplatz 1: 1500 A.D.

Tomas, ein spanischer Krieger wird von Königin Isabel ausgeschickt um den "Baum des Lebens" zu finden. Die letzten Soldaten seiner Armee sind tot. Tomas steht am Ziel seiner Reise vor einer Maya-Pyramide, hinter welcher der heilige Baum aus dem Garten Eden vermutet wird.

Schauplatz 2: 2000 A.D.

Tommy Creo ist Krebsforscher. Seine Passion, ein Medikament zu finden, wird von der Krebserkrankung seiner Frau Izzi angetrieben. Durch die zufällige Beimischung einer südamerikanischen Baumrinde scheint es eine Möglichkeit für Rekonvaleszenz zu geben.

Schauplatz 3: 2500 A.D.

Tom, ein Mann der die Summe und gleichzeitig der gemeinsame Nenner von Tomas und Tommy zu sein scheint, fliegt in einer Sphäre durch den Weltraum um nach Xiballa zu gelangen. Außer ihm fliegt noch ein sterbender Baum, der die Seele von Isabel / Izzie darstellt. Wenn es ihm gelingt vor dem Tod des Baumes Xiballa zu erreichen, dann wird Isabels / Izzies Seele, genauso wie seine, unsterblich.

Drei Episoden. Ein Film. Parallelen?

Darren Aronofsky hat mit seinem dritten Film die Grenzen des Mystery-Kitsches endgültig überschritten. Sein Versuch die Sequenzen der Überdehnung von Zeit und Raum, in der Sphärenepisode, einem Stanley Kubrick gleichzutun und außerdem noch nebenbei von Liebe und ewigen Leben zu berichten, ist bedauerlicherweise in die Hose gegangen.

Die Maya-Mythologien und die christliche Genesis vermischt zur dünnen Suppe

fountain08fountain05 Dass Warner Bros dabei noch die Frechheit besitzt im Pressetext den Film auf eine Stufe mit Kubricks "2001 im Weltraum" gleichzusetzen und dazu noch verlautbart, dass es bislang keinen ähnlichen Film zu dieser Thematik gegeben hätte, ist wirklich mutig. Ein kommerziell erfolgreicherer "Highlander" ist wohl niemanden mehr in den Sinn gekommen. Auch "Terminator" lebt von der Zeitreise, wie so einige Star Trek-Folgen oder Soap Operas. Von Kubrick scheint die Zeitmorphologie und die Weltraumreise als Inspiration gedient haben, mehr konnte ich nicht entdecken. Ein schielen zu Tarkowskys "Solaris" ist genauso unübersehbar. (Dies jedoch spricht für den Film, nicht dagegen.) Leider vermischen sich die Mythologien der Mayas und die der christlichen Genesis derartig miteinander, dass am Ende ein spirituell verdünntes Gemisch auf die Leinwand fällt. Die Verbindungen zwischen den Jahrhunderten, die die Mythologie erklären sollten, wirken lediglich überambitioniert, anstatt tiefsinning.
Der Baum wird dem Hauptprotagonisten zum jahrhundertelangem Verhängnis, bis er seine Lektion durch Meditation begreift, die schlicht und ergreifend so aussieht, dass er in der Vergangenheit, statt weiter nach der Unsterblichkeit zu suchen, lieber mit seiner Frau spazieren gehen sollte. Die bescheidene Einsicht, man solle den Tod nicht zu stoppen versuchen, denn ansonsten wird man ewig mit demselben Karma wiedergeboren, ist zwar eine nette Parabel, aber letztlich auch nicht so eine wichtige Nachricht auf die man derartig kompliziert hinarbeiten müsste.

The Fountain - eine Seifenblase der Mystik

fountain09fountain11 Zur Musik kann ich leider auch nichts Positives sagen. Was mich selbst sehr verwundert, denn Komponist Clint Mansell war bislang für seine etwas gröberen Akzente bekannt. Zusätzlich hätte ich mir auch vom Kronos Quartett und der Gruppe Mogwai einen originelleren Beitrag erwartet.

Die Charaktere von "The Fountain" sind gegenüber den bunten Weltraumbildern und der schnulzigen Musik, außerordentlich farblos. Alle Toms, dargestellt von Hugh Jackman sind in ihre eigenen Fäden verknotete Theatermarionetten. Was die Verkörperung von Isabel / Izzi - dargestellt von Rachel Weisz - betrifft, so ist sie zwar weitaus authentischer, jedoch erlaubt ihr das Drehbuch nichts anderes als unschuldig und rein wie eine Schneeflocke zu sein. Wodurch sie den Film mit der Überpräsenz von Güte und Barmherzigkeit ertränkt. Die Tommys sind die ruhelosen und kriegerischen Antagonisten ihres Wunsches nach dem Sterben der Unsterblichkeit, um im Gegensatz ewig leben zu können.

Wem das zu abgehoben erscheint, der wird mit dem Film nicht viel anfangen können. Wer aber über Leben und Tod und ewige Liebe meditieren möchte, kann zusammen mit "The Fountain" für eine kurze Zeit in einer gemütlichen Seifenblase der Mystik schweben.

Lieber hoch hinaus als sicher am Boden

fountain18fountain14 Das gute an dem Film ist, es gibt spektakuläre Weltraumsequenzen die aus dem Mikrokosmos stammen. Chemische Reaktionen als Sterne und nebulöse Felder. Sowie ein Comic, sich nach dem Originaldrehbuch orientierend, welches Darren Aronofsky ursprünglich mit Cate Blanchett und Brat Pitt verfilmen wollte. Nach Meinungsverschiedenheiten sprangen beide ab und mit ihnen ein paar Millionen Doller Budget.
Die Geduld und Detailverliebtheit Aronofskys ist beachtlich. Immerhin hat er sechs Jahre lang an diesem Projekt gearbeitet. Sein Herz und Blut steckt dahinter und das ist etwas, was man trotz aller Mängel spürt. Es ist ein verdammt persönlicher Film geworden und geht nicht über die Vision eines intimen Dramas hinaus. Doch muss er das eigentlich? Als ich die Worte vom Filmkritiker Jim Emerson zu diesem Film las, überzeugte mich seine Haltung zu "The Fountain": "[…] It doesn't made for smooth, comfortable viewing, but I'd much rather watch somebody shoot for the moon when the stakes are sky-high than sit back while they play it safe. […]"
Om. (Patryk Dawid Chlastawa)

fountain20Film-Infos:
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Warner Bros. (Verleih: Luna Film; 2007)
Regie und Drehbuch: Darren Aronofsky
Schauspieler: Hugh Jackman (Tom Verde), Rachel Weisz (Izzi), Ellen Burstyn (Lilian), Mark Margolis (Father Avila), Marcello Bezina (Conquistador), Alexander Bisping (Del Toro), Cliff Curtis, Sean Gullette, Donna Murphy, Ethan Suplee, Sean Patrick Thomas

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