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Slumming ist, wenn man durch die Lokale streift, und macht, was man da eben macht: Spaß. Man betrachtet, schwätzt, isst und trinkt, liebt und schmeißt auch mal den Schlüssel weg. Man denkt sich Geschichten aus, die jemand anderes erlebt haben könnte, bzw. erlebt Geschichten, die einem jemand anderes unfreiwillig aufzwängt.

Schicksale treffen sich, driften auseinander, verlieren und finden sich, ganz woanders, als man sich das dachte. Ein wunderschöner Bilderrausch, eingefangen von Martin Gschlacht, stützt den Handlungsrausch, der in einer unausweichlichen Art dahin fließt - ohne Halt, ohne Rat, einfach so. Weil man das Leben halt nicht kontrollieren kann. Und das ist schön, und nicht schön. Weil die heilige Maria, an die man so gerne glauben würde, doch nur ein Luder ist.

still2_slummingstill1_slummingDas Schauspielerensemble ist gefordert und darf spielen. Geschützt von einem im Frühling bei der Diagonale ausgezeichneten Buch, bleibt immer alles in der Schwebe, ob wahr, ob Wahn, wer weiß.

Paulus Manker darf sich mal richtig ausleben - in jeder Weise. In seinem Hass auf die Anderen, weil sie nicht wie er sein müssen, sowie in seiner süchtigen Gier noch einmal ein Kind sein zu dürfen. Wunderschön seine still6_slummingstill4_slummingBegegnungen mit den Angestellten der diversen Verkehrsbetriebe.

August Diehl durfte diesmal neben seinem älteren Kollegen, die Rolle des wirklichen Unsympathlers übernehmen. Pia Hierzegger ist „die coolste Volksschullehrerin“ des Neffen von Michael Glawogger, und dabei angenehm leidenschaftlich engagiert. Michael Ostrowski hat leider nicht so viel zu sagen, neben den Herren Kollegen, wie das den guten Freunden eben oft ergeht, und Maria Bill will – eh nichts, außer ... gute Witze erzählen – dabei ist sie sehr lustig und sehr wienerisch.

Michael Glawogger hat mit Unterstützung von Barbara Albert eine Geschichte gezaubert, die irgendwie gut in die Weihnachtszeit passt. Nein, es ist kein Sozialdrama einer gestrandeten Persönlichkeit, und nein, es ist keine Läuterungsgeschichte eines kalten Herzens. Es ist viel eher ein Film über Begegnungen. Über diese vielen, vielen Begegnungen, die uns unmerklich weiter treiben auf der Landkarte unseres eigenen Daseins, frei nach dem Motto: Schau ma mal, was passiert, wenn... (Text: Stephanie Lang; Fotos: Lotus Film/Andrea Gurtner)

Link-Tipps:
Interview mit Michael Glawogger
Slumming