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Ein Mensch malt, was er sieht. Egal, ob es der spanischen Inquisition oder der hässlichen Königin gefällt. Die Verhältnisse ändern sich, der Blick bleibt derselbe. Gnadenlos tatenlos seinem Handwerk treu, ist der Berufsmaler Goya auf Aufträge angewiesen, egal von wem. Opulentes Erzählkino wird zu interessantem Geschichtsunterricht. 

 

 

Spanien 1792

Milos Forman hat bereits vor 50 Jahren während seines Studiums an der damals noch tschechoslowakischen Filmhochschule ein Buch über die spanische Inquisition gelesen. Jemand wird fälschlicherweise eines Verbrechens bezichtigt, das ist ein Ausgangspunkt einer starken Geschichte. „Immerhin gab es eine ganze Reihe von Parallelen zwischen der Inquisition und der kommunistischen Gesellschaft, in der wir damals lebten.“
In der Gewissheit: „Wenn du an Gott glaubst, kannst du jedem Schmerz widerstehen – du bleibst bei deiner Wahrheit“, ließen die kirchlichen Machthaber Menschen mit reinem Gewissen bis zum Tode foltern – oft genau weil das Opfer bei seiner Wahrheit blieb! - oder sie behielten sie als gebrochene Seelen in ihren Verliesen. Diese Zeit hat der Maler Goya fast wie ein Journalist in seinen Skizzen festgehalten. Das brachte Forman 30 Jahre später gemeinsam mit dem Produzenten, Saul Zaentz, auf die Idee einen Film zu machen, der Goya und die Inquisition verknüpfen sollte: „Wir brauchten für die Idee eine Geschichte, die wir beide mit Leidenschaft entwickeln und realisieren konnten.“, so der Produzent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte

Francisco de Goya, Hofmaler der Monarchie (angenehm zurückhaltend ggoyas_geister4espielt von Stellan Skarsgård, „Dogville“), hat eine bezaubernde junge Muse (wandlungsmutig, Natalie Portman, „Hautnah“). Ein einflussreicher Mönch (in jeder Weise überzeugend, Javier Bardem, bekannt aus „Das Meer in mir“) glaubt an seinen göttlichen Auftrag. Die Machthaber der Kirche betrachten eine Skizze des Malers über die Grausamkeit der Inquisition: „Diese Geister (die Künstler) zeigen uns das wahre Gesicht unserer Welt.“ „Wie reagieren wir darauf?!“ „Mögen die Menschen Gott fürchten.“ Die Geschichte nimmt ihren unaufhaltsamen Lauf. Die Zeiten wandeln sich. Die Auftraggeber wechseln, die Verliese werden geöffnet und wieder neu gefüllt. Der Gläubige wird aufgeklärt. Goya, muss dem Schicksal seiner Muse hilflos zusehen. Er ist Zeuge der französischen Revolution verbreitet durch Napoleons Einmarsch und erlebt schlussendlich die Machtergreifung der Engländer und damit die Rückkehr der regressiven Monarchie.

goyas_geister1Eine Künstlerbiographie

 Im Gegensatz zu Raoúl Ruiz in dem Film „Klimt“, versucht Milos Forman (Amadeus) keine Sekunde die persönliche Befindlichkeit des Malers Goya nachzuvollziehen. Im Gegenteil, er beobachtet fast distanziert sein Tun innerhalb der wechselnden Machtverhältnisse, die sein Leben bestimmten. Wunderschön die detaillierte Aufnahme des damaligen handwerklichen Vorgangs zu einem „Druck“. Damit ist alles erzählt, was unserem heutigen Alltag so anders macht. Wenn man sich erhofft, durch den Film zu erfahren, was Goyas malerische Modernität ermöglicht hat, bekommt man nur schwache Hinweise. Vielleicht den, dass er ein besonders feinfühliger Beobachter war, der nicht lügen konnte. Wer sich wünscht, Details seiner Werke auf der großen Leinwand zu genießen, kommt auf seine Kosten - aber erst im Abspann.goyas_geister3

Die Wahrheit!?

 Die Kirche brachte damals den Menschen bei „Gott zu fürchten“, die Revolutionäre ließen den Feinden der Freiheit „keine Freiheit“, die Eroberer verbreiteten ihre männliche Potenz. Was bedeutete das für eine Bevölkerung?! Der aktive ‚Politiker’ wirft dem passiven Künstler vor: „Ich bin ein Gläubiger. Du glaubst nur an das Geld.“ Die Muse gerät in die Hände der Gläubigen und bleibt daran hängen. Das letzte Wort behalten die Kinder. Ob man ihre Gesänge wohl versteht? (Stephanie Lang)

Film-Tipp:
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Goyas Geister (Originaltitel: Goya's Ghosts) Startdatum: 23. November 2006 im Verleih von Tobis Filmgoyas_geister2

Darsteller:
Natalie Portman, Javier Bardem, Stellan Skarsgård, Randy Quaid
Regie:
Milos Forman
Länge:
114 Minuten