Im Zuge der Weltpremiere von "...und Äktschn" im Wiener Gartenbaukino Ende Jänner 2014 ergab sich die Möglichkeit zu einem kurzen Interview mit Gerhard Polt. Auch die beiden Darsteller Michael Ostrowski und Robert Palfrader gaben Auskunft über Ihre Mitarbeit im Film. Die Fragen stellte Robert Fischer.
Mit "...und Äktschn" hat der bayrische Kabarettist Gerhard Polt nach längerer Pause wieder einen Film gedreht. Zum Inhalt: Polt spielt den erfolglosen Amateurfilmer Hans A. Pospiech, der vom Verkauf der Weltkriegs-Memorabilien lebt, die ihm sein Vater vererbte. Auf Vorschlag des Bankdirektors Faltermeier hin, startet er ein neues Filmprojekt, das ihm endlich den langersehnten künstlerischen wie finanziellen Erfolg bringen soll. In dem Film soll es um Diktator Adolf Hitler als Privatmensch gehen. Als Schauspieler für Hitler, Eva Braun und Co. hat Pospiech Amateure sprich Freunde und Bekannte aus seinem Wohnort vorgesehen, doch der Dreh endet letztlich im Fiasko.
Kulturwoche.at: "...und Äktschn" ist ihr erster Film seit zehn Jahren. Warum die längere Pause?
Gerhard Polt: Weil es nicht so einfach ist, einen Film zu machen. Einen Film macht man nur, wenn man die richtige Idee, das Konzept und das Geld dafür hat. Gelder zu kriegen bzw. Leute, die das ermöglichen so einen Film zu drehen, die findet man nicht so leicht.
Wie ist die Idee zum Film entstanden?
Gerhard Polt: Das entstand durch die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Frederic Baker, der auch die Regie von "...und Äktschn" gemacht hat und mit dem ich mich sehr gut verstehe. Er hat eine Zeitlang bei der BBC gearbeitet und dort Dokumentationen gemacht, und sich dabei auch auf die Suche danach gemacht, was den deutschen bzw. deutschsprachigen Humor ausmacht. Über diese Ebene haben wir uns kennengelernt. Und in unseren Gesprächen über den Humor und andere Dinge entstand die Idee zum Film. Die Grundidee war, auch aufgrund meiner persönlicher Erfahrungen zu sagen: Wenn man dieses ganze Genre der Hitler-Filme persiflieren will bzw. mit irgendeiner Perspektive versehen will, kommen vielleicht die Dilettanten der authentischen "Hitlerei" näher als irgendwelche langatmigen, hochkulturellen Abhandlungen.
Sie waren mit dem renommierten Hitler-Biografen Dr. Werner Maser bekannt. Was haben Sie von ihm über Hitler erfahren?
Gerhard Polt: Werner Maser ist leider schon verstorben, aber er hat sich ernsthaft mit Adolf Hitler beschäftigt und hatte u.a. einen Lehrstuhl in München an der Hochschule für Politik inne. Er hat mir viel über Hitler erzählt und da war vieles dabei, was der gängigen Meinung über Hitler, die von den Medien verbreitet wird, widersprochen hat. Da ging es z.B. darum, dass Hitler nicht nur der abgehobene Diktator und Massenmörder war, sondern teilweise auch großen Charme und Schmäh besaß, sonst hätte er ja nie in seinen Anfängen in München so schnell viele Anhänger und Zugang in die höhere Gesellschaft gefunden. Es wird auch viel darüber geredet, dass in Hitlers Entourage viele durchschnittliche Mitläufer dabei waren und das ist schon irgendwie ein Faszinosum. Da sind - sagen wir es mal vorsichtig - mittelmäßige Leute in der Lage, andere in ihr Boot zu ziehen, die ihnen Bildungsmäßig etc. haushoch überlegen sind. Aber diese Leute laufen den Mittelmäßigen rund um Hitler richtiggehend nach. Wie ist so etwas möglich?
In "...und Äktschn" kommt auch mehrmals ein dicker Band namens "Hitler Privat" vor. Gibt es dieses Werk wirklich?
Gerhard Polt: Nein, das sollte nur symbolisieren, dass es immer noch Leute gibt, die "das Buch" haben, das ihre Bibel ist, und wo die ganze Wahrheit drinnen steht (schmunzelt).
In einem Dialog im Film wird über "Aufklärung durch Humor" geredet. Ist dieser Ansatz auch ein Hintergrund des Films?
Gerhard Polt: Selbstverständlich! Wir glauben, dass, wenn Menschen ein bisschen Ironie haben, sie etwas immuner werden gegen so Allgemein-Plattitüden.
Wie kam es dazu, dass die Weltpremiere von "...und Äktschn" in Wien stattfand?
Gerhard Polt: Das kommt daher, weil wir in punkto Drehbuch von Österreich zuerst akzeptiert wurden und auch zuerst die Zusage der Finanzierung bekommen haben. Und weil der Film von der Besetzung her [u.a. sind in "...und Äktschn" Michael Ostrowski, Robert Palfrader und Erni Mangold zu sehen; Anm.] schwergewichtsmäßig mehr ein österreichischer Film als ein bayrischer ist.
Eine wichtige Rolle im Film hat Michael Ostrowski. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?
Gerhard Polt: Fantastisch! Dabei ist es wichtig zu wissen, dass alle SchauspielerInnen des Films nicht über eine Casting-Agentur geholt, sondern über den privaten Weg, also, dass zuerst einmal das persönliche Kennenlernen im Vordergrund stand. Es war also nicht eine Agentur im Spiel, die uns diesen oder jenen vorschlug, sondern wir haben uns mit der Auswahl der Mitwirkenden persönlich intensiv beschäftigt und über diese Art von Humor unterhalten, die im Film im Vordergrund steht. Das persönliche Verstehen stand da eindeutig im Vordergrund, auch da haben wir also unser Konzept sehr strikt durchgezogen.
Sie sind bekannt für Ihr Faible für den Bier-Pfiff und Leberkäs. Können sie in punkto Leberkäs vielleicht eine spezielle Sorte empfehlen?
Gerhard Polt: Keine Ahnung. Da ich noch nicht beim Buffet der Premierenparty war, kann ich dazu nichts sagen. (schmunzelt)
Warum war Gerhard Polt für Sie eine wichtige Inspiration als junger Schauspieler?
Michael Ostrowski: Weil er immer schon eine Art von Humor gehabt hat, die mir sofort getaugt hat. Zwischen komplett drüber bis sehr normal war da alles drinnen. Als Vorbereitung auf den Dreh von "...und Äktschn" war ich bei einem Zeltfest mitten in Bayern, wo Gerhard alleine vor ca. 500 Leuten aufgetreten ist. Das waren Leute aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, und es war herrlich zu sehen wie er die mit seinem Humor alle begeistern konnte. Da war alles vertreten von Lehrern über einfache Arbeiter bis hin zu Feuerwehrleuten etc. und Polt hat mit seinem Witz und Schmäh einfach alle erwischt! Quer durch die Bank! Das finde ich bei ihm so super!
War es für Sie schwer in die Rolle des Bankdirektors Faltermeier zu schlüpfen?
Michael Ostrowski: Nein, gar nicht. Man kennt ja selbst viele Leute, die in einer Bank arbeiten. Ich habe da auch gar nicht viel darüber nachgedacht. Gerhard sagte mir, dass diese Rolle eine Art Stereotyp ist. Überall in der Welt bzw. in jeder Stadt gibt es einen "Sparkassler", und den habe ich einfach gespielt.
Bankdirektor Faltermeier im Film ist ja auch ein begeisterter Golfer. Wie sieht es mit Ihrem persönlichen Handicap in Golf aus?
Michael Ostrowski: Ganz schlecht (schmunzelt)! Ich glaube, der Abschlag im Film war überhaupt der erste, den ich überhaupt je gemacht habe.
Gibt es vom "...und Äktschn"-Dreh eine besondere Anekdote?
Robert Palfrader: Meine Rolle bzw. die Figur die ich verkörpere hat ja das Problem, dass sie ursprünglich fast keinen Text hatte. Dann ist aber der skurrile Fall eingetreten, dass mein Schweizer Kollege Viktor Giacobbo wegen Dreharbeiten in seiner Heimat vorzeitig weg musste. Aus verschiedenen Gründen ist es sich dann nicht ausgegangen, dass er den ganzen Text, den er zu sprechen hatte, abliefert. Da wurde dann eine Lösung gesucht und so bin ich glücklicherweise doch noch zu etwas mehr Text gekommen, als ursprünglich geplant war (schmunzelt)! Es kam also genau so wie im Film, wo ja etwas Ähnliches passiert und das fand ich sehr lustig!
Was glauben Sie ist der Grund, warum der Humor von Gerhard Polt auch in Österreich sehr gut ankommt?
Robert Palfrader: Das beruht meiner Meinung nach auf mehreren Faktoren. Zum einen der Katholizismus, und zum anderen haben die Bayern ja auch einen "Hof" gehabt und ich glaube, dass alle nördlich des sogenannten "Weißwurschtäquators" immer noch ein wenig unter den Auswirkungen des Ausgangs des 30-jährigen Kriegs leiden und bedauern, dass es kein höfisches Zeremoniell mehr gibt. Das ist ein großes Manko! Und das können die Bayern gut, das haben die auch gut drauf. Deshalb tun wir uns mit diesem Humor leichter als z.B. mit norddeutschem Humor. Oberösterreich, der nördliche Teil von Niederösterreich und Salzburg waren ja alle einmal bajuwarisch besiedelt. Auch im Waldviertel kann man, wenn man genau hinhört, immer noch ein wenig bajuwarisches Idiom hören. Da gibt es auf jeden Fall eine Art Verwandtschaft. //
Das Interview führte Robert Fischer Ende Jänner 2014.
Fotos: Robert Fischer, Delia Wöhlert/Majestic
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