Hattet ihr zu Beginn von Science Busters ein Vorbild? Gab es das irgendwo?
Martin Puntigam: Nein, das was wir gemacht haben, hat es nirgends gegeben und gibt es eigentlich bis heute nicht, weil es eben das umgekehrte dessen ist, was üblich ist. Es hat viele populärwissenschaftliche Vorträge gegeben, z.B. Richard Feynman [1918-1988; US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger; Anm.] in den 1960er Jahren. Aber es ist immer so, dass entweder der Wissenschaftler launige Vorträge haltet mit Witzen, wenn er aber zu viele Witze macht, dann nehmen ihn die Leute nicht ernst, dann ist die Figur des Wissenschaftlers gefährdet oder die Person des Wissenschaftlers oder es ist ein Kabarettist, das gibt es auch sehr oft, die halt eine naturwissenschaftliche Schulausbildung hatten oder ein bisschen was studiert haben und dann über Wissenschaft reden. Aber denen nimmt man dann irgendwann den Wissenschaftler nicht mehr ab - und das haben wir aufgeteilt. Dadurch dass ich so einen starken Hang zum Verkleiden, zum Theatralischen, zum Dramaturgischen habe, haben wir das umgedreht und wir reden nicht über Wissenschaft und machen rundherum ein Theater, sondern wir machen ein Theater, eine Show, und in der geht es um Wissenschaft - und nur wenn die Show funktioniert, dann können wir die Wissenschaft auch transportieren.
Die ersten Auftritte in der TU Wien waren konzeptionell noch deutlich anders…
Martin Puntigam: Das war 2006, da haben wir drei oder vier Auftritte auf der TU gespielt und an ein paar Schrauben gedreht, so kann man es sehr freundlich formulieren. Eigentlich war es in Wirklichkeit viel zu lang und auch total fad teilweise und ich war froh, dass ich auf der Bühne und nicht im Publikum war, aber ich hab währenddessen gemerkt, was nicht funktioniert, weil es ist irrsinnig schwierig auch für mich damals gewesen und heute noch immer schwierig mit Wissenschaftlern, die keine Bühnenerfahrung haben zu proben, weil die keine Ahnung haben, was proben ist und was Theater ist. Denen ist ja die Tonqualität wurscht bei einer Vorlesung und ob man im Licht steht… - Die ersten Vorstellungen… - also die erste war, glaube ich, wirklich die Furchtbarste. Die zweite war die, wo ich das erste Mal mit Kostüm auf die Bühne gegangen bin, mit dem rosa Trikot und den Nippeln und den Haaren, das hat schon viel besser funktioniert und bei der dritten haben wir uns leider wieder mit der Zeit verschätzt, soweit ich mich erinnern kann, und bei der vierten haben wir dann das erste Mal diesen Adventskalender gespielt und das war eigentlich dann das Format, wo wir draufgekommen sind, so geht es. Damals hab ich noch die Physiker beschäftigt, der Heinz hat aufputzen müssen, Werner hat irgendwas gekocht - das machen wir heute noch immer, weil das Konzept Freibier ist halt das erfolgreiche Kommunikationskonzept der Menschheit. Dass es irgendwas gibt, was gebacken und hergestellt wird und am Ende zu verkosten gibt. Man kommt durch diese Umwege, dass man was naschen kann, dass es Bücher gibt, so nah an Wissenschaftler heran, die vorher sich so nahbar gemacht haben, dass die Leute wirklich viele Fragen stellen und das ist schon gut.
Wie gestaltest du die Figuren? Wie viel Alter Ego sind die und wie viel Anteil ist da von dir drinnen?
Martin Puntigam: Ich versuche immer die gesellschaftspolitische Entwicklung, so weit ich sie begreife, aufs familiäre herunter zu brechen, weil es dann so viel sichtbarer wird, wie unter einer Lupe. Man schaut einfach genauer hin. Familiäre Verhältnisse kennen so gut wie alle Menschen und für Politik interessieren sich aber nicht alle Menschen. Das, was veröffentlichte Politik ist, hat ja oft wenig damit zu tun, wie Politik hergestellt und verwaltet wird. Also schau ich nur, wie sich das entwickelt. Und die Politiker, die heute auf der politischen Bühne sind, behaupte ich jetzt mal, die hätte es vor 25 Jahren nicht gegeben, die hätten sich nicht durchgesetzt, also auch so jemand wie Sebastian Kurz wäre schon allein deshalb nicht an die Spitze gekommen, weil damals der Konkurrenzkampf innerhalb der Parteien viel größer war und jemand, der nur Marketing kann, die Zeit war damals nicht so, da hat man etwas anderes auch noch können müssen. Dass Marketing so wichtig ist, ist eh schon lange, aber dass das exklusiv wichtig ist und dass es überhaupt nicht mehr wichtig ist, wofür man eigentlich steht, das ist eine Entwicklung über die Jahre und ist nur eine von vielen Entwicklungen, und die komplette, wie soll man sagen, nicht wirtschaftspolitische, sondern die wirtschaftliche Dynamik, die sich seit den 1980er Jahren ergeben hat, nachdem in den 1970er Jahren klar geworden ist, dass es diese Vollbeschäftigung nicht ewig gibt und dass es auch nicht sein muss, dass man freundlich zueinander ist, das hat sich entwickelt, das hat sich ja schon verändert.
In der "Sendung ohne Namen" hat man ja nicht unbedingt gewusst, dass du Texte geschrieben hast dafür, aber Science Busters war ja extrem populär. Gab es da auch von politischer Seite Annäherungen?
Martin Puntigam: Wir haben schon eine Positionierung, aber in Wirklichkeit haben wir eher Äquidistanz genommen, das heißt, wir haben jetzt nicht für alle Firmen oder politischen Parteien Firmenveranstaltungen gespielt, aber wir haben auch für niemanden extra was hergestellt, wenn es gewünscht wurde. Wenn, dann sind wir halt als wir aufgetreten und haben das gemacht, was wir wollten und seit der Heinz tot ist und es den Oberhummer Award gibt versuchen wir in Wirklichkeit, weil wir dann auch schon so populär waren, mit allen Kontakte zu haben. Das heißt, das ist ja jetzt breit aufgestellt mit der Stadt Wien, dem Wissenschaftsministerium, dem ORF und den Unis - und dann gibt es noch Kontakte zu anderen Landesregierungen, die mitfinanzieren, weil es unabhängig von unserer politischen Präferenz ja so ist, dass Wissenschaft eine gesellschaftspolitische Aufgabe hat. Es wird von allen Menschen finanziert, es sollen sich alle Menschen möglichst damit beschäftigen. Es ist ja egal, ob sie sich dafür interessieren oder nicht, ihr Leben wird massiv davon beeinflusst und je besser sie es verstehen, je weniger Furcht sie haben, je eher sie sehen, dass sie sehen, dass es günstig ist, dass es eine moderne naturwissenschaftliche Welt gibt, desto besser und das sollen unserer Meinung nach - und das ist auch oft wirklich so - mal alle politischen Parteien repräsentieren. Dass es in der rechten Szene mehr Esoteriker und Verschwörungstheoretiker gibt, liegt in der Natur der Sache, dort kann man schwerer andocken und dort will man auch weniger andocken, aber im Grunde genommen, ist die Welt, so wie sie ist, so naturwissenschaftlich geprägt, dass das gut ist, aber man kann es sich eh nicht aussuchen, man kann das alles blöd finden, aber dann ist es trotzdem so und darum ist es besser, die Menschen beschäftigen sich damit.
Kannst du dich noch an deinen ersten Auftritt erinnern?
Martin Puntigam: Ja klar, der erste Kabarettauftritt, der als solcher produziert war, war tatsächlich beim Kleinskunstvogel in Graz 1989, das war mein allererster Auftritt und ich war, ich habe es eh schon kurz gesagt, ich war ja wirklich sehr überzeugt von mir und da hat man damals noch zwei Sets vorbereiten müssen, das ist heute nicht mehr so aber damals hat man zwei 15-Minuten Stücke haben müssen und man hat nicht schon vorher damit auf der Bühne stehen dürfen mit dem Programm oder davon leben, das war alles verboten. Ich war so eingebildet, dass ich davon ausgegangen bin, dass ich eh sowieso ins Finale komme, deshalb hab ich die schlechtere Nummer zur Vorentscheidung gespielt. Viele Jahre später, weil ich kenne die Leute im Theatercafé ja gut, haben sie mir irgendwann einmal erzählt, dass sie das eigentlich furchtbar gefunden haben und ich war schon so gut wie ausgeschieden, aber es sind dann welche gekommen, die noch g'schissener waren und deshalb bin ich dann noch ins Finale reingerutscht. (Lacht.) Und dort habe ich dann erstens die bessere Nummer gehabt und zweitens, so wie ich das referiert habe, hat mir meine langjährige Ministrantenkarriere wirklich einen großen Vorteil verschafft, weil die, die noch im Finale waren, waren eigentlich auch nicht untalentierter als ich und hätten den Sieg rein inhaltlich genauso verdient gehabt, waren aber wahnsinnig nervös und haben die Hosen voll gehabt und haben ihre Leistung aus den Vorrunden überhaupt nicht auf die Bühne bringen können, weil sie so nervös waren, dass sie das jetzt gewinnen könnten, während mir das alles vollkommen wurscht war. Es gibt so viele Menschen, die sich nicht auf eine Bühne trauen und wenn man sich nur traut, ist das schon die halbe Miete, und was soll denn schon passieren?
Du hast sehr schnell einen Bekanntheitsgrad erlangt und konntest schnell vom Kabarett leben...
Martin Puntigam: Ja, ich habe sofort davon leben können. Es war natürlich ein Privileg, das unglaublich war. Heute schwierig, zumindest wenn man so unfertig und eigensinnig ist wie ich es war. Es war nicht lange so furchtbar wie das erste Programm, aber es war trotzdem unfertig, es war eine andere Zeit und ich hab so viel Zeit bekommen, von einem Programm zum anderen besser zu werden, wie man sie heute nicht mehr kriegt. Wenn man heute zwei Programme spielt, die dann nicht so sind, dann hat man es schwer mit Auftritten. Man hat auch viel länger gespielt früher, es war eine Premierenserie und war selbst für solche wie mich als junger, zwei bis drei Wochen im Niedermair am Stück, das war einfach ganz normal, das man das gemacht hat, also ist da sofort Geld reingekommen.
Aber mit Klavierbegleitung zum Beispiel, wie Lukas Resetarits es gehabt hat, so was hattest du nie?
Martin Puntigam: Ich mag das, was Lukas Resetarits macht, sehr gern, aber diese Art, also rein formal war dieses Nummernkabarett schon damals altmodisch. Ich mochte lieber eine Figur entwerfen, eine Geschichte erzählen, und wer am Anfang nicht aufpasst, der versteht am Ende vielleicht nicht worum es geht. Da kann man auch raffinierter werden mit Wiederholungsschleifen und so, aber es war halt damals der Anspruch. Mein erstes Programm war ein Nummernkabarett, aber das habe ich dann sofort bleiben lassen, weil diese vielen kurzen Sprints habe ich als dramaturgisch unbefriedigend empfunden.
Das heißt die ältere Kabarettgeneration war für dich kein Vorbild? Also Karl Farkas, Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger?
Martin Puntigam: Naja, also Der Herr Karl hat mir schon sehr gut gefallen, aber das ist ja ein Theaterstück und gefallen haben mir die Miniaturen von Gerhard Polt sehr gut, das hab ich von Anfang an fantastisch gefunden und auch die Sketches von Monty Python haben mir natürlich gut gefallen, aber auch die Spielfilme, dort waren diese Miniaturen auch viel gebrochener als es bei normalen Kabarettnummern sind. Was mir nicht gut gefallen hat, das war lange Zeit so üblich, dass man eine Nummer gespielt hat wie ein Thema, das aber eh alle schon gekannt haben und dann hat man nach der Nummer noch ein Lied gespielt zu diesem Thema, das hat mich ziemlich abgetörnt, so wollte ich das nicht machen. Aber es hat ja auch Leute gegeben wie Josef Hader, Gerhard Polt - oder der junge Richard Rogler hat tolle Sachen gemacht, an die man sich orientieren hat können und wie ich das gesehen hab, habe ich mir gedacht, das was ich machen möchte gibt es ja eh, also schau ich, dass ich mal einigermaßen so gut werde wie die, und wenn ich das dann kann, schau ich weiter, wo man dann noch weiter hingehen kann.
Was waren die Schattenseiten vom Kabarettistenberuf?
Martin Puntigam: (Atmet tief ein.) Schattenseiten hat es eigentlich keine gegeben. Also über meine Berufswahl, das wäre echt läppisch, wenn ich mich da beklagen würde. Ich habe halt immer mehr ausprobiert. Spätestens ab Ende der 1990er Jahre hat das Kabarett begonnen, schlichter oder unterhaltsamer oder gefälliger zu werden, weil es auch ein Riesengeschäft geworden ist und ich bin aber in die Gegenrichtung gegangen und das ist dann schwieriger geworden, für diese drastischen Programme und diese aversiven Charaktere Publikum zu finden, und dann größer zu werden damit. Also ich bin ungefähr gleich populär geblieben und habe immer weiter probiert, was kann man dem Publikum noch alles zumuten, was trau ich mich noch alles auf der Bühne. Dann habe ich Sachen gemacht wie ins Publikum zu gehen, das habe ich immer gehasst, aber ich mache das so, dass man sieht, dass ich es nicht leiden kann. Ich habe mich richtiggehend gefürchtet ins Publikum zu gehen, weil ich so schlecht Improvisieren hab können. Spam hat das Programm geheißen mit dem entsprechenden Plakat, wo ich mich vornübergebeugt nackt fotografiert und dieses Graffiti paraphrasiert habe. Es ist dann überraschend schlecht angekommen zum Teil. Nur habe ich dann eh wieder Glück gehabt und Angebote von FM4 gekriegt, dann ist die Sendung ohne Namen dazugekommen, dann sind die Science Busters gekommen. Ich hätte auch nicht zurückrufen oder abheben können, wie der Heinz Oberhummer angerufen hat, das hätte genauso passieren können, und das hat sich zufällig so ergeben oder wir hätten uns auch unsympathisch sein können, das wäre ja alles möglich gewesen. Also eigentlich, wenn man einen Beruf hat, so wie ich, den man gerne macht, mit dem man ganz viele verschiedene Medien bedienen kann und fast die ganze Zeit ohne Vorgesetzte auskommt, also da gibt es wenig Schattenseiten .(lacht zufrieden.)
Wirst du manchmal auch angepöbelt, oder bist du im Privaten auch zynisch?
Martin Puntigam: Also wenn man Arschlöcher spielt, dann ist immer eine ganz gute Faustregel, ist man meistens ein ganz netter Mensch. (Lacht.) Das kann ich natürlich von mir selber nicht sagen, aber meine Frau ist ab und zu gefragt worden, wie man mit mir zusammen sein kann, weil ich ja so ein monströser Typ bin, aber eigentlich bin ich ein ganz freundlicher, unspektakulärer Mensch im Privatleben. Ich habe - und das ist auch ein Zeichen, dass der Beruf gut gelingt - ich habe keine Hobbys. Es gibt nichts, wo ich mir denke, wenn der Beruf endlich fertig ist, kann ich das machen, was ich eigentlich machen will, sowas existiert nicht, ich mache ein paar Sachen ganz gern, was man nicht auf der Bühne macht - schwimmen oder wandern, das muss man halt woanders machen als auf der Bühne. Aber ich bin eigentlich ein ganz handzahmer unspektakulärer Mensch. Also so, wie es in der Biographie steht, wenn man diese Bewertungssterne hätte - wenn ich da bei Action einen halben Stern habe, trägt man schon dick auf.
Wo ist die Schmerzgrenze? Du hast ja doch sehr derbe Sachen auch dabei. Worüber würdest du nie einen Witz machen?
Martin Puntigam: Das kann ich nicht sagen. Das kommt immer auf den Zusammenhang drauf an, und welche Figur man entwirft, die das sagt und warum man das macht. Also ich hab ja immer den satirischen Zugang. Das heißt, man versucht ja immer, sich nicht mit denen, denen es eh gut geht, zu solidarisieren. Sondern man versucht immer darzustellen, wo es nicht so gut läuft. Und ich mache ja keine Witze, oder ich versuche keine Witze, ich gehe nicht auf die Bühne und rülpse, weil es lustig ist oder so, oder wenn es im Stück so ist, dass es halt sein soll, dann mache ich sowas auch, aber das versuche ich immer so einzubinden, dass das einen Sinn hat und dann wüsste ich nicht, wo es eine Grenze gibt. Aber ich denke mir keine Stücke aus, wo ich auf der Bühne auf einen Hamster draufsteige und den ums Eck bring (lacht) - also wehrlose Kreaturen auf der Bühne aus dramaturgischen Gründen zu quälen, das würde ich bleiben lassen.
Ein paar Meldungen, wie du in den Medien betitelt wirst: Enfant Terrible, Saubartl, Rampensau oder Volksbildner. In welcher Rolle gefällst du dir am besten?
Martin Puntigam: Ja, alles. Ich bin ja früh drauf gekommen, dass es für meine Arbeit günstig ist, sich in dem Fall mit Wissenschaft oder mit Spezialwissen zu beschäftigen, dass die Leute nicht so interessiert, das hab ich schon mit dem Programm Innenaussagen angefangen, aber mit Wildwochen ein Physikprogramm 1998 begonnen, dass ich mich mit Elementarteilchen und Physik beschäftigt habe und das war auch mit vielen derben Witzen und mit Hundefutter essen und Beschimpfungen und so weiter aber gleichzeitig habe ich über Hochenergiephysik geredet, wo sich damals echt keine Sau dafür interessiert hat, die das nicht zufällig studiert gehabt hat. Niemand hat Atomkraft interessant gefunden, sondern da war Atomkraft, nein Danke! das höchste der Gefühle, was du von einem Kabarettisten haben hast können. Aber da bin ich sehr bald draufgekommen, dass wenn man was erzählt, und sehr elaboriertes Fachwissen gegenmontiert mit irrsinnig ordinären Sachen, können sich die Leute bei den ordinären Sachen nicht so leicht abwenden, weil man ja vorher so schlau war. (Lacht)
Was ist für die Zukunft geplant, wenn du dann in 100 Jahren als Virus wiederkommst?
Martin Puntigam: Haha, na das ist dann erst in 10 000 Jahren wahrscheinlich. Das Programm Glückskatze ist noch nicht so alt, ein knappes Jahr, und davon hab ich es mehr als ein halbes Jahr nicht spielen können, also insofern ist es relativ frisch, das werde ich schon noch eine Zeit lang spielen. Und bei den Science Busters ist das so dankbar, weil Wissenschaft wird weitergehen, also wenn es nicht so radikale Zusammenbrüche aufgrund von Naturkatastrophen gibt, dass wieder irgendwelche klerikal faschistischen Diktaturen das Ruder übernehmen weltweit, wird Forschung und Wissenschaft immer interessant bleiben, weil immer was Neues kommt. Wenn ich mein restliches Berufsleben zwischen dem, was ich mit den Science Busters mache und ab und zu ein Solo oder Duo-Programm, wie Erlösung - wenn das mein restliches Berufsleben ist, dann soll mir nicht viel schlimmeres passieren, dann brauch ich nix Großartiges Neues entwerfen. Ich arbeite immer gerne mit verschiedenen Leuten zusammen, gerade auf der Science Busters Bühne ist das Format so gut eingespielt, dass man immer wieder mal jemanden dazu nehmen kann, und das machen wir ja. Wir haben jetzt mit der Infektiologin Ursula Hollenstein viel gespielt und immer wieder mal mit Franz Viehböck, und so werden wir das auch in Zukunft halten.
Was ist ein geglückter Tag für dich?
Martin Puntigam: Das ist einerseits eine sehr große Frage, wo sich Menschen mehrere Monate lang Gedanken drüber machen, andererseits auch eine sehr intime Frage, die ich tatsächlich nicht beantworten möchte (lacht). Also, wenn man am Abend nicht unglücklicher ist als in der Früh, dann ist das schon okay. Und wenn nicht, wenn die Tage einander nicht gleichen, ist es in Wirklichkeit auch ganz gut. Klar ist es schön, wenn es ab und zu schön ist, aber wenn es immer schön ist... - das ist ja das große Glück in meinem Berufsleben, dass es so abwechslungsreich ist, dass es dadurch nicht fad wird, dass es immer so viele verschiedene Dinge zu bedienen gibt, die man abwechselnd machen kann und selbst wenn ich immer mit demselben Programm auf die Bühne gehe, nach 30 Jahren ist es trotzdem nie fad. Es ist das ganz Erstaunliche, weil das Publikum immer anders ist und man muss immer ein anderes Timing wählen. Selbst wenn ich denselben Text 10 Mal hintereinander spiele, ist er beim 10. Mal nicht langweilig, weil ich immer schaue, dass die Abende gelingen, und je besser man den Text kann, desto mehr probiert man aus, weil man dann nicht nachdenken muss, was man sagt, also hat man wirklich nur Bruchteile von Sekunden Zeit, etwas auszuprobieren, es ist wie eine Zeitdehnung, weil man den Text so gut kann und in der Zeit kann man Sachen ausprobieren und dann kommt man auf neue Tonfälle und Bewegungen. //
Interview: Manfred Horak und Jutta Steiner
Transkription: Jutta Steiner
Fotos: Manfred Horak