strip-naked_freischwimmerDie heftig kritisierte dänische Blachman-TV-Show als Theaterperformance von Rose Beermann und Iva Sveshtarova eröffnete am 6.11.2014 das Freischwimmer Festival im brut im Konzerthaus in Wien.

Mit "Strip Naked, Talk Naked" versuchten Rose Beermann und Iva Sveshtarova ein Reenactment der dänischen Blachman-Show - bei der Premiere präsentierte sich allerdings bloß eine zaghafte Nacherzählung. Blachman stellt in einer Fernsehshow nackte Frauenkörper aus - zwei Männer sitzen jeweils davor und kommentieren diesen, die nackten Frauen dürfen dazu nicht Stellung beziehen, sie bleiben stumm. Die Sendung hätte provozieren sollen, so Blachman, und Sexismus aufzeigen. Der Schuss ging jedoch nach hinten los: "Bei Dänen peept's wohl" titelte etwa die Süddeutsche Zeitung und auch in anderen Medien, dänische wie ausländische, wurde die Show heftig kritisiert. Ein hehres Ziel also, das umstrittene Format auf die Theaterbühne zu transportieren und zu erwarten, dass glückt, was bei Blachman misslingt.

Das Scheitern kann nicht schöngeredet werden

Die Transformation einer TV Show, die durch Einblicke in Intimes durch Voyeuristisches und Exhibitionistisches gewährt, auch indem sie auf unmittelbares Publikum verzichtet in das Medium Theater (!) scheint auf den ersten Blick schwierig - das Scheitern der Freischwimmer Produktion kann jedoch damit allein nicht schöngeredet werden. Die viel zu strukturierte Herangehensweise von Rose Beermann und Iva Sveshtarova ist im Stück deutlich erkennbar. In zirka zehn Szenen wurde die Show geteilt, durch einen Ortswechsel innerhalb der Bühne gekennzeichnet. Refrainartige Einlagen aus verschiedenen Genres wie Ballet und Varietè leiten immer wieder über und erinnern ein wenig an Werbeblocks, die im TV zwischengeschaltet werden. Im Bühnenbild und Kostüm orientiert sich Beermann stark an der Vorlage, auch im Text wurden zumindest einige Aussagen wortwörtlich aus der Show, die auf YouTube nachgesehen werden kann, übernommen.

Nackt auf den Stühlen

Dramaturgisch sehr klar gibt es zwei Stränge, die sich konträr entwickeln: die Männer, zuerst angezogen, über die Frauen redend, diese hingegen nackt, da, aber niemals präsent. Vorhersehbarerweise wendet sich das Blatt, wenn auch sehr platt: die zunächst splitternackten Frauen rücken in den Vordergrund, werden eigenständiger, befreien sich, bekleiden sich, bis sie am Ende in Jeans und Turnschuhen auf der Bühne stehen und im wahrsten Sinn des Wortes aus der Rolle fallen. Die Männer hingegen entblößen sich immer mehr, zuerst verbal und sitzen schließlich nackt auf den Stühlen. Sie werden immer unsichtbarer, bis sie schließlich gar nicht mehr gebraucht werden.

Demontage des Stücks

Anstatt die Geschichte dann einfach so stehen zu lassen, treten die beiden Schauspielerinnen plötzlich aus ihrer Rolle und performen eine Art Making of - Probeszenen, die es ins Stück nicht geschafft haben, inklusive. Während sie erklären, was da auf der Bühne hätte passieren sollen, demontieren sie das Stück komplett - ein schlechter Witz, den man erklärt wird einfach nicht besser... - Typische Männerposen, ein wenig Geplänkel, eine Handvoll humoristische Einlagen und synchrone Langeweile - was bei Blachman schon nicht funktioniert hat, bleibt auch hier auf der Strecke. Anstatt den ZuseherInnen gehörig auf die Füße zu treten, tippt man sie an der kleinen Zehe und entschuldigt sich gleich hinterher. Das ist schade, denn das Thema hat durchaus Zeug zur Provokation: Sexismus ist Alltag, nicht nur in Dänemark. Die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. Gemeinsam mit Simon Mayers SunBengSitting eröffnete Rose Beermann mit Strip naked, talk naked das Freischwimmer Festival in Wien. (Text: Anne Aschenbrenner; Fotos: Gerhard F. Ludwig)

strip-naked1_freischwimmerKurz-Infos:
Strip naked, talk naked
Bewertung: @@
Kritik zur Premiere am 6.11.2014
Freischwimmer Festival / brut im Konzerthaus

Konzept, Realisierung, Performance: Iva Sveshtarova, Rose Beermann
Von und mit: Daniel Hinojo, Sebastian K. König
Dramaturgie: Marcel Bugiel
Sounddesign: Bernhard La Dous
Lichtdesign: Sebastian K. König