Im Rahmen des Schwerpunkts "Achtung, Performance!" im Dschungel Wien zeigte Künstlergruppe schallundrauch agency die "Hidden Tracks" ihrer ersten Version von "Da Saund of Music".
Diesmal geht es formal deutlich strikter und konsequenter in Richtung offenes Format oder Performance. Das "Theaterstück" (die Intervention, Irritation, der Diskurs) beginnt mit einem interaktiven Rundgang in einem lebendigen Heimatmuseum. Heimat, das ist der Begriff, um den sich all die Elemente drehen, die diese Performance bietet. Und dieses Thema wird innerhalb des lockeren Rahmens des (eher unsäglichen) Pseudo-Heimatfilms "The Sound of Music" beackert, ein Film, der in weiten Teilen der anglophonen Welt das Bild von Österreich prägte und noch prägt.
Versatzstücke als Heimatassoziationen
Folgerichtig gibt es da einen "Maria-Trapp-Saal", in dem wahlweise Kaffee gekocht oder auch ein falsches Wolfgang Ambros - Whitney Houston Konzert mit rührend viel falschem Pathos vorgetragen wird. An anderen Stationen wird über Fußball und seine Anhängerschaft zwischen Hirschgeweihen räsoniert, es werden Pflückzeichnungen feilgeboten, ein Tisch zum Percussionsinstrument umfunktioniert oder auch - bei den Anwesenden Kindern eindeutig ein Favorit - interaktiver Tanz auf Zuruf inklusive Umarmungs- und Komplimentangebot gezeigt. Überall liegen Versatzstücke als Heimatassoziationen eher zufällig oder auch kunstvoll arrangiert im Raum verteilt. Eine Kneipp Station und ein improvisierter Hochstand komplettieren das Angebot, bei dem auch der Einblick in die chaotische KünstlerInnengarderobe mitspielt. All das wird witzig drapiert mit Beschilderungen ganz im Stile der abgehobenen AusstellungsmacherInnen von Albertina und Co.
Mit der Kraft des Edelweiß
Mit Waldrauschen und dem Titelsong "Edelweiß" aus dem besagten Hollywood Heimatschinken wird eine fokussiertere Phase eingeleitet. Geschichten werden da prinzipiell in einem flapsigen Konversationston herausgesprudelt, immer wieder mit Gegenfragen in das manchmal belustigte, manchmal irritierte junge Publikum. Das Publikum teilt sich farbgeleitet in verschiedene Erzählstationen auf. Und da wird mehr oder minder frei assoziativ über Heimat, Familie und Geborgenheit parliert. Mit "Auf und der Kuh nach" folgt eine sehr stimmige, witzige und schön körperlich umgesetzte Kuhglockenperformance, die in ihrer Zusammenwirkung einmal mehr ein Lied aus dem Film ergeben. Einige begleitende LehrerInnen waren sichtlich distanziert und skeptisch, die Kinder nahmen es lockerer, betrachteten den Vormittag als lockeres Aufbrechen traditioneller Ordnung und verhielten sich von interessiert bis zum pausenmäßig unbeschwert.
Stärken und Schwächen
Ihre Stärken entwickelt die Produktion bei den musikalischen Einlagen und den Bewegungsstudien, die intensiv und ganzkörperlich beeindrucken. Die Sprechsequenzen verlaufen eher unspektakulär. Der lockere, private Umgangston ließ die Kinder eher am Außenrad des Geschehens verharren. Überhaupt verleitet das Format zwar einerseits zum leichten Einstieg ins Geschehen, aber intensivere Bindung ins Geschehen ist durch die ständige Ironisierung und Brechung eher nur schwer möglich. Also ergibt sich ein bunt-assoziativer Bilder- und Gedankenbogen zu Heimat und Fremde, leicht verdaulich, an einigen Stellen zu leicht, so dass das Verdauungsexperiment, zu dem geladen wurde, nicht von allen angenommen wurde. (Text: Tristan Jorde; Fotos: Sonja Bachmayer, mundomania.eu)
Kurz-Infos:
Da Saund of Music - Hidden Tracks
Bewertung: @@@@
Stationen-Performance (ab 13 Jahren)
Kritik von Tristan Jorde zur Uraufführung im Dschungel Wien am 27. Jänner 2014
Produktion: schallundrauch agency
Künstlerische Leitung: Janina Sollmann, Gabriele Wappel
Musikalische Leitung: Šimon Voseček
Bühne: Michael Haller, Silvia Auer und Team
Kostüme und Ausstattung: Anna Panzenberger
Licht: Silvia Auer