Das Stück beginnt im Foyer. Fini Foto (Claudia Mayer) heißt das junge Publikum herzlich willkommen und bittet es ins Projektionszelt. - Projektionszelt? Ja richtig, es ist kein Theaterraum und es ist auch kein Theaterstück, das wird den Kindern schnell klar, auch wenn ihnen sonst zunächst nicht viel klar ist. Aber zum Glück gibt es im Anschluss ein Publikumsgespräch, in dem Christian Reiner die ganze Handlung noch einmal erzählt.
Die Geschichte ist die von Fini, die eigentlich Josefine heißt, und die innerlich mit einem Blinzeln Fotos schießen kann. Fotos von den absonderlichsten Dingen. So sieht sie zum Beispiel einen dicken Jungen, der auf einem Springbrunnen steht und dem allerhand Tiere aus dem Mund heraushüpfen. Klar, dass Fini alles fotografiert hat. Aber wie kriegt sie die Bilder jetzt wieder aus sich raus? Zum Glück findet sich ein Bademeister, der ihr dabei seine Hilfe anbietet. Und zuletzt? Bilder muss man nicht immer sehen, man kann es auch jemanden erzählen, "und wenn dir jemand nicht glaubt, dann ist es eben auch egal. Dann erzählst du es jemanden anderen."
Im Vordergrund steht nicht die Geschichte, sondern ästhetische Erziehung. Das kann das junge Publikum verwirren, besonders wenn es ohne Vorbereitung ins Theater kommt.
Mitunter gelingt es den Schauspielern sogar die Kinder auf die Reise mitzunehmen. Der Erzähler (Christian Reiner) ist nicht die raunende Stimme des Imperfekts, nein, er beginnt zu erzählen, bricht ab, singt ein bisschen, summt ein bisschen, erzählt, verfällt in die direkte Rede, brummelt unverständlich ("Ist das Chinesisch?", fragt ein Kind.), rudert mit den Armen und erzählt so auf eine ganz neue, ganz witzige Art und Weise die Geschichte der kleinen Fini. Das kommt an, die Kinder beginnen spontan den Rhythmus mitzuklatschen, übernehmen das Summen und so wird mit ihrer Hilfe eine großartige Soundkulisse erschaffen. Wenn aber der Erzähler verstummt und die abstrakten Fotografien oder der Kontrabass (gespielt von Christian Weber) seine Position einnehmen wird es schnell langweilig: die Buben beginnen zu raunzen, die Mädchen zu tratschen. Der Erzähler holt sie dann aber immer wieder verlässlich ab und interagiert mit dem Publikum auch während dem Stück. Und was die Bilder hätten sein sollen, erklären Christian Reiner und Claudia Mayer ja im Publikumsgespräch. Fini Foto positioniert sich eindeutig im aktuellen Diskurs des Theaters für Kinder und Jugendliche und stellt ganz klar die ästhetischen Ansprüche über die pädagogisch moralischen. Was das junge Publikum aber will, wird gerade bei Fini Foto sehr deutlich: Geschichten, Geschichten, Geschichten. (Anne Aschenbrenner)
Kurz-Infos:
Fini Foto
Bewertung: @@@@
Theaterperformance / ca. 50 Minuten / ab 8 Jahren
Die Kritik zur Uraufführung am 28. Oktober 2009 im Dschungel Wien
Mitwirkende:
KONZEPT, BÜHNE, PRODUKTION, FOTOGRAFIE: Claudia Mayer
TEXT, STIMME: Christian Reiner
KOMPOSITION, KONTRABASS: Christian Weber
FOTO: Steffi Dittrich, Claudia Mayer
LICHT: Theresia Hausner