Der Kulturtopograph über Hauptmann Pfeffers einsamen Herzensklub, über die Premiere des Kinofilms Spiele Leben und über eine Lesung der Lyrikerin Elfriede Gerstl.
13.1.2006 Hauptmann Pfeffers einsamer Herzensklub
Der Echoraum im 15. Bezirk platzte letzten Freitag aus allen Nähten, als der Berliner Klaus Beyer seine genial-simplen Beatles-Übersetzungen ins Deutsche präsentierte.Der 53-jährige, der auch bei Christof Schlingensiefs „Area 7“-Projekt am Burgtheater mitwirkt, hat schon 1980 angefangen, sämtliche Texte der „Fab Four“ ins Deutsche zu übersetzen, und diese mit Hilfe von (selbst zusammen geschnipselten) Play-Backs der Original-Tracks selbst vorzutragen. In seinem Brotberuf Kerzenzieher gekündigt, machte Beyer die Not zur Tugend, seine Kunst zu Hauptbeschäftigung und genießt seither mit seinen schrägen Performances und Super 8-Filmen im deutschen Sprachraum Kultstatus. Auch im „Echoraum“ war öfters nicht ganz klar, ob die Pannen der Bühnen-Show nicht sowieso strategisch eingeplant waren, doch dem Publikum war das herzlich egal. Es wollte von Beyer vor allem die Mitsing-Hits „Hauptmann Pfeffers einsamer Herzensklub“, „Lass Es Sein“ oder „Das Gelbe Unterseeboot“ hören. Nicht entgehen lassen wollten sich den schrulligen Performer auch Viennale Chef Hans Hurch oder Schauspieler und Label-Gründer Robert Stadlober, der für eine Zugabe auch auf die Bühne kam. Er schnappte sich eine - natürlich, Sie haben es erraten - Spielzeug-Gitarre und machte sich gemeinsam mit Klaus Beyer über „Norwegian wood“ („Alles Aus Holz“) her.
16.1.2006 „Spiele Leben“-Premiere
Gibt es bei der Filmemacher-Ausbildung kein Modul für Präsentationstechnik? Oder war wirklich keine Kohle mehr da, um einen Moderator zu engagieren? Gedanken dieser Art schlichen sich bei der Gartenbau-Kino Gala-Premiere von Austro-Filmer Antonin Swobodas Spielfilmdebüt „Spiele Leben“ ein. Das der Vorführung folgende Bühnengespräch inklusive Vorstellung der Schauspieler sowie die Diskussion mit dem Publikum wirkte ohne Moderator unprofessionell und peinlich, auch Regisseur Antonin Swoboda hatte sichtlich großes Unbehagen in die Rolle des Front-Mannes zu schlüpfen („Weiß jemand einen Witz?“). Erst als sich ein anwesender Journalist erbarmte, und als Leiter der Gesprächsrunde einsprang, war der Abend gerettet. Schade, denn „Spiele Leben“ ist ein hervorragender österreichischer Film, der punkto Qualität an internationalen Produktionen heran reicht und sich viel Publikum verdient. Georg Friedrich, der als „bad Boy“ zur Stammbesetzung unzähliger Österreich-Produktionen der letzten Jahre zählte, glänzt hier zum ersten Mal in einer Hauptrolle, daneben legen die Damen Birgit Minichmayr und Gerti Drassl beeindruckende Talentproben ab. Der „Spiele Leben“-Soundtrack stammt zum Großteil von Christof Dienz, der seine elektronisch verfremdeten Zither-Sounds bei der nachfolgenden Party im Jazz-Club Porgy & Bess live präsentierte. Im Publikum der Premiere wurden u. a. auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, ORF-Journalist Robert Wiesner und die Künstlerin Rosa Roedelius gesichtet.
17.1.2006 Elfriede Gerstl
Der Kulturtopograph hat auch ein großes Faible für die kleinen lokalen Events. Sozusagen wenn irgendwelche berühmten Kapazunder gleich nebenan im Wirtshaus um die Ecke auftreten. Und so begab es sich, dass die berühmte Wiener Lyrikerin Elfriede Gerstl den 2. Hieb besuchte und die städtische Bücherei in der Zirkusgasse mit einer Lesung beehrte.Die mittlerweile 74-jährige Literatin las u. a. aus den beiden zuletzt erschienenen Gedicht-Bänden „Alle Tage Gedichte“ (1999) und „Neue Wiener Mischung“ (2001) und wurde von Prof. Felix Lee am Akkordeon und Caroline Koczan am Gesang unterstützt. Das Publikum war sehr zahlreich erschienen, und zur Labung gab es nach der Lesung beim Buffet eine gute Krautsuppe sowie Liptauer-Brote. Und es war SEHR schön. (Robert Fischer)