Die literarische Prägung der Stadt Triest, zwischen Bucht und Steilhang, zwischen Karst und Bora, oft fröstelnd am Meer, mit inspirierendem Flair. Poetische Schnittpunkte für Reisende, herausgegeben von Gaby Wurster.
Man muss diese Buchreihe mögen. Die feinen, kleinen Begleiter, in anregend rotes Leinen gebunden, die einem in kleinen Happen Poesie und schöne Fleckchen Erde gleichermaßen schmackhaft machen. Diesmal also die unmögliche Stadt an der äußersten Ecke Italiens. Die über Jahrhunderte österreichisch geprägt wurde, ohne ihr rau-karstiges slowenisches Hinterland kraftlos geblieben wäre (berührend das hier enthaltene Gedicht "Der Wind" von Srecko Kosovel) und sich doch auch heute als uritalienisch präsentiert. Aus all diesen Unklarheiten von Herkunft und Zugehörigkeit, oder, genauer, aus dieser Klarheit einer von vielen unterschiedlichen Strömungen geformten Identität, holt sich dieser zwischen Bucht und Steilhang eingeklemmte Freihafen seine Originalität, sein unverwechselbares und inspirierendes Flair. Und egal, ob man schon dort war, oder erst einen Anstoß für eine Reise braucht, dieses Buch macht erneut Lust auf Adria. Die Autorin und Übersetzerin Gaby Wurster hat hier dankenswerterweise eine bunte Runde versammelt: Die Anbahnung einer unmöglichen Liebe bei Italo Svevo, oder Umberto Sabas Hymnus der Stadt, die beiden Ur-Triestiner gaben der Stadt literarische Prägung. Auch ein Erlebnis praller Lust aus dem "Ulysses" darf nicht fehlen, war doch James Joyce von 1904 bis 1920 in der Stadt und schöpfte aus ihr einiges Material für sein Mammutwerk. Anna Maria Mori und Claudio Magris erzählen über Grenzen, die einen so wichtigen Definitionsteil dieses Schnittpunkts zu bilden scheinen, auch aus Zeiten, in denen unfassbare Verbrechen begangen wurden, übrigens immer von allen Seiten. Beim Vertreiben und Töten spielte die Nationalität noch nie eine sonderlich wichtige Rolle. An diese Grausamkeiten erinnern auch eindrücklich Susanne Tamaro in ihrem Beitrag "Die ungesagten Wörter", oder eine melancholische Betrachtung der großen Ingeborg Bachmann und ein Gedicht von Lina Galli. Christoph Ransmayr malt dunkle Geschichten von Triestiner Luftschiffen aus seinem "Schrecken des Eises und der Finsternis". Es weht immer wieder neblig-rau durch die Seiten dieser Sammlung, die reine Fröhlichkeit mag nicht so recht aufkommen. Umso größer die Lust, sich dieser Stimmung hinzugeben und ihr vielleicht auch vor Ort nachzuspüren. So wie der Triestiner Umberto Saba: "...meine Stadt, an allen Enden voll Leben, hat auch den passenden Winkel für mich, für mein scheues, beschauliches Dasein." (Tristan Jorde) Buch-Tipp: |
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