Von Porec kommend und in Richtung Vrsar fahrend steht am Straßenrand ein kleines Hinweisschild mit der Aufschrift "Skulptura Park" und ein Piktogramm zeigt die Kapitäle einer griechischen Säule. Mehr Information wird dem Vorbeifahrenden nicht geboten. Hinter dieser Nichtinformation versteckt sich der großzügige Skulpturenpark eines der bekanntesten Bildhauer der Gegenwart. Hier residiert der 1928 in Strumnica geborene Dušan Džamonja, hier lebt und arbeitet er rund 6 Monate pro Jahr und hier sind etliche seiner großartigen Skulpturen in die Landschaft eingebettet. MEHR...
Dušan Džamonja und sein Skulpturenpark
Der freundliche ältere Herr der in dem kleinem Atelier sitzt und mit Akribie seine Vorstellungen von Ordnung auf ein Blatt Papier bringt ist der Schöpfer einer Unzahl von großvolumigen Skulpturen die trotz ihrer Größe eine unglaubliche Leichtigkeit ausstrahlen und sich den Landschaften, in denen sie platziert sind organisch anpassen, sie irritieren das Auge nicht, lenken den Blick nicht ab vom Wesentlichen und nehmen den Betrachter genau deshalb gefangen. Dušan Džamonja der von seinem ebenfalls künstlerisch tätigen Sohn Fedor, er macht Furore als Fotograf, liebe- und respektvoll umsorgt und gemanagt wird, begann seine Kariere im ehemaligen Jugoslawien. Er war einer der bevorzugten Künstler des ehemaligen Staatschefs Marschall Tito und schuf, ohne sich jemals politisch zu weit aus dem Fenster zu lehnen, etliche Denkmäler die an diverse Kämpfe, Schlachten und Siege der Titofraktion erinnern. Da aber seine Skulpturen, die manchmal gigantomanische Dimensionen erreichen, nie das falsche Pathos westeuropäischer Kriegerdenkmäler ausstrahlen überwiegt auch hier das künstlerische Element. Metallketten verknüpfte und verschweißte Dušan Džamonja zu organisch, weiblich anmutenden Skulpturen, passte sie in die umgebende Landschaft ein und fügte dort, wo die Narben der Kriege nicht mehr sichtbar waren, eindrucksvolle "Denk"mäler des Erinnerns an eben diese Kriegsnarben in die Natur.
Vom Werden eines Künstlers
Dušan Džamonja erhielt sein Diplom 1951 an der Akademie in Zagreb, bei V. Radaus, und schrieb sich in die Meisterwerkstatt von Prof. Krsinicein ein. Seit 1953 arbeitet er in seinem Atelier. 1954 erfolgt seine erste eigene Ausstellung. 1970 bekam er die Möglichkeit, in Vrsar ein Haus, ein Studio und den Skulpturenpark zu realisieren. Dazwischen lag die Teilnahme an der Biennale in Venedig. 1960 erlebte Dušan Džamonja seinen größten Triumph der zugleich auch seine größte Niederlage wurde. Aus organisatorischen und bürokratischen Gründen wurde ihm der Erste Preis, den er für seine Skulpturen bereits erhalten hatte, wieder aberkannt. Er war nicht als Solist vertreten sondern Dušan Džamonja war einer von mehreren Künstlern die im jugoslawischen Pavillon vertreten waren. Diese Aberkennung eines Preises ist einmalig in der Geschichte der Biennale von Venedig und führte zu diplomatischen Verwicklungen. Aus leicht nachvollziehbaren Gründen fühlt sich Dušan Džamonja bis heute als der wahre und einzige Gewinner dieser Auszeichnung. Seiner Karriere tat diese eigenartige Entscheidung der auf die bürokratische Form bedachten Jury keinen Abbruch. In den folgenden Jahren realisierte er Projekt um Projekt und trotzte der Gigantomanie in seiner eigensten Form. Seine Skulpturen verloren den Anschein des titanischen und wurden sensibler, zerbrechlicher. Er begann mit neuen Materialien zu arbeiten und schuf aus verschmolzenem Kunststoff leichte und filigrane Skulpturen die trotz ihrer Transparenz nicht mehr mit der sie umgebenden Landschaft verschmolzen sondern einen blickfangenden Kontrapunkt zur Natur boten. Immer mehr widmete sich Dušan Džamonja auch der Grafik und schuf unzählige sensible, nachgerade geometrische Zeichnungen die er wohl nach der Natur empfand, ihnen aber seine Weltordnung überstülpte. (Text: akro; Fotos: Künstler-Webseite)
Link-Tipp:
HP von Dušan Džamonja