"Das Hauptproblem bleibt nach wie vor, dass wir nicht wirklich stolz sind auf unsere eigenen Leute. Wir machen sie nieder. Selbst wenn sie in Amerika die Nummer Eins sind, werden sie daheim sicherheitshalber und aus Neid zugeschissen." (Georg Danzer)

Josef Cap (SPÖ), Wolfgang Zinggl (Die Grünen), Rudolf Berger (LIF) und Franz Ferdinand Wolf (ÖVP) stellten sich dem Themenkomplex zur Verarmung der Kunstschaffenden in Österreich.
Moderation: Peter Paul Skrepek.
Mit Wortspenden von u. a. Gerhard Ruiss und Erwin Leder und Musik-Sprengseln von Sigi Maron und Franz Morak, sowie mit dem exklusiven Cap-Rock.

Teil 1
Teil 2
Teil 3

Die Armutspolitik der österreichischen Regierung greift um sich und erwischt auch voll die Kunstschaffenden in Österreich

Eine niederschmetternde Studie zeigt, dass das Einkommen geringer ist als vor zehn Jahren und dass mittlerweile 37 Prozent (!!) unter der Armutsgefährdungsgrenze leben. Was kann bzw. will die Politik dagegen etwas tun? Bei einer Podiumsdiskussion in der Roten Bar vom Volkstheater Wien wurden Antworten gesucht und erhofft.

37 Prozent leben unter der Armutsgrenze

Ausgangspunkt war die vom Bildungsministerium (bm:ukk) in Auftrag gegebene Studie zur sozialen Lage der Künstler/innen, die eine dramatische Armut offenbart: 37% leben von einem Jahresgesamteinkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze (Gesamtbevölkerung: 12,6%, Erwerbstätige: 8%). Etwa 50% erreichen aus der künstlerischen Tätigkeit das vom Künstlersozialversicherungsfonds für einen Zuschuss geforderte jährliche Mindesteinkommen von derzeit 4.188,02 Euro nicht. Insgesamt 74,9% verdienen mit der Kunst weniger als 10.000 Euro jährlich. Das Einkommen von Frauen ist trotz höherem Ausbildungsgrad, Weiterbildungsinteresse und stärkerer Vernetzungen um 35% niedriger als bei Künstlern. Das mittlere Äquivalenzeinkommen von Kunstschaffenden liegt bei 1.033 Euro pro Monat (Gesamtbevölkerung: 1.488 Euro), obwohl drei von vier Künstler/innen zusätzlich mindestens einer kunstnahen oder kunstfernen Erwerbstätigkeit nachgehen.

Große Lücken in der sozialen Absicherung

Die prekäre Einkommenssituation wird verschärft durch Lücken in der sozialen Absicherung: 30% haben keine durchgehende Pensionsversicherung, 14,7% sind nicht durchgehend krankenversichert. Selbstständigkeit dominiert, Anstellungen sind rar und zumeist von äußerst kurzer Dauer. 36% der Befragten hatten Anstellungen, die kürzer als einen Monat dauerten. 32,4% der Anstellungen von Filmschaffenden dauern gar nur einen Tag. Eine Schauspielerin kam auf 60 Ein-Tages-Anstellungen innerhalb eines Jahres. Viele Künstler/innen erreichen damit nicht die erforderliche Dauer, um Arbeitslosengeld zu beziehen, müssen aber Beiträge zahlen.

Einkommen geringer als 1998

Insgesamt kommt die Studie dem Ergebnis, dass sich die ohnehin prekäre Einkommenssituation von Künstler/innen im Vergleich zu Studien vor zehn Jahren sogar noch verschlechtert hat. Auch die Arbeitsverhältnisse spitzen sich zu: Kunstschaffende werden sogar zunehmend kriminalisiert, wenn sie sich etwa als darstellende Künstler/innen oder Filmschaffende gezwungenermaßen auf Werkverträge einlassen (die mittlerweile für 50% bis 70% der Branche üblich sind), obwohl sie auf Grund ihrer Tätigkeit angestellt werden müssten. //

Text, Aufzeichnung und Podcast-Produktion: Manfred Horak
Foto: Armutskonferenz