Neben Liedern von langjährigen Freunden und Idolen
wie Bob Dylan, Neil Young, George Harrison oder den Rolling Stones, ist auch
Pop der letzten beiden Jahrzehnte (Nirvana, Tears For Fears) auf „Twelve“ vertreten.
Was theoretisch wie der wahr gewordene Traum jedes Rock-Fans klingt, lässt den
Hörer in der Praxis aber leider mit einem zwiespältigen Gefühl zurück. Es
gelingt Smith selten, diesen fremden Songs Ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Höhepunkte
sind neben dem erwähnten „Are You Experienced“, ein rockiges „Gimme Shelter“ sowie
die Grunge-Hymne „Smells Like Teen Spirit“, die hier als komplett
umarrangierter Blugrass daherkommt. Von ihrem großen Vorbild Bob Dylan hat die Punk-Poetin
klugerweise keinen der großen Hits, sondern das eher unbekannte „Changing Of
The Guards“ (vom 1978er Album „Street Legal“) ausgewählt. Doch während das
Original mit Power und fast hymnischen Qualitäten punktet, vermag die akustische
Version von Patti Smith wenig Euphorie zu wecken. Als Rohrkrepierer und
schlechten Scherz entpuppt sich „Everybody Wants To Rule The World“ der
britischen 1980er Jahre-Band Tears For Fears. Warum Patti Smith gerade diesen
Song neu aufnehmen wollte, wird ihr Geheimnis bleiben. Formulieren wir es
positiv: „Twelve“ beweist hinreichend, dass Patti Smith in einer ganz eigenen
Liga spielt und ihr viele dieser Songs einfach nicht das Wasser reichen können.
Doch keine Bange, ein neues Album mit Smith-Originalen kommt bestimmt, und bis
dahin greifen wir lieber auf so hervorragende und bewährte Alben wie „Horses“
(1975), „Radio Ethiopia“ (1978) oder auch „Gone Again“ (1996) zurück. (Robert Fischer)
CD-Tipp: |
|