Musik: @@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Marecords/Extraplatte (2007)
Musik kann auch ein Abenteuer sein. Abenteuerlich
klingt schon allein die Entstehungsgeschichte dieser CD. Todd
Garfinkel, ein in Japan lebender englischer Musikproduzent war 2001 in
Paris auf der Suche nach neuen Tönen und um die Produktionen seines
Labels Marecords den Franzosen schmackhaft zu machen. Bei einer Fahrt
in der Metro wurde er auf drei Musiker aufmerksam die in der Pariser
U-Bahn musizierten. Stundenlang fuhr er in dem Zug von
einer Endstation zur anderen, redete mit den Musikern, sah ihnen in die
Augen, bat sie nicht nur langsame Nummern zu spielen, sondern auch
schnelle Kompositionen, ersuchte sie, nicht die "Volxmusik" zu spielen
von der sie annahmen die Pariser würden sie gerne hören, sondern ihre
ureigenste Musik. "Schnelle Nummer kann man nicht in einem fahrenden
Zug spielen", antworteten die Musiker.
Garfinkel
war trotzdem begeistert, er versprach den drei Musikanten aus Rumänien,
Roma aus Valea Mare, wieder zu kommen und eine CD mit "Ihrer" Musik zu
produzieren. Die drei Musiker wieder versprachen ihm, eine komplette
Band aus 10 Musikern bis dahin auf die Beine zu stellen. Schlussendlich
wurden es dann sieben Musiker und aufgenommen wurde in einer uralten, im 15.
Jahrhundert erbauten Kathedrale in Orleans.
Die
Musiker, die alle als Gastarbeiter im agrarischen Bereich in Frankreich
lebten und offiziell nicht Musik machen durften, erfüllten Garfinkel
seinen Wunsch nach authentischer Musik aus ihrer Heimat und legten los
was das Zeug hielt. Sie waren es gewöhnt, auf Hochzeiten, Beerdigungen
und diversen anderen gesellschaftlichen Events zu spielen und so legten
sie auch ihre Musik an. Wilder,
hemmungsloser Blechbläsersound, authentisch bis zur letzten Note,
ehrlich und rasend schnell gespielt. Was diese "Amateurmusiker" hier
bieten sprengt die Grenzen der bekannten balkanesischen Musik,
hier herrscht exaltierte Spielfreude und ein wahres Tongemetzel.
Sensationell die Eröffnungsnummer auf der die Musiker in der Art eine A
Capella Truppe ihre Instrumente beiseite lassen und sich mit ihren
Stimmen auf das kommende einstimmen. Grandios. Ganz einfach. (akro)