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Wie jedes Jahr kann man auch diesmal wieder über alle Maßen mit Zahlen angeben: 200 Künstler/innen aus 27 Ländern mit 30 Konzerten, davon 12 Doppelkonzerte, im Zeitraum 24. Februar bis 25. März 2007. Vor zehn Jahren noch war alles ganz anders, da hat man noch darüber gespottet, dass jemand ein ganzes Monat einem vollkommen unpopulären (wenn freilich auch weit unterschätzten) Instrument wie dem Akkordeon huldigt. Doch Friedl Preisl (er war dieser Jemand) und das Akkordeon-Festival-Team blieben ihrer Idee treu, gingen strikt den Weg an den sie glaubten und dieser führte nicht in den Abgrund sondern in den Erfolg. Mittlerweile gehört das Akkordeon zum guten Ton in einer Band und sogar Tageszeitungen, die sich sonst eher kaum bis gar nicht mit Musik beschäftigen, kommen an diesem Festival nicht drum herum ihre Ehrfurcht vor der hohen Qualität des Festivals zu schreiben. Ein Grund für diesen Erfolg ist freilich auch die Flexibilität des Instruments, das sich in jedem Musikstil und Genre wohl fühlen kann. (mh)

Was sich das Publikum vom 8. Akkordeonfestival 2007 erwarten darf

Errungenschaften von 2006 werden beibehalten, ausgebaut und variiert, wie die Entertainment-Schiene für Kinder namens „Magic Afternoon“ im DschungelWien, der „Filmbrunch“ (diesmal mit Live-Musik zu Stummfilmklassikern) und der Literatursalon.

Das Dreigestirn des heimischen Quetschenhimmels Otto Lechner, Krzysztof Dobrek und Martin Lubenov leuchtet auch diesmal wieder, allerdings mit jeweils neuem Repertoire, weitere Fixsterne desselben Himmels wie Klaus Paier, Barbara Faast, Sascha Shevchenko sind auch (wieder) mit von der Partie.

Mit Paul Schuberth (12 Jahre) stellt das Akkordeonfestival seinen bislang jüngsten Künstler vor (so wie es 2006 mit dem 81-jährigen Hannes Thanheiser seinen bislang ältesten Künstler zu Gast hatte).

Quetschenrelevanten Genres wird zwar die Treue gehalten, doch deren Verästelungen in atypischen Neben- und Weiterentwicklungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Jüdische Musik weicht beim 8. Akkordeonfestival hörbar vom Klezmerschema ab und zeigt sich als „Radical Jewish Culture“, als panorientalisch-israelisch (Alp Bora, Daphna Sadeh & Koby Israelite) oder als liturgisch-modern (Lorin Sklamberg & Frank London).

Auch Tango und Verwandtes präsentiert sich in neuen Tonfarben. Das gilt für Klaus Paiers und Gerald Preinfalks Experimente ebenso wie für die Duette zweier Meister des Chamamé, Renato Borghetti und dessen Vorbild Raúl Barboza sowie Tangogitarren-Legende Ciro Perez (mit seinem Trio P.S.P.). Und als Krönung dieser Tendenz – der Kronprinz des Tango Nuevo: Pablo Ziegler.

Eine besondere Wertschätzung erfährt heuer das unterschätzte diatonische Akkordeon durch Ulrich Kodjo Wendt, den bereits erwähnten R. Borghetti, Marinette Bonnert & Pere Romaní, Riccardo Tesi (mit neuem Projekt) sowie das Hamon Martin Quartet und Johnny Connolly mit anspruchsvoller keltischer Musik. Und mit dem finnischen Ensemble Sväng wird offiziell die Mundharmonika in die Liste akkordeonfestivaltauglicher Hauptinstrumente aufgenommen.

Die Nordslawen sind repräsentiert durchs furiose Motion Trio, die exzentrische Evelyn Petrova und die wohl schrägste Girlieband Russlands: Iva Nova.

Südslawische, also Balkan-Grooves, kommen von Martin Lubenov, Adrian Gaspar, Parne Gadje (aus Amsterdam) und Kamenko (aus Lyon), wenngleich sich weitaus mehr Interpret/innen des Festivals von diesen Sounds beeinflussen lassen (wie etwa Fatima Spar & die Freedom Fries).

Balkan-Jazz-Anarcho Stian Carstensen zollt dieses Mal nicht Bulgarischem Tribut, sondern gemeinsam mit Violinen-Weltstar Beni Schmid und Georg Breinschmied den Legenden Fritz Kreisler und Django Reinhardt.

Und viele interessante heimische Künstler sind präsent: Die Chili Cheeps mit Juanita Neundlinger sowie Tini Trampler & die dreckige Combo erschließen ihre musikalische Welt von Mexiko und dem Süden der USA aus. Heinz Ditsch und Stefan Sterzinger sorgen für schrägen Underground, und Attwenger und Roland Neuwirth für undergroundig aufbereitete österreichsche Tradition.

Zum Drüberstreuen bzw. zur Vertiefung der akkordeonistischen Gefühlswelt sei auch noch auf zwei besonders exotische Leckerbissen hingewiesen, den Madagascar All Stars und Zamballarana aus Korsika.

Interessant ist auch die besonders hohe Dichte weiblicher Interpreten beim Festival. Neben der entzückenden Rachelle Garniez aus New York sind so z. B. E. Scollo & C. Pfeifer, T. Trampler, B. Faast, Fatima Spar, J. Neundlinger, M. Bonnert, D. Sadeh, A. Wiehmann, E. Petrova, A. Bennent, V. Pfeil, M. Rahmann, M. Jessa, Iva Nova und viele mehr zu Gast beim 8. Ladie’s Festival – äh, pardon – beim 8. Akkordeonfestival in Wien. (pt/mh)

Link-Tipp:
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