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Die Amann Studios in Wien haben sich zu einem veritablen Veranstaltungsort entwickelt. In den Studioräumlichkeiten, in denen Hörbücher genauso aufgenommen werden wie Musik, finden in unregelmäßigen Abständen auch immer Studiokonzerte statt, Hier finden sich die kreativen Köpfe der freien Musikszene (unter anderem nahmen bereits Franz Hautzinger, Christof Kurzmann, Fabian Pollak, Michael Bruckner, Josef Novotny u. a. hier auf) und hier finden sie vor allem auch die Möglichkeit vor einem qualifizierten Publikum ihre musikalischen Vorstellungen zu verwirklichen. 

 

fischer_michael2giesriegel_annette2Unter dem Namen VIST AG (Vienna Improvisers String Trio) taten dies zuletzt Annette Giesriegl, Clementine Gasser, Michael Fischer und Karl Sayer.

Anette Giesriegl, gebürtige Tirolerin mit Wohnsitz in Graz und Weltreisende in Sachen Vokalakrobatik, Clementine Gasser aus der Schweiz, sie lebt und arbeitet seit etlichen Jahren in Österreich und entlockt ihrem 5 String Cello immer wieder vollkommen neue Töne, Michael Fischer an der vielseitig sayer_karl2gasser_clementine3eingesetzten Violine und Karl Sayer am akustischen Bass waren in dieser - viel versprechenden - Kombination erstmals zu hören.

Die (noch) titellosen Stücke wurden als Momentaufnahmen der Befindlichkeiten der Protagonisten angelegt und boten Dank der filigranen Subtilität viele Interpretationsmöglichkeiten.

Anette Giesriegl beeindruckte mit ihrer vokalen Performance, ihre stimmlichen Möglichkeiten scheinen grenzenlos zu sein und der subtile Einsatz der Elektronik, der den menschlichen Möglichkeiten noch etliche Dimensionen hinzufügt verstärkt den Eindruck der Grenzenlosigkeit. Clementine Gasser, der schon vor Jahren eine wahre Pranke für das Cello bescheinigt wurde, setzt ihr angestammtes Instrument sehr vielfältig ein. In den leisen Passagen legt sie den Soundteppich auf dem sich die Töne der Anderen voll entfalten können und wenn sie ins perkusive abgleitet und das Cello „hart“ bearbeitet gehört die Bühne ihr allein. Da krachen die Saiten auf den Klangkörper und mit forcierter Dynamik treibt sie das Stück in die von ihr gewollte Richtung.
Auch Michael „Mischa“ Fischer bearbeitet seine Violine nicht immer sanft. Sein Spiel oszilliert zwischen sanft schwebenden Tönen, einer ausgereiften Melodik und harten, knallenden Sequenzen. Nicht nur symbolisch wird der Bogen als Peitsche eingesetzt, die zischenden Schläge sind Ansporn für seine Mitspieler, seine durchaus dramatischen Ideen fortzuführen und seine Gedanken weiter zu spinnen. Karl Sayer gibt fast stoisch und in sich gekehrt dem „wilden“ Spiel der Drei den Takt vor und unterlegt die ausufernden Gedanken mit dem „richtigen“ Rhythmus. Als ob die Vier sich schon eine Ewigkeit kennen würden gingen sie auf einander ein und ließen sich Zeit und Raum um die jeweils eigenen Ideen zu entwickeln, scheuten sich aber auch nicht, es manchmalgiesriegel_gasser_fischer_sayer1 ein wenig lauter werden zu lassen und auch in diesen Momenten überzeugten sie in der Gruppenimprovisation.

Ob der Mitschnitt als CD erscheinen wird steht noch in den Sternen, wünschenswert wäre es. (akro)

Link-Tipp:
www.amannstudios.com 

CD-Tipps:
Michael Fischer - Solos (Extraplatte; 2004)
Anette Giesriegl/Franz Schmuck Vocalchordestra - Free Ethno (Extraplatte; 2006)
Anette Giesriegl Anett4tett mit Karl Sayer - Hear I am (Extraplatte; 2003)
Clementine Gasser - Pionier 23 (Wilde Kammermusik; 2003)