Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb:
Edel (2006)
Hätten Sie gewusst, dass der 1980er-Hit „Don’t get me wrong“ von The Pretenders Tennis-Ass John McEnroe gewidmet ist? Kürzlich stolperte ich bei einem Ausverkauf über einen schmalen Band, die sich als Band-Biografie der Pretenders entpuppte. Anhand dieser Lektüre sowie der kürzlich erschienenen 4 CD-Box „Pirate Radio“ (Warner) lässt sich die wechselhafte Geschichte der Band von Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Chrissie Hynde gut nachvollziehen.
Born in the U.S.A.
Die erste Überraschung gleich zu Beginn: Die Pretenders-Frontfrau mit der schwarzen Mähne und tiefen Stimme stammt nicht, wie ich lange geglaubt hatte, aus England, sondern ist in Akron, Ohio geboren und erst als Jugendliche nach „Swinging London“ übersiedelt. Ebendort in den letzten Tagen der Punk-Bewegung gegründet, sorgten The Pretenders 1979 gleich mit Ihrer von Nick Lowe produzierten und von The Kinks-Mann Ray Davis verfassten Debüt-Single „Stop Your Sobbing“ für einiges Aufsehen und einen Top 40 Hit. Die schlicht „The Pretenders“ betitelte Debüt-LP wurde 1980 auf Anhieb Nr.1 der englischen Charts, und auch die weiteren Singles der LP (u.a. „Brass In Pocket“) erreichten gute Platzierungen in den Hitlisten. Nach einer Welt-Tournee und der Veröffentlichung eines zweiten Albums 1981, ging die Original-Besetzung der Band (neben Hynde bestehend aus Pete Fardon (b), Martin Chambers(dr) und Gitarrist James Honeymonn-Scott), aber schon nach vier Jahren in die Brüche. Durch den Drogen-Tod von Honeymoon-Scott und Fardon zerbrach die erfolgreiche Formation, und Chrissie Hynde musste, wie noch öfters in den folgenden Jahren, neue Musiker für Ihr Projekt suchen. Trotzdem hat Sie es bis heute geschafft, die Pretenders am Leben zu erhalten und dabei Ausdauer und Konsequenz bewiesen. So kann die mittlerweile 55-jährige Chrissie Hynde u.a. Mitwirkung beim legendären Live-Aid Event 1985 oder gemeinsame Auftritte mit ihren musikalischen Vorbildern Bob Dylan oder Neil Young verweisen.
Welcome To The City Of Angels
Ein gute Gelegenheit eine Live-Show der Pretenders in der aktuellen Besetzung zu erleben, bietet die DVD „Loose in L.A.“, die bei einer US-Tournee im Jahr 2005 mitgeschnitten wurde. In punkto Bild und Ton perfekt umgesetzt, spielt Chrissie Hynde gelassen Ihre mittlerweile 25-jährige Bühnenerfahrung aus, und zeigt, warum Sie auch für viele nachfolgende weibliche Musikerinnen immer schon Vorbild und Role-Model war. Souverän führt Sie die Band durch ein fast zweistündiges Programm, das sowohl die Hits der frühen Jahre - 1980er und 1990er Pop-Perlen wie „Don’t Get Me Wrong“ oder „I’ll Stand By You“ - als auch aktuelle Titel der letzten CD „Loose Screw“ vereint. Andy Hobson am Bass und Adam Seymour an der Lead-Gitarre erweisen sich würdiger Ersatz für die beiden verstorbenen „Pretenders“.
Do You Want To Know A Secret?
Die DVD verfügt über einige Bonus-Features wie Musik-Videos und eine witzige Kurz-Doku über die Tournee, in der Drummer Martin Chambers, neben Hynde das letzte verbliebene Original-Mitglied, aus der Trickkiste plaudert und u.a. verrät, wie sich bei einem Live-Konzert ein Schlagzeug-Solo mit einer Kurz-Dusche verbinden lassen. Die DVD-CD Version beinhaltet zusätzlich die aktuelle „Loose Srew“-CD. Feine Sache. (Robert Fischer)