Midlake, Fionn Regan, Sarah Jane Morris, James "Blood" Ulmer
24.10. Flex, Midlake / Fionn Regan
Von einem Sound, der sich an West Coast Folk-Rock der 1960er Jahre anlehnt, war in den Kritiken zu Midlakes zweiten Album „The Trials Of Van Occupanther“ zu lesen. Hä?
Die vier Burschen da vorne auf der Bühne des Flex mit ihren vielen Keyboards spielen eindeutig Pop und erinnern mich eher an Coldplay, Radiohead oder Wilco als an Buffalo Springfield. Noch dazu liefert eine Video-Leinwand in kleinen Filmchen cineastische Impressionen zu den Songs der Band aus Texas. U2 für den kleinen Mann? Nein, das habe ich mir GAAANZ anders vorgestellt. Ist ja eh nette Musik, aber ich wollte FOLK-ROCK.
Gott sei dank, gibt es zwei Support Acts und dabei einen Mann namens FIONN REGAN (siehe Fotos), der meine Wünsche erhört. Alleine im Duo mit einem Schlagzeuger schafft es der junge Songwriter aus Dublin mein Herz im Sturm zu erobern. Mit zwölfsaitiger Gitarre, Anklängen an Bob Dylan und Nick Drake und feinen Songs ist die Topographen-Welt wieder in Ordnung. Nur als ich an den Verkaufs-Tisch eile, um die Debüt-CD des jungen Mannes namens „The End Of History“ zu erstehen, ereilt mich der nächste Tiefschlag: Ausverkauft! Die Welt ist manchmal ungerecht.
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Fionn Regan
28.10. Porgy & Bess, Sarah Jane Morris
In ihrer Solo-Karriere widmet sich Sarah Jane Morris neben eigenen Songs vor allem der Interpretation von ausgewählten Perlen berühmter Kollegen aus dem Rock-, Pop-, und Soul-Bereich. Obwohl die rothaarige Sängerin gleich zu Beginn bei „Into Your Arms“ von Nick Cave mit Ihrer tiefen Stimme (sie verfügt über 4 Oktaven) für Schaudern und Gänsehaut sorgt, ebbt die Spannung mit Fortdauer des Konzerts schnell ab. Einerseits kommen bei Morris gerade die Klassiker zum Zug, die eh schon zur Genüge bekannt sind, und bei denen Ihre tolle Stimme bei weitem nicht so gut zur Geltung kommt wie beim erwähnten Opener. Nick Drakes „Riverman“ hört man immer wieder gerne, aber die 100ste Version von „Blue Valentine“ von Tom Waits muss doch nicht unbedingt sein, oder? Zum anderen bremst die Britin Ihre Band immer dann ab, wenn diese ein wenig an Fahrt aufnimmt. So geschehen bei einer tollen Reggae-Version von Janis Joplins „Piece Of My Heart“, die das Publikum zum Tanzen bringt, doch gleich darauf folgte wieder eine Ballade. Der Flow ist unterbrochen und so macht das keinen Spaß. Schade um diese vergebene Chance beim Wien-Debüt, die auch die erstklassige Band, aus der vor allem die beiden exzellenten Gitarristen herausstechen, nicht retten kann. Bei Ihren CD-Aufnahmen (z.B. das 2001er Album „August“ mit Marc Ribot) konnte Morris mich mehr überzeugen.
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Sarah Jane Morris
31.10. Porgy & Bess, James Blood Ulmer – “Memphis Blood”
It’s Blues-Time! Am letzten Oktobertag des Jahres 2006 wird im „Porgy“ ein musikalischer „Halloween“-Leckerbissen erster Güte geboten. Das „Memphis Blood“-Projekt von James Blood Ulmer hat ein einfaches Erfolgsrezept. Unter der musikalischen Leitung von „Living Colour“-Gitarrist Vernon Reid und mit der Unterstützung einer fulminanten Band nahm der 64-jährige Jazz und Funk-Gitarrist zwei Alben voller Blues-Standards auf. Obwohl Ulmer in der Vergangenheit den Blues nie ganz verleugnete, waren diese Aufnahmen nach all den vielen Jazz-Rock Ausflügen der letzten Jahre doch etwas ganz Besonderes. Die großartige Band, bestehend aus Charles Burnham an der elektrischenVioline, David Barnes an der Harp, Lion Gruenbaum am Klavier und Hammond-Orgel, Bassist Mark Peterson, „Zeugler“ Aubrey Dayle sowie Vernon Reid am Gitarrenruder legt schon vom ersten Ton an einen fetten, packenden Groove aus, in dem ein Blues-Klassiker auf den anderen folgt. Von „Bright Lights, Big City“ bis “Little Red Rooster” und von „I Just Want to Make Love To You“ bis “Spoonful”. Und noch viele andere mehr. Augenblicklich fühlt man sich da in einen kleinen “Juke Joint” irgendwo im US-Bundesstaat Mississippi versetzt, in eine dichte Atmosphäre aus Musik, Schweiß, Bierdunst und guter Laune. James Blood Ulmer sitzt grinsend mit seiner Gitarre auf einem kleinen Hocker in der Mitte der Bühne und erinnert in einem Moment an John Lee Hooker, und im Nächsten an einen gut gelaunten Buddha. Das Publikum ist sowieso völlig aus dem Häuschen, doch die heftig erklatsche zweite Zugabe ist nur eine überflüssige Draufgabe. Diese sensationelle Blues-Nacht wird ohnehin keiner der Anwesenden so schnell vergessen.
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James Blood Ulmer
Alle Texte und Fotos von James "Blood" Ulmer: Robert
Fischer