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Brief aus Bagdad.
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Den Liederpreis 2006 bekommen die beiden Brachialromantiker Jürgen B. Wolff und Dieter Beckert vom Duo Sonnenschirm für ihr Lied „Brief aus Bagdad“, das zwischen August 2005 und Februar 2006 die meisten Punkte der 20 Jurymitglieder aus Belgien, Österreich, der Schweiz und aus Deutschland bekam und sechs Mal hintereinander auf Platz 1 der Liederbestenliste stand.
„Brachialromantik", so Dieter Beckert und Jürgen B. Wolff unisono, "hat etwas mit Sozialromantik zu tun. Dass wir uns immer an den sozialen Gegebenheiten gerieben haben, gut, das konnten wir woanders auch machen, aber diese spezielle Mischung aus enthusiastischer Lyrik und schwarzem Humor, die konnten wir nur in dieser Konstellation machen.“ 

Während Jürgen B. Wolff seine künstlerische Karriere Mitte der 1970er Jahre als Mitbegründer der Gruppe Folkländer begann, trat Dieter Beckert zunächst als Puppenspieler am Staatlichen Dresdener Puppentheater auf. Eine erste Zusammenarbeit ergab sich 1982 mit der letztlich nie aufgeführten Folk-Oper „Die Boten des Todes“. Als Duo Sonnenschirm traten Wolf und Beckert erstmals 1986 in Erscheinung und schilderten in der Folge mit ihren Liedern die pointiert allgegenwärtige Absurditäten des DDR-Alltags. Die beiden Musiker „überlebten“ im Unterschied zu vielen anderen Gruppen in Ostdeutschland das Ende der DDR und trennten sich erst 1997, um diverse Solo- und Alternativprojekte zu verfolgen. Seit dem vergangenen Jahr ist das Duo Sonnenschirm wieder vereint. Für ihre letzte CD „Billiges Vergnügen“ bekamen Jürgen B. Wolff und Dietrich Beckert einen Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

Überreicht wurde der Preis am 28. Oktober 2008 im belgischen Eupen im Rahmen vom Liederfest 2006.
Weitere Gäste beim Liederfest 2006 in Eupen waren das Duo Wortfront sowie aus Belgien blanchoud1Stéphanie Blanchoud. Sie ist eine der erfolgreichsten Vertreterinnen der jungen belgischen Chansonszene. Nachdem die junge Musikerin zunächst Theater gespielt hatte, entdeckte sie das klassische französische Chanson und begeisterte sich für Brel, Brassens, Ferré. Sie gewann bei Chansonwettbewerben wie „Musique à la française“ und „Biennale de la chanson“ Förderpreise und veröffentlichte im vergangenen Jahr das erste Album „A coeur ouvert“.
Wortfront wiederum sind Sandra Kreisler und Roger Stein, ein österreichisch-schweizerisches Duo mit Wahlheimat Berlin. „Steins Sound hiphopt mit Poesie und Widerstand zugleich. Seine Texte in bester Tradition der Wiener Abgründigen: sensibel und brutal zu sich selbst ironisieren und sprengen sie den Zeitgeist“. Mit diesen wortfront-big-01Worten lobt Günther Wallraff die Lieder von Kreisler & Stein, die mit ihrer CD „Lieder eines postmodernen Arschlochs“ ebenfalls Einzug in die Liederbestenliste gehalten haben. Die Schauspielerin und Sängerin Sandra Kreisler hat Live-Verbot im österreichischen Monopolfersehen, weil sie als Talkshow-Moderatorin den rechtsextremen Möchtegern-Tribun Jörg Haider mit klaren Worten kritisiert hatte. Im vergangenen März erhielt sie den Lale Andersen Preis der Stadt Bremerhaven. Dr. phil. Roger Stein ist Autor und Komponist, dessen Lieder vom ORF das Etikett „Literarischer HipHop“ verliehen bekamen.

kulturtopograph3_kitty_hoffBereits am 1. September 2006 wurde in Dresden bei der von MDR Figaro und Deutschlandfunk gemeinsam durchgeführten Veranstaltung „Theaterkahn im Liederwahn“ der diesjährige Förderpreis der Liederbestenliste an Kitty Hoff verliehen. Mit ihrem Debüt-Album „Rauschen“ hat die im westfälischen Münster geborene Wahl-Berlinerin Furore gemacht. „Chanson-Jazz-Pop mit deutschen Texten“ – dieser von ihr selbst geprägte „Gattungsbegriff“ klingt, zugegeben, ein wenig prosaisch. Er bestätigt dennoch die verblüffende Erfahrungstatsache, dass Popmusikfans, Jazzfreaks und Chansonfreunde gleichermaßen von Kitty Hoff und ihren Songs begeistert sind. Die Jury der Liederbestenliste war es auch und ehrte sie mit dem Förderpreis 2006. In der Begründung wird u. a. verwiesen auf Hoffs „künstlerische Inspiration“ sowie auf das „spielerisch-nostalgische und dennoch sehr modern wirkende Anknüpfen an Stilelemente der 1920er Jahre“. (pt/mh)

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