Der Klassik Clown aus den Niederlanden
Das Festspielhaus in St. Pölten feierte die Saisoneröffnung und gemäß dem Jahresthema "Alles außer gewöhnlich" engagierte man den holländischen Klassik Clown Hans Liberg als "Master of Ceremony". Es hätte auch "Master of Desaster" lauten können und hätte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war ein guter Griff den man tat, denn Liberg zog gemeinsam mit den Niederöstrreichischen Tonkünstlern eine furiose, von höherem Irrsinn nur so strotzende Show ab.
Der mit einem gewaltigen Musikwissen ausgestattete und oftmals geehrte, so erhielt er unter anderem 1997 den "International Emmy Award" für sein Fernsehprogramm "Liberg zapps himself" und 2001 das Große Bundeverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, unternahm mit dem Publikum aber auch mit dem hervorragend disponierten Orchester unter Alfred Eschwe eine Reise, die vom Vatikan bis in die Schlafzimmer führte und bei dem so mancher Musiker von Schlage eines Andre Rieu sein Fett abbekam. In ironischer aber nie verletzender Art und Weise zeigte Hans Liberg die "Rattenfängertricks" dieser Pseudoklassiker und auch wenn das Publikum sich vor Lachen auf die Schenkel schlug, so mancher sah doch plötzlich sein eigenes Gesicht im Spiegel.
Liberg reagierte spontan auf Zurufe aus dem Publikum und plötzlich fing auf der Bühne der deutsche Papst an, zu dem im typischen Katholikensingsang dargebotenene Halleluja zu "schuhplatteln". Direkt und trotzdem absolut unpeinlich blickte der agile Holländer hinter die vatikanische Kulisse.
Die Hitparade der beliebtesten klassischen Schlafzimmerkompositionen erledigte er ebenso mit einem Augenzwinkern - möge sich doch jeder bitte selbst seine Gedanken machen, aber erst nachher bitteschön - wie die turbulente Reise durch die Hymnen etlicher Staaten.
Der Mann, bei dem sich die französische Nationalhymne plötzlich zu "Love, love, love" von den Beatles verwandelte sprach aber auch einen Satz, der gegenwärtig, er hatte auch gar nicht so wenig Ahnung von der östereichischen Innenpolitik inklusive Wahlkampf, mehr als berechtigt klang. "Wahnsinn ist nicht schlimm - wenn es ein System dazu gibt".
Noch nie sah ich soviele klassische Musiker so herzhaft auf der Bühen lachen...um ein da capo wird gebeten. (Text: Alfred Krondraf; Fotos: Berg Berg Produkties)