Im Mai 2006 feierte Bob Dylan seinen 65er. Doch das ist kein Grund, langsam an den Ruhestand zu denken – „Mr. Tambourine Man“ ist aktiv wie eh und je.
Seit kurzem hat der Mann, der 1941 als Robert Allen Zimmermann im US-Bundesstaat Minnesota geboren wurde, und als Begründer des Folk- und Country-Rock gilt, seine eigene Radio-Show, in der er alle 14 Tage jeweils themenbezogen ausgewählte Lieblingssongs präsentiert. Daneben arbeitet der Barde am zweiten Teil seiner Biografie, ein neues Album ist fix und fertig aufgenommen (und wird voraussichtlich im Frühherbst 2006 erscheinen), und ganz nebenbei spielt der Unermüdliche auch noch jedes Jahr an die 120 Konzerte.
Schön, dass es zum 65er dieses Giganten auch einen kleinen, aber feinen Beitrag aus Österreich gibt. Die Wiener Cover-Band MONTI BETON hat für die CD „The Bob Dylan Sessions“ eine prominente Mannschaft zusammengetrommelt, der neben Hans Theessink, Tini Kainrath und Willi Resetarits auch die zwei rot-weiß-roten Fußball-Legenden Hans Krankl und Herbert Prohaska angehören, um dem Dylan-Songbook zum Geburtstag gebührend zu huldigen. Das Ergebnis ist kein schlechtes Album, hinterlässt bei Dylan-Fans aber trotzdem zwiespältige Gefühle - nicht nur der hochgradig peinlichen Covergestaltung wegen.
Einerseits, da es nur ganz wenigen Interpretationen gelingt, sich wirklich vom Original abzusetzen, und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Rare Momente wie diese, die natürlich auch gleichzeitig die Highlights des Albums sind gelingen zwei Gitarristen: Hans Thessink mit einem karg arrangierten „The Ballad Of Hollis Brown“, sowie Gottfried D. Gfrerer, der mit seiner soliden Gitarrenarbeit auf einigen Tracks sowie einer Bluegrass-Version von „See That My Grave Is Kept Clean“ sich sehr gut in Szene setzt.
Offen bleibt zusätzlich die Frage, warum mit einer Ausnahme („Make You Feel My Love“) nur Songs aus den 1960ern und 1970ern aufgenommen wurden – als ob Dylan nach 1980 nicht auch noch weitere hervorragende Songs veröffentlichte, wie z.B. im Jahr 2001 sein Oscar-prämiertes „Things Have Changed“.
Wie auch immer: Es scheint, dass Bob Dylan - bis auf ganz wenige Ausnahmen - auch noch mit 65 Jahren der beste Interpret seiner eigenen Songs bleibt. Wer sich davon live überzeugen will, sollte einfach zum einzigen Deutschland-Konzert 2006 nach Gelsenkirchen pilgern. (Robert Fischer)
Monti Beton: The Bob Dylan Sessions
Musik: @@
Klang: @@@@
Covergestaltung: @
Label/Vertrieb: Eigenvertrieb/www.montibeton.com (2006)
Link-Tipps:
Bob Dylan: Jede Generation bekommt die Musik, die sie verdient
www.montibeton.com