Interview mit Lou Asril über sein Debüt-Album, über seinen Erfolg, über die Freude an der Musik und über schlechte Zeiten.
Interview mit Lou Asril
Im März 2019 veröffentlichte Lou Asril seine Debüt-Single "Divine Goldmine" und von da an setzte seine Karriere als Musiker zum Höhenflug an. Seine zweite Single "Soothing Moving" erreichte Platz 1 der FM4-Charts, das beeindruckende Video zu "Friek" erzielte mehrere hunderttausend Aufrufe auf Youtube. Ein Jahr später veröffentlicht Lou Asril sein Debüt-Album "louasril" (Ink Music), eine Mini-LP mit sechs Songs, erhältlich auf Vinyl in transparentem Orange und digital erlebbar auf diversen Streaming-Plattformen. Bereits im zarten Alter von 11 Jahren begann Lou Asril eine klassische Klavierausbildung und schrieb seine ersten Lieder, mit 15 stand er zum ersten Mal mit eigenen Songs auf der Bühne, mit 17 gewann er den Joe Zawinul Award und erhielt ein Stipendium für Los Angeles. Seine musikalische Ausrichtung setzt bei Soul und R&B an, seine Themen bei Liebe, Sex, Selbstbewusstsein, Verletzlichkeit und Empowerment - also Strategien und Maßnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung erhöhen, um die eigenen Interessen selbstbestimmt zu vertreten.
Kulturwoche.at: Warst du von dem raschen Erfolg überrascht?
Lou Asril: Schon überrascht, aber ich würde sagen, mehr gefreut. Ich bin sehr froh, dass meine Musik so positiv ankommt. Es ist eine schöne Bestätigung für das, was ich gemacht habe und eine große Motivation, dass ich weitermache.
Woran liegt dieser Erfolg begründet? Auch, weil R&B von Österreich aus in dieser Qualität eher selten ist?
Lou Asril: Danke schön für das Kompliment! - Ich weiß nicht, keine Ahnung. Ich hab mich davon nicht treiben lassen, weil es das hier nicht gibt, sondern, weil ich es machen wollte.
Wie bist du ursprünglich draufgekommen, dass du die Fähigkeit hast, Lieder zu schreiben, und dass das nicht nur ein Hobby bleibt?
Lou Asril: Ich habe mit 11 mein erstes Lied geschrieben, den hab ich damals meiner Familie und meinem Freund gezeigt - und die fanden den cool. Ich hab mich voll gefreut und weiter gemacht. Irgendwann sind es anders strukturierte Songs geworden, mit ein bisschen mehr Boden.
Ein wichtiger Meilenstein war für dich auch im Rahmen der Joe Zawinul Foundation ein Stipendium für Los Angeles zu erhalten. Wie ist das dort abgelaufen?
Lou Asril: Ich war zwei Wochen in Los Angeles und dort habe ich ein Schedule für den Aufenthalt gehabt. Da waren miteinbezogen Gesangstunden und ein paar Jam-Sessions, unter anderem mit Musikern von Scott Bradlee's Post Modern Jukebox. Ich durfte auch ins Musician Institute an der Universität in Hollywood reinschnuppern und habe da jede Menge Tipps erhalten, u.a. von Tony, dem Sohn von Joe Zawinul. All das hat mir einen guten Push gegeben.
Und du wolltest dann trotzdem wieder zurück nach Österreich kommen?
Lou Asril: Fürs erste schon (lacht). Ein One-Way-Ticket wie es Joe Zawinul damals gemacht hat, würde ich mir, glaube ich, nicht kaufen, aber dass ich musikalisch und beruflich auf jeden Fall noch einmal in Amerika sein werde, von dem gehe ich schon aus.
Hast du generell das Gefühl, dass du jemand bist, dem es leicht fällt neue Lieder zu schreiben?
Lou Asril: Ich glaub schon. Zumindest ist es mit den Songs, die ich bis jetzt habe, leicht gefallen, weil ich viel erlebt und gesehen habe, das ich einfach verarbeiten wollte und da Musik mein Ventil ist. Jetzt erlebe ich neue Sachen und darüber werde ich neue Lieder schreiben. Aber wie hier der Prozess sein wird - (überlegt) - das Songschreiben ist wie das Leben, ein ständiges Lernen. Manchmal geht es leicht, und manchmal denke ich mir, Oida, was ist das, heute geht überhaupt nichts.
Wie sieht der Beginn eines Schreibprozesses bei dir aus? Schreibst du die Lieder am Klavier oder singst du ohne instrumentale Begleitung eine Songskizze ein?
Lou Asril: Es kommt drauf an, wie der Song entsteht. Wenn ich einen Song am Klavier schreib, dann spiele ich das auch als Demo ein, und von dem gehen wir dann auch aus. Oder wir nehmen gleich eine Synth oder einen Drum-Groove - aber grundsätzlich wird jeder Song als Demo erarbeitet und dann liegt es eine Zeit lang, um zu überlegen, wie der Song produziert werden soll.
Du sagtest einmal "Ich will auch schlechte Zeiten haben, denn daraus könne man viel lernen - vor allem nicht stehen zu bleiben." Jetzt haben wir durch die gegenwärtige virale Unzeit definitiv keine gute Zeit. Wie gehst du damit um?
Lou Asril: Für unsere Live-Termine, die wir jetzt gehabt hätten und auf die wir uns schon sehr gefreut haben, ist das natürlich blöd, dass wir das nicht machen können, aber es ist halt so. Die Situation ist schon tragisch, aber warum soll ich mich über die nächsten Wochen oder Monate, wie lange es immer dauern wird, beschweren? Ich mache das beste daraus und versuche mich nicht anzustecken und nicht andere anzustecken und bleibe daheim.
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Schreibst du in dieser Zeit vermehrt Lieder oder ist das für dich eher wie ein Urlaub?
Lou Asril: Wie ein Urlaub ist es nicht, das würde ich so nicht sagen. Ich beschäftige mich schon mit meiner Arbeit, aber ich schreibe keine Songs. Vom musikalischen Prozess bin ich in dieser Situation sehr distanziert. Ich denke über andere Sachen nach, lasse meine Gesangstimme erholen und finde schön, dass ich runterkommen kann.
Was macht dir am meisten Spaß bzw. was befriedigt dich am meisten beim Musik machen?
Lou Asril: Alles eigentlich. Ich hab an allem gleich viel Spaß. Vom ersten Schreibanfang bis zum Performen - ist eigentlich egal, es ist alles ziemlich leiwand.
Du sagtest auch einmal, es gibt keinen Plan B für dich, sondern deine Vorstellung ist ausschließlich die des Musikers...
Lou Asril: Voll! Ich mach einfach meinen Plan A. Einen Plan B gibt es noch nicht.
Van Morrison hat vor ein paar Jahren das Album "Born to Sing: No Plan B" veröffentlicht. Ich weiß nicht, ob du es kennst...
Lou Asril: Nein, kenne ich nicht, aber da gebe ich ihm voll recht! //
Interview: Manfred Horak
Fotos: Alexander Gotter