Anna Katt; Foto: Robert Josipovic

Im Interview erzählt die Band Anna Katt über die Entstehung des Albums Skymning, warum ihr aktuelles Video in 360 Grad gedreht wurde und wieso ihre Musik auch in der Yoga-Szene sehr geschätzt wird.

Skymning [ʃymniŋ] heißt das neue und bislang dritte Album des Austro- Schwedischen Trios Anna Katt. Waren die beiden vorgänger-Alben noch von melancholischen Balladen geprägt, ist diesmal zumindest musikalisch gesehen, eine fröhlichere Grundstimmung angesagt. Auch in punkto Arrangements sind Anna Katt von ihrem bisherigen Bekenntnis zum Minimalismus abgewichen. Eine weitere Neuerung bezieht sich auf die Anzahl der auf Schwedisch gesungenen Nummern, die diesmal ein Drittel auf der Playlist ausmachen. Wie bereits auf den vielgelobten beiden Anna Katt Alben "blue or grey" (2015) und "till en vän" (2017), steht auch diesmal Kristina Lindbergs markante und bezaubernde Stimme im Mittelpunkt, begleitet von Ehemann Stefan Lindberg und Manu Mitterhuber an den Gitarren. Live gastiert Anna Katt am 15.11.2019 im TAG in Wien.

Kulturwoche.at: Wie und warum hat sich euer Sound für das neue Album Skymning verändert?

Anna Katt: Bei unserem ersten Album Blue or Grey war es uns wichtig, einen Grundsound zu finden, der auch Kristinas Stimme genug Platz ließ. Das haben wir durch starke Reduktion in den Arrangements und durch Verzicht auf elektronische Elemente geschafft. Nachdem uns immer klarer wurde, wie Anna Katt klingen sollte, erlaubten wir uns wieder, Details und zusätzliche Instrumente hinzuzunehmen, um den Charakter der einzelnen Songs zu unterstreichen und ein bunteres und breiteres Klangspektrum zu schaffen, ohne den Grundsound aufzuweichen oder überladen zu werden. Diesen Weg, der mit dem zweiten Album Till en vän eher vorsichtig begann, haben wir nun mit Skymning fortgesetzt. Hier haben wir erstmals ein Cello, ein Flügelhorn, aber auch Synths, Klavier und 'Field Recordings' eingesetzt.

Warum heißt das neue Album Skymning?

Anna Katt: Skymning heißt auf schwedisch Abenddämmerung. Dieser Lichtwechsel erzeugt spezielle Emotionen - von Melancholie bis zu intensiven Glücksgefühlen. Dieses Kaleidoskop an Stimmungen nutzten wir als Arbeitsgrundlage für das Album um zu einem sehr bunten, farbenfrohen Ergebnis zu kommen. Im Sommer filmten wir auch in verschiedensten Ländern Sonnenuntergänge - diese haben wir dann den einzelnen Songs hinterlegt - das Ergebnis ist als YouTube Playlist zu finden.

Wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Anna Katt: Wir kennen uns eigentlich schon seit den 1990er Jahren aus verschiedenen Musikprojekten. Zum musikalischen Neustart, nachdem Stefan und Kristina ihre Aktivitäten mit der Electro-Pop-Band Laine beendeten, überlegten sie, mit wem sie schon immer mal zusammenspielen wollten und fragten schließlich Manu. Mit sehr geringem Aufwand wurde gleich mal eine EP produziert, die sozusagen als Test-Run diente, und die gemeinsame Arbeit aufgenommen.

Warum sind diesmal mehr Songs in Schwedisch auf dem Album drauf?

Anna Katt: Wir sind immer wieder angesprochen worden, ob wir nicht mehr schwedische Titel produzieren wollen. Obwohl die meisten den Text nicht verstehen, haben die Tracks durch das Schwedisch einen sehr eigenen Sound und Kristinas Stimme klingt auch anders. Die Sprache ist sehr melodisch und ergänzt sich gut zu den englischen Songs - was das Album wiederum abwechslungsreicher macht.

Wie entstehen generell neue Songs bei euch?

Anna Katt: Anna Katt hat ein viertes, unsichtbares Bandmitglied: Peter Phillipp, der mit seiner Familie in Tirol lebt und mit dem uns eine langjährige Freundschaft verbindet. Ein Teil des Songmaterials stammt aus seiner Hand - wenn man es mal weiß, auch textlich gut erkennbar - der andere Teil von uns. Meistens werden die Songs erst auf ein schlankes Minimum heruntergebrochen und dann im Goon Studio am Pöstlingberg bei Linz, wo wir auch proben und aufnehmen, arrangiert, ausgebaut und geschärft.

Bitte erzählt etwas über die Entstehung des neuen 360 Grad Videos Be Om Hjälp. Wer hatte die Idee dazu und wie habt ihr die Idee dann umgesetzt?

Anna Katt: Wir wollten für das neue Album ein Video, das uns nahe und unverfälscht beim Musizieren zeigt. Deshalb haben wir uns entschieden, in unserer Arbeitsumgebung ein Live Video zu drehen. Der Vorschlag, es als 360 Grad Video anzulegen, kam von Bernd Kranebitter, der es dann gemeinsam mit Christof Huemer umsetzte. Uns gefiel die Idee sofort, weil man als Zuseher bzw. Zuhörer selbst die Perspektive wählt und dabei sein kann – ganz, wie wenn man bei uns im Studio in unserer Mitte sitzt und sich umsieht.

Wie kam es dazu, dass eure Musik auch in der Yoga-Szene sehr beliebt ist?

Anna Katt: Kristina ist auch Yoga-Lehrerin und in ihren Einheiten verbindet sie gerne die beiden Elemente Yoga & Musik - immer wieder singt sie auch in den Stunden oder gestaltet fließende Übungen zu Anna Katt Songs. Ihr koreanischer Ausbildner Young Ho Kim war von Beginn an von Kristinas Stimme begeistert und nahm sie zu mehreren Yoga-Festivals mit - dadurch hat sich der Sound von Anna Katt in der internationalen Szene rasch verbreitet.

Gibt es von euren bisherigen Touren eine Erinnerung an ein besonders schönes Konzert?

Anna Katt: Speziell war das erste Konzert - wir haben unsere engsten Freunde zusammengetrommelt und im Studio ein privates Konzert gegeben. Keiner hatte eine Ahnung, was wir machen, da uns die meisten nur aus den unterschiedlichsten Projekten kannten. Auf ein Singer-Songwriter Trio wäre wohl kaum jemand gekommen!

Wie lauten eure Zukunftspläne?

Anna Katt: Im November 2019 spielen wir Release Konzerte in Wien, Linz, Salzburg und Tirol. 2020 spielen wir eine Tour in Deutschland. Momentan arbeiten wir an der Live-Umsetzung des aktuellen Albums - parallel ist aber schon wieder viel neues Songmaterial entstanden, sodass ein viertes Album wohl nicht allzulange auf sich warten lassen wird.

Welche drei Alben würdet ihr gerne auf eine einsame Insel mitnehmen?

Anna Katt: Borrowed Arms von 2 foot yard, Solo Piano von Philipp Glass und Es gibt Reis, Baby von Helge Schneider. Das wird einfach nicht fad! //

Interview: Robert Fischer

Foto: Robert Josipovic


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