Ein Gespräch mit Christoph Pepe Auer über akustisch spektrale Klanglandschaften in der Natur., über sein Album White Noise und über die Vorzüge Bassklarinette zu spielen.
Im Mittelpunkt von White Noise, dem neuen Album von Christoph Pepe Auer, steht die Bassklarinette mit ihrem erdigen, weichen Ton und ihren unzähligen Möglichkeiten der Klangerzeugung. Um sie herum komponierte er Stücke, die sich nicht nur in ihren Arrangements zuweilen markant voneinander unterscheiden. Der in Wien ansässige und in Tirol geborene Klarinettist und Saxophonist (u.a. bei der Jazzbigband Graz (JBBG), begann vor rund einem Dutzend Jahren mit seiner persönlichen Klangforschung. Für sein charakteristisches Spiel erhielt Christoph Pepe Auer einige Auszeichnungen, darunter dreimal den österreichischen Hans Koller-Musikpreis, und viel internationales Presse-Lob. Im Zuge der Veröffentlichung von White Noise stand Christoph Pepe Auer für ein Interview zur Verfügung. Live ist Christoph Pepe Auer am 19.12.2019 in Innsbruck und am 21.12.19 im Porgy & Bess in Wien zu hören.
Kulturwoche.at: Was schätzt du am Spiel auf der Bassklarinette und seit wann spielst du dieses ungewöhnliche Instrument?
Christoph Pepe Auer: Die Bassklarinette, und jetzt neu auch die Kontrabassklarinette, sind für mich Instrumente die einen besonders weichen, 'holzig knarrigen' Klang haben, der mich innerlich sehr berührt. Ich habe damit während meinem Saxophon-Studium angefangen - das werden jetzt so an die 13-14 Jahre sein.
Wie entstand das Konzept und die Entwicklung des Zusammenspiels von akustischen Instrumenten und elektronischen Vignetten und der Einsatz von erweiterten Spieltechniken, die in der Neuen Musik längst üblich sind, und wie sie auf White Noise zu hören sind?
Christoph Pepe Auer: Prinzipiell habe ich immer schon auf meinem Instrument ungewöhnliche Spielweisen und Klänge gesucht. Der nächste logische Schritt war daher die elektronische Klangerweiterung der Klarinetten und Saxophone. Der Ursprung ist also ein natürlicher Klang, was den Vorteil bringt, dass sich diese elektronischen Klänge besser in das gesamte Klangbild einfügen. Ich lege während der Produktion sehr großen Wert auf das Sound Design, und versuche einen eigenständigen Sound zu kreieren. Es sind zwar Techniken, die in der neuen Musik öfters auffindbar, jedoch anders verwendet sind. In meinem Spiel werden z.B. Slap Tongues groovig oder melodiös eingesetzt.
Wie kam es zum Album-Titel White Noise?
Christoph Pepe Auer: 'Weißes Rauschen' [engl.: White Noise; Anm.] ist ein akustisches oder optisches Signal mit gleicher Intensität an verschiedenen Frequenzen, die eine konstant spektrale Leistungsdichte ergeben. Weiß ist eine ausgewogene Summe von Farben und ist als Struktur vollständig. Wird eine der Farboptionen hervorgehoben, entstehen Stimmungen wie beispielsweise in der Golden Hour. Das ist die Stunde, bevor die Sonne am Horizont untergeht. Rot wird präsenter und schafft eine spezifische Farbgebung und Atmosphäre. Man findet akustisch spektrale Klanglandschaften in der Natur. Beispielsweise bei Wind und Regen, an Wasserfällen, am Meer oder in galaktischen Klängen. In der Musik ist das Phänomen ständig präsent, aber macht sich selten bemerkbar. Durch elektronisch erzeugte Signale wird der White Noise Effekt stärker, und durch deren Verwendung kann man Wege finden, diese hauptsächlich unbewusste Schicht von Geräuschen wahrnehmbarer zu machen. Zuletzt kommuniziert diese Ebene stark mit dem emotionalen Teil des Gehirns. All diese Beschreibungen sind Bestrebungen, die ich auch mit meiner Musik erreichen will.
Erzähl mir bitte etwas über die Idee und Umsetzung zum Video "Golden Hour", das komplett live und ohne Overdubs im Burgenland aufgenommen wurde.
Christoph Pepe Auer: Die ursprüngliche Idee war eine Steppenlandschaft zu finden, die für mich am besten zur Musik passt. Da die marokkanische Wüste aber doch zu weit weg war, habe ich einen sehr speziellen Ort im Burgenland gefunden. Das Spannende und Herausfordernde war eine Kombination aus Dingen: Wir hatten nur eine Stunde Zeit, da die abendliche Lichtstimmung namens 'Golden Hour' uns zeitlich sehr begrenzt hat. Gleichzeitig wollte ich unbedingt, dass wir das Stück komplett live spielen. Kein Strom und Wind waren Herausforderungen, die gelöst werden mussten. Und natürlich auch die verschiedenen Perspektiven, wie auch die Shots von oben mithilfe einer Drohne. Ich bin deswegen neben den tollen Bildern auch besonders mit dem Live-Klang sehr zufrieden.
Welche Erinnerungen hast du von besonders schönen Konzerten auf den bisherigen Tourneen?
Christoph Pepe Auer: Es gibt sehr viele schöne Erinnerungen! Exotische Ziele wie Réunion auf Mauritius oder Swaziland, die Australien und USA Tour oder auch Konzerte wie in der Unterfahrt München mit Radio-Live-Übertragung, wo wir kurzfristig unser Programm um eine halbe Stunde verlängern mussten, und wir hatten einen Pianisten, der die Musik zum ersten Mal spielte. Oder auch das Jazzbaltica Festival mit 3-Sat-Übertragung. Aber auch einige kleine Wohnzimmerkonzerte. Es wird mir immer wichtiger, jedes Konzert zu genießen.
Welche Musiker haben dich am meisten beeinflusst?
Christoph Pepe Auer: Am Saxophon und in der Studienzeit natürlich die wichtigen Vertreter wie Cannonball Adderley, Lee Konitz und John Coltrane. Jetzt sind es mehr Künstler aus dem Singer-Songwriter-Bereich oder der elektronischen Musik wie James Blake oder Joni Mitchell.
Und welche Musiker hast du als Kind bzw. als Jugendlicher gerne gehört?
Christoph Pepe Auer: Meine Vorlieben waren Heavy Metal, Rave, Techno und amerikanische Pop-Schnulzen wie Whitney Houston. Ich habe aber auch Nirvana, Metallica oder Scooter gern gehört!
Wie kam es zu deinem Spitznamen 'Pepe'?
Christoph Pepe Auer: Den Spitznamen 'Pepe' habe ich von meinem Opa. Den hat er mir gegeben, als ich zwei Wochen alt war. Er war ein sehr ambitionierter Hobbymusiker. Mittlerweile ist 'Pepe' auch mein zweiter offizieller Vorname.
Wie schauen deine Zukunftspläne aus?
Christoph Pepe Auer: Weitermachen ;-) //
Interview: Robert Fischer
Foto: Filmstill aus "Golden Hour"
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