mit den Schlagworten:

coltrane_john_one_down_one_upMusik: @@@@@@
Klang: @@@@@

Label/Vertrieb: Impulse/Universal (2006)
 

Das musikalische Bild von John Coltrane wird immer dichter. Step by Step kommen Veröffentlichungen auf den Markt und richten den Spot auf das umfassende musikalische Schaffen des Giganten des Jazz. Dieser Radiomitschnitt zeigt John Coltrane auf einem der unzähligen Höhepunkte seines Schaffens im „Half Note“ Jazzclub in New York.

„Half Note“, ein kultischer Jazzclub in New York, in dem es den Musikern immer schon erlaubt war, an die Grenze zu gehen. An die Grenzen der Improvisation, an die Grenzen des Spielbaren und an die Grenzen des Hörbaren. Für John Coltrane war das Blue Note ein Ort an dem er sich wohl fühlte, an dem er ganz aus sich herausging und sich verinnerlichen konnte wie sonst kaum wo.
1965 entstand diese Aufnahme als Radiomitschnitt mit John Coltrane am Saxofon, McCoy Tyner am Piano, Jimmy Garrison am Bass und Elvin Jones am Schlagzeug.
Jeder der Anwesenden erkannte in diesen Momenten die grenzenlose, nachgerade göttliche Genialität der Musiker - und die Musiker kannten keine Grenzen in ihren Ausdrucksmöglichkeiten. Bei diesen Konzerten, es wurde sowohl am 26. März als auch am 7. Mai mitgeschnitten, gingen alle Anwesenden, inklusive des Publikums, an die Grenze des Erträglichen.
John Coltrane improvisiert mehr als 25 Minuten über das Thema von „One down, one up“, Elvin Jones bietet ihm an den Fellen den Boden an und Jimmy Garrison und vor allem McCoy Tyner steuern das Schiff immer wieder in den melodischen Hafen.

„Afro Blue“ folgt. Die Rhythmustruppe treibt den Blues voran, McCoy Tyner spielt mehr Noten als gewohnt, der Bass marschiert und Elvin Jones spielt wie eine menschliche Maschine, voll Gefühl und trotzdem präzise wie ein Uhrwerk. Nach mehr als 7 Minuten mischt sich das Saxofon von John Coltrane ein, er bläst über den Rhythmus weg, verleiht der Musik eine andere Richtung, bringt die leidende Form, die auch Glück- und Freiheitsverheißende Form des Blues in das Spiel ein. Leider wird das eruptive Spiel des Quartetts rüde durch die Radioansage gestoppt.
CD 2 eröffnet mit „Song of Praise“, doppelt so lange wie die Studioversion auf den Rudy van Gelders Tapes, der Bass leitet zum Thema über, in der Reihenfolge Coltrane, Tyner und wieder Coltrane ergehen sie sich in Variationen über das Thema, spielen es in allen Möglichkeiten aus und finden sich wieder im Vierklang des Quartetts.

“My Favorite Things“ beschließt den Abend und die CD. Diese Komposition wurde anno dazumals übrigens am ehesten mit John Coltrane in Verbindung gebracht. Diese bis dato ungehörte Version des jazzigen All Time Klassikers aus der Feder von John Coltrane sprengte die Grenzen einer damaligen Radioübertragung. Die Musiker loten das Thema aus bis an die Grenze, gehen sogar darüber hinaus und extrapolieren wie nie wieder.
Leider begrenzt das Radioformat die Takes immer wieder und wenn es eine kritische Anmerkung gibt für dieses Doppelalbum dann eben diese.
Eine Pflicht-CD für jeden der auch nur ein geringes Interesse an Jazz hat und ein Born der Freude und Quell der Lust für den der sich dem Jazz mit ganzem Herzen verschrieben hat. (akro)