Drei Alben von Prince (1958-2016) sind nun als Limited Edition On Purple Vinyl erstmals auf Vinyl veröffentlicht worden - "Musicology", "3121" und "Planet Earth". Ein must-have für Menschen mit Plattenspieler.
Musik, Verpackung, audiophile Klangqualität...
...bei diesen drei Alben passt einfach alles. Dass diese Veröffentlichungen möglich wurden, ist The Prince Estate - also der Nachlassverwaltung von Prince - geschuldet, die dem Major-Label Sony Music Entertainment ab sofort gestattet 23 Alben aus des Prinzen Schaffensphase zwischen 1995 und 2010 herauszubringen. Die ersten drei Releases in lilafarbenem Vinyl sind die erstmals 2004-2007 veröffentlichten Alben "Musicology", "3121" und "Planet Earth" - also seine ersten Alben, auf denen er wieder als Prince firmierte und nicht als TAFKAP/Symbol. Für die breite Öffentlichkeit galten diese Alben daher als Comeback und enterten die Charts in hohen Positionen, "3121" brachte es sogar bis an die Spitze. Kommen "Musicology" und "3121" jeweils als Doppel-LPs daher, ist "Planet Earth" ein Einfach-Album. Vom Klangbild sind alle drei Vinyl-Alben kaum zu überbieten und daher gilt: Wer auf guten Klang großen Wert legt, kommt an diesen Alben eigentlich nicht vorbei. Kristallklare Höhen, saubere Bässe und erstaunliche Stereo-Effekte machen die drei Alben zu einem audiophilen Großereignis par excellence. Musikalisch bietet Prince zudem auf allen drei Alben extrem viel Gutes, nämlich eine bunte Mischung aus Funk, Soul, Jazz, R&B, Rock und Pop, eingespielt mit u.a. Maceo Parker und Candy Dulfer. Der Titelsong von "Musicology" ist zugleich eine Verbeugung vor Sly & The Family Stone, Earth, Wind & Fire und James Brown. Zusätzlich gibt es verstreut über die Alben etliche Jazz-Bezüge. In seinen Texten forderte Prince in einigen Songs auf, in sich zu gehen, Drogen und Krieg strikt abzulehnen, hingegen als weitaus lohnendere Alternative die Natur zu schützen. Da "Musicology" und "3121" recht bekannte Prince-Alben sind, widmen wir uns im Folgenden "Planet Earth".
Pray for peace right now and forever more
Das hierzulande (in Europa) vermutlich am wenig bekannteste Album ist sicherlich "Planet Earth", da sich Sony seinerzeit weigerte, das Album in UK zu veröffentlichen, quasi als Rache dafür, dass Prince im Sommer 2007 selbstständig einen Vertrag mit Mail On Sunday, immerhin die größte britische Sonntagszeitung, abschloss, damit "Planet Earth" in der Sonntagsausgabe vom 15. Juli 2007 beigelegt wird. Prince verkaufte somit über Nacht drei Millionen CDs von "Planet Earth". Sony war gar nicht amused und kündigte ihm prompt die Freundschaft. Was in vielerlei Hinsicht schade ist, unter anderem, da "Planet Earth" zu den stärksten Alben von Prince gezählt werden kann (zur Erinnerung: Prince veröffentlichte zeitlebens 41 Studioalben). Der Triumph von "Planet Earth" beginnt bereits bei der Covergestaltung - ein Hologram mit einem Foto von Prince, der seine Hände über die Erde hält, und, wenn man das Cover kippt, erscheint sein Logo. Und so startet auch das Album gleich mit dem Titelsong und den zum Cover passenden Textzeilen "Imagine holding Planet Earth / In the palm of your hand / With no regard for your place of birth / Or claim to any land", und, ein wenig später, "Fifty years from now what will they say about us here? / Did we care for the water and the fragile atmosphere?" In knapp sechs Minuten vollzieht Prince hier eine musikalische Ausnahmesituation, indem der Song zwischen ruhigen Momenten und anschwellendem Rock pendelt, genuines Gitarren-Solo inklusive.
Interstellare Bläsersätze und politische Texte
Und genau diesem Instrument widmet Prince das zweite Lied. Schlichter Titel: "Guitar". Ein selbsterklärender Liedtitel, denn genau das ist zu hören, ein entfesselt aufspielender Prince, der seine Gitarre über alles liebt. Mit dem L'Amour-Hatscher "Somewhere Here On Earth" hören wir Prince als sensitiven Jazz-Sänger. Die zarten Trompetentupfer und sein vollkommenes Spiel am Piano und nicht zuletzt seine Gesangsleistung zählen zu den schönsten Momenten von all seinen Balladen. Mit "The One U Wanna C" wiederum schenkte uns Prince einmal mehr einen poppig-rockigen Ohrwurm erster Güteklasse. Füller oder Schwächen? Fehlanzeige. Egal, ob beim Soul-Heuler "Future Baby Mama" oder beim Smooth-Soul-Rap "Mr. Goodnight" - Prince beweist in jedem Song seine Extraklasse als Songwriter und als Performer. Ein Höhepunkt jagt hier den anderen, hört nur mal in "All the Midnights In the World" und in "Chelsea Rodgers" mit seinem unwiderstehlichen Groove und den interstellaren Bläsersätzen rein - das sind Songs für die Ewigkeit. Songs ohne Ablaufdatum. Das Album beschließen das rockige "Lion of Judah" (mit der zu Beginn stimmungsmäßig an "Purple Rain" erinnernden Gitarre) und der herausragende politisch motivierte Pop Song "Resolution" mit der ewig gültigen ersten Strophe "The main problem with war / Is that nobody ever wins / The next generation grows up / And learns how to do it all over again / No matter who started the argument / Just matters how each one ends / How many people really want resolution? / Either you do or you don’t / Either you will or you won't..." Ein Album, das auf lila 180g-Vinyl zu hören, ein Luxus ist, den man sich unbedingt leisten sollte. Diesen drei ersten fabelhaften Streichen folgt im April 2019 bereits der vierte mit der Veröffentlichung von "Rave Un2 The Joy Fantastic" auf lila Doppelvinyl. Und auch live wird Prince mit einer vierstündigen Performance Tribut gezollt, nämlich am 7.6.2019 im Porgy & Bess, wenn es heißt Moodyman plays Prince! //
Text: Manfred Horak