Das israelische Duo Lola Marsh ist heimischen Konzertgängern wohlbekannt, u.a. vom Auftritt beim Harvest of Art-Festival. Deren feines Folk-Pop-Debütalbum "Remember Roses" (Barclay / Universal Music) wurde im Herbst 2017 bereits in Wien und in Innsbruck live präsentiert. Robert Fischer hatte Gelegenheit zu einem Interview mit dem sympathischem Duo aus Tel-Aviv, Yael Shoshanna Cohen (Gesang) und Gil Landau (Gitarre, Keyboards).
Kulturwoche.at: Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Gil Landau: Das war bei meiner Geburtstagsparty vor einigen Jahren. Ich hatte ein paar Freunde in mein Appartement eingeladen und zufällig war auch Yael unter den Gästen. Sie hat sozusagen die Party gecrasht! Wir haben dann gemeinsam Musik gemacht, ein paar Covers gespielt und auf einmal war da so eine Magie im Raum. Das war der Anstoß dazu, dass ich zu Yael gesagt habe: Lass uns eine Band gründen bzw. machen wir musikalisch was zusammen. Yael sagte zu, und ab dann trafen wir uns drei- bis viermal die Woche und haben angefangen gemeinsam Songs zu schreiben, oft bis zu 12 Stunden am Tag. So hat alles begonnen.
Was war der erste Song, den ihr gemeinsam geschrieben habt?
Yael Shoshanna Cohen: Das Stück heißt "Waitress" und ist nicht auf unserem Album drauf. Ich war ja damals echt noch nebenbei Kellnerin (schmunzelt). Wir haben den Song aber auch im Studio aufgenommen. Wer weiß, vielleicht kommt es zukünftig mal als Bonus-Track oder so heraus.
Was sind eure wichtigsten Einflüsse?
Gil Landau: Die erste Band, die ich wirklich sehr bewundert habe, war Pink Floyd. Da war ich ca. in der sechsten Klasse. Damals war gerade ihr Live-Album "Pulse" aktuell. Der erste Song daraus, "Shine On You Crazy Diamond", hat mich echt umgehauen (schmunzelt)! Der Track beginnt statt mit Gesang mit diesem echt sehr langen Gitarrensolo von David Gilmour - sowas hatte ich vorher noch nie gehört!
Yael Shoshanna Cohen: Ich mochte immer schon Oldies, wie z.B. Elvis Presley und Edith Piaf. Als Kind hörte ich oft Musicals, z.B. "Sound of Music" und das Lied "Edelweiss" (schmunzelt)! Aber auch "Mary Poppins" mit Julie Andrews.
Wie kam es dann zu eurem ersten Album "Remember Roses"?
Yael Shoshanna Cohen: Eigentlich war es eine ganz logische Entwicklung. Das sind einfach unsere Lieder und unsere Geschichten, die wir da erzählen. Wir haben da kein bestimmtes Konzept verfolgt. Das Album ist auch das Ergebnis unserer Erlebnisse und Erfahrungen seit dem Start vor ein paar Jahren.
Wie entstehen eure Lieder?
Gil Landau: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal geht es mit dem Text los, manchmal mit einer musikalischen Phrase. Oder mit einem Beat. Bei "Morning Bells" z.B. haben wir mit dem Drum-Loop begonnen und dann die Melodie dazu entwickelt. Wir schreiben auf jeden Fall immer zusammen. Jeder bringt etwas ein, das kann ein Teil von einem Text sein oder eine Melodie, und daraus entstehen dann unsere Songs.
Wo habt ihr das Album aufgenommen?
Gil Landau: Die meisten Aufnahmen für "Remember Roses" haben wir in Israel gemacht, Teile wurden auch in Frankreich aufgenommen. Einige Aufnahmen haben wir auch in meinem Home-Studio in Tel-Aviv gemacht.
Welcher Song ist derzeit euer Favorit?
Gil Landau: Meine derzeitigen Favoriten sind "She's a Rainbow" bzw. "Remember Roses", aber das ändert sich laufend (schmunzelt).
Yael Shoshanna Cohen: Ich kann da gar nichts dazu sagen, ich mag alle Songs sehr gerne (schmunzelt)!
Wie ist es um die aktuelle Musikszene in Israel bestellt? Gibt es da eine große Bandbreite an Bands bzw. Künstlern?
Gil Landau: Na ja, man kann die Szene in Israel natürlich nicht mit New York oder so vergleichen, das ist schon kleiner, und man muss bedenken, dass in Tel Aviv nur ca. 400.000 Menschen leben. Trotzdem gibt es eine sehr lebendige Szene, viel Kunst und Kultur, und auch viele Bands. Es ist natürlich nicht leicht, in Tel-Aviv als Musiker zu überleben. Du musst, so wie wir in unseren Anfangstagen, einfach 100 Prozent daran glauben und für deine Karriere alles geben. Zusätzlich brauchst du auch noch eine große Portion Glück. Wir hatten natürlich zu Beginn auch noch Jobs nebenbei, aber haben daneben sehr viel Zeit und Energie ins Proben und Songs schreiben investiert.
Hattet ihr jemals einen Plan B, falls es mit der Musikkarriere nicht klappt?
Gil Landau: Nicht wirklich. Aber ich erzähle da gerne die Anekdote, was viele meiner Musikerfreunde in Israel sagen: Wenn es nicht mit der Karriere klappt, werden sie Psychologen. Und im Gegensatz dazu sagen alle meine Freunde, die schon Psychologen sind, sie wollen unbedingt Musiker werden (schmunzelt).
Was sind eure Zukunftspläne?
Gil Landau: Psychologe werden (schmunzelt).
Yael Shoshanna Cohen: Scherz beiseite - wir freuen uns echt schon sehr auf die Tour zum Album im Oktober und November 2017, und wir wollen natürlich auch weiter neue Songs schreiben. Es wäre auch schön, mehr Songs für Soundtracks von Filmen zu schreiben.
Gil Landau: Ja, wir haben das kürzlich schon einmal gemacht und das war eine tolle Erfahrung. Für "Criminal" [Dt. "Das Jericho Projekt"; Anm.] mit Kevin Costner und Tommy Lee Jones haben wir für die letzte Szene im Film das Stück "Drift and fall again" aufgenommen. Wir haben für den Song mit Brian Tyler, der schon Soundtracks für über 70 Filme u.a. "The Avengers" oder "Iron Man 3" gemacht hat, zusammengearbeitet. Brian veröffentlicht seine Sachen teilweise unter dem Pseudonym Madsonik. Wir kannten Brian zu Beginn noch gar nicht persönlich, sondern haben das Konzept für den Song am Telefon besprochen und dann in der nächsten Zeit unsere Ideen dazu per Mail ausgetauscht. Persönlich haben wir Brian dann erst bei einem Konzert in London getroffen. Wir haben dann "Drift and fall again" mit ihm gemeinsam in London mit einem Orchester aus 180 Musikern und Chor aufgenommen. Super Sache! //
Interview: Robert Fischer
Fotos: Michael Topyol