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An diesem Album von Lil Maxine kommt man nicht herum, wenn man seine musikalischen Sinne auf Jazz eingestellt hat. "A Little Girl's Lovesongs" ist ein bemerkenswertes Debüt-Album mit musikalischen Feinheiten und Texttiefen.

Eine neue Stimme stellt sich in der österreichischen Musikszene vor und überrascht mit einem reifen, durch und durch gelungenem, Debüt-Album mit individueller Note: Lise Huber heißt die Sängerin, Pianistin und Liedschreiberin, die gemeinsam mit dem Bassisten Oliver Steger (S.O.D.A.) und dem Schlagzeuger Konstantin Kräutler als Lil Maxine firmiert. Die 12 Songs auf dem Album "A Little Girl’s Lovesongs" sind im Spannungsfeld Jazz angesiedelt und überzeugen musikalisch wie textinhaltlich. Was das Trio nicht bietet, sind eingängige Harmonien, und wer glaubt, Lovesongs sind automatisch auch Kuschelsongs, täuscht sich gewaltig, denn Lise Huber erzählt weder fröhliche "Boy meets Girl" Geschichten noch driftet sie in die schwülstig pathetische "I Love You and You Love Me" Melodramatik ab.

Mysteriöse Beschwörungsformeln

Generell hören wir auf diesem Album Songs, die beim ersten Hörgang nicht ganz so zugänglich sind, wie man es sich vielleicht von Lovesongs erwartet. Es sollte schon einige Zeit investiert werden, um die musikalischen Feinheiten und die Texttiefen zu erfahren. Die Liebe, die in diesen 12 Songs besungen wird, hat immer wieder auch etwas mit Zweifel und Angst, mit Verlust und Tränen zu tun. "Sometimes I feel lonely / Sometimes I get homely like this / So I take a lonesome trip around the world all night", heißt es gleich zu Beginn des Albums, fast schon wie eine Beschwörungsformel, ein Mantra, so wie die Sängerin es intoniert, und tatsächlich führt uns Lise Huber mit ihrer einprägsamen Gesangstimme in ihr Innerstes. Schicht um Schicht werden da Gefühlsaufnahmen freigelegt, die gleichermaßen berühren und auf eine eigenartig mysteriöse Art verzaubern."And fear and numbness / Turned my inside outside", heißt es z.B. im charaktervollen "Curiosity Killed The Cat", während Lise Huber in "The Missing Piece" über das Alleine-Sein nachdenkt: "A million years, / endless tears, / scared to face the dark inside of me.", aber, "You are not alone / even if you often think so." Das Trio sensibilisiert die Worte mit kostbaren und bisweilen auch experimentellen Grooves.

I had my eyes wide open but my heart was closed

Exzellente Songs durchziehen das Album, Schwachstellen sind keine auszumachen bei der etwas mehr als eine Stunde Spieldauer. Einer der Höhepunkte ist mit "Niemandsland" das einzige zweisprachige Lied (deutsch-englisch). Ein wunderbarer musikalischer Fluss mit poetischem Text zum Innehalten, der genug Bilder bietet, um darüber länger zu sinnieren. Besonders ansprechend sind auch die musikalische Entfaltung in "Seize The Day“, das mit "I Cry You A River" verflochtene großartige "Goodbye", das Text hintergründige, Musik reduzierte, "Desidera", sowie, da gibt es auch ein auf Nahaufnahmen fokussiertes Video dazu, "Cold", das mit seiner Bass'n'Drum-Orientierung groß aufzeigt.



"A Little Girl’s Lovesongs" ist der erste Zyklus von Lil Maxine - ein kompaktes, entdeckenswertes Album, das mit Intensität punktet und garantiert in Würde altern wird. Das Album wurde am 8.5.2016 bei bester Präsentationslaune und ausverkauftem Haus im Theater Drachengasse erstmals live vorgestellt. (Text: Manfred Horak)

Lil Maxine: A Little Girl's Lovesongs
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Kick The Flame / Broken Silence (2016)