Im Interview erzählt Sven Regener u.a. über kulinarische Highlights im Tour-Alltag, sein Video-Tagebuch und warum im bandeigenen Bus öfters Krautrock läuft. Robert Fischer traf den Element of Crime Sänger im virtuellen Raum während einer Tour durch Österreich.
Kulturwoche.at: Warum war es euch ein Anliegen in fast allen österreichischen Bundesländern zumindest einmal aufzutreten?
Sven Regener: Nun ja, man kann mit sechs Städten - Salzburg, Innsbruck, Graz, Linz, Klagenfurt, Götzis - natürlich nicht ganz Österreich abdecken, insofern sind wir da auf verlorenem Posten. Es ist allerdings so, dass wir heuer das erste Mal überhaupt in Kärnten auftreten, das musste jetzt einfach mal sein!
Ich habe gehört, dass ihr auf Tour gerne Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Stadt besichtigt. Was werden da auf dieser Tour eure Highlights sein?
Salzburger Nockerln. Und das ORF-Studio in Klagenfurt.
Ich finde eure kurzen Videos zu den bisherigen Tour-Stopps, die Ihr nach den Shows auf eurer Facebook-Seite postet sehr witzig. Wie seid ihr auf die Idee dazu gekommen und wer ist für die filmische Umsetzung verantwortlich?
Das ist eine Telefon-App mit Namen "Roadmovies". Die Filme mache meist ich. Sie dauern, das ist programmbedingt, immer 30 Sekunden und haben dann entweder 30, 15 oder 10 Schnitte von jeweils 1, 2 oder 3 Sekunden. Die Musik wird auch vom Programm geliefert. Das Ergebnis ist immer angenehm stumpf und lustig blöd.
Wie sieht ein typischer Tag vor einem Konzert bei Element of Crime aus?
O wei, o wei, wenn man das wüsste! Bei dieser kommenden Tournee müssen wir meist im Bus schlafen, sonst sind die Entfernungen nicht zu schaffen. Da muss man sich erst mal dran gewöhnen!
Welche Musik läuft bei euch derzeit im Tourbus?
Meistens legt unser Drummer Richard Pappik etwas in den CD-Player, aber was das dann ist, ist eigentlich unvorhersehbar. Oder Krautrock.
Eines meiner persönlichen Highlights der beiden Wien-Konzerte im Frühjahr 2015 war das Lied "Vier Stunden vor Elbe 1". Kannst du ein bisschen was über die Entstehung dieses Songs bzw. seinen Hintergrund erzählen?
Das ist lange her, über 25 Jahre. Die Musik kam ursprünglich von Richard Pappik, ich hatte dann die Idee für den Gesang und den Text. Bei der Aufnahme haben wir statt Schlagzeug geloopte Samples verwendet und ein Herzstück des Liedes ist sicher Richards Mundharmonikaspiel. Er ist ja ein Virtuose an der Mundharmonika, aber meistens hat er hinterm Schlagzeug keine Hand frei. Der Titel des Liedes ist der eines Films von Helga Feddersen, der an den Brunsbüttler Schleusen vom Nord-Ostseekanal spielt, wo Seemansfrauen für eine gemeinsame Fahrt durch den Kanal zusteigen und am anderen Ende wieder aussteigen. Darauf bezieht sich das Lied. Am Ende der Aufnahme auf der 1991er LP "Damals hinterm Mond" spielt übrigens Rainer Theobald die Klarinette, der uns auch auf dieser Tournee mit Saxofon und Klarinette begleitet.
Sven, du bist ja auch als Autor und Literatur-Fan bekannt. Hast du auf Tour Zeit zum Lesen? Und welches Buch liest du gerade?
Ja, ein bisschen was geht immer. Im Augenblick lese ich gerade das neue Buch von Rafik Schami, "Sophia oder Der Anfang aller Geschichten". Das lohnt sich!
Auf eurer Homepage sind auch schon Termine für Frühjahr 2016 zu sehen. Wie lange wird die Tour zum aktuellen Album "Lieblingsfarben und Tiere" noch weitergehen?
Bis der Spaß raus ist. Das kann dauern. Bis jetzt hatten wir nach Erscheinen von "Lieblingsfarben und Tiere" gerade mal eine Tour von nicht ganz drei Wochen Länge und ein paar Festivals, das ist ja nun noch keine Doppelschicht im Hafen (schmunzelt)!
Ist es angedacht, dass zur aktuellen Tour wieder ein Live-Album wie schon bei früheren Gelegenheiten ["Bluebird Tapes"; Anm.] geben wird?
Erst mal nicht. Ich finde, man sollte sowas nicht zu oft machen, sonst verliert es an Reiz.
Reagiert ihr bei euren Konzerten manchmal auch auf spontane Songwünsche aus dem Publikum?
Na ja. Man freut sich drüber und es ist interessant, was da alles so kommt, aber Element of Crime ist ja kein One-Hit Wonder, deshalb kommen da immer alle möglichen Wünsche durcheinander, und das ist auch gut so, dann können wir uns frei entscheiden und spielen, was wir wollen. //
Interview: Robert Fischer
Fotos: Charlotte Goltermann