Musik: @@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Legacy/Sony BMG (2005)
Ein glattgebürstetes Americana-Album von jener Splittergruppe, die neben Wilco aus Uncle Tupelo entstand - Son Volt - ist das mit einem Dutzend Songs aufgefettete "Okeman and the Melody of Riot".
Ich hatte die Band mal in USA bei einem Festival gesehen und auch da hatte ich gemischte Gefühle was das musikalische Arrangement-Konzept der Band anbelangt. Einerseits wird hier ein großes Mysterium ausgebreitet - so wie auf den beiden Son Volt-Alben "straightaways" und "Wide Swing Tremolo" - und manche Wortfetzen bzw. ganze Textzeilen erreichen auch tatsächlich unwiederbringlich den Gehörnerv, so wenn Woody Guthrie im Eröffnungslied "Bandages & Scars" zitiert wird, oder wenn in "Atmosphere" gleich mal die prächtige Einleitungszeile "Love is the pavement/With spit in your heart" für Aufmerksamkeit sorgt. Musikalisch hingegen bleibt das Ganze leider sehr lau, erst gegen Schluss und in erster Linie die hervorragenden "Medication" und "Gramophone", sowie die noch bessere Abschlussnummer "World waits for you" retten gesamt betrachtet das Album vor der musikalischen Bedeutungslosigkeit.
Nun gut, das klingt jetzt doch ziemlich hart, denn vergleicht man freilich das neue Son Volt-Album mit dem Gros der zu Tode formatierten Ergüsse mit Heavy Rotation, also Dauer-Air-Play, ist "Okeman and the Melody of Riot" deutlich meilenweit über diesen zu stellen. Hier geht es schließlich um mehr als bei den Superstargehabenden Klonen. Hier geht es um das deutliche Bemühen Qualitätsmusik für einen langen Zeitraum zu schaffen im Geiste des übermächtigen Musikmysteriums Amerika, im Geiste von "This Land is your Land" von Woody Guthrie und im Geiste von Hank Williams und Johnny Cash, bzw. in der Fortführung Hausmusik mit neuen intelligenten Texten zu verweben, und dies keinesfalls orientierungslos, sondern immer mit dem Blick nach vorne gerichtet, ja, man kann zudem durchaus auch hinzufügen, im Sinne von Bob Dylan und Neil Young. Jay Farrar, der so gut wie alle Songs bei Son Volt schreibt fügt sich gewissermaßen treu in diese Riege an Generationen ein, versinkt aber - um es nochmals anzuführen - leider doch immer wieder in die Untiefen allzu glatter Arrangements. Melodie und Text hingegen sind in den meisten Fällen vom Feinsten. Irritiert? Macht nix. Reinhören! (Manfred Horak)