Nach der CD-Präsentation von "Watch Me Burn" im Local ergab sich die Gelegenheit für ein Interview mit Marina Zettl und Thomas Mauerhofer, in dem es hauptsächlich um die Entstehung des neuen Albums und die internationalen Tour-Aktivitäten der Band geht.
Kulturwoche.at: "Watch Me Burn" ist euer drittes Album. Habt ihr bei dieser Produktion ein bestimmtes Ziel verfolgt?
Marina Zettl (MZ): Das einzige Ziel war, in der Besetzung mit der wir derzeit unterwegs sind, sprich als Trio, aufzunehmen. Das Trio besteht aus Thomas Mauerhofer an den Gitarren bzw. am Bass, Jörg Haberl am Schlagzeug und mir am Gesang. Wir sind mit diesem Format auch sehr happy. Außerdem wollten wir auch mit weniger Gästen als bei früheren Produktionen arbeiten und den Fokus wirklich nur auf uns drei legen. Natürlich sind dann schon ein paar Gäste bei den Studio-Aufnahmen dazu gekommen, aber sehr wenige und wir haben das sehr sparsam eingesetzt.
Wie entstehen eure Songs?
MZ: Unterschiedlich! Entweder entsteht etwas nur mit einer Melodie oder ein paar Akkorden oder es kann z.B. auch sein, dass Thomas erzählt, dass er etwas Interessantes gelesen hat und dann versucht man darüber einen Text zu schreiben. Beim Titelsong des neuen Albums war es so, dass wir nur so eine Grundstimmung hatten, eine Melodie und ein paar Akkorde. Da gab es noch überhaupt keinen Text, sondern nur so einen Textfetzen, eben diese drei Wörter: "Watch Me Burn". Dann dachten wir uns: Wenn das schon mal da ist, arbeiten wir damit und betiteln den Song so. Und weil das so eine starke Aussage ist, haben wir auch das Album so benannt.
Thomas, du bist der Gitarrist in der Band. Versuchst du von deiner Seite her, instrumental für den jeweiligen Song bestimmte Stimmungen zu kreieren?
Thomas Mauerhofer (TM): Ja, auf jeden Fall! Wenn ich mit Marina etwas gemeinsam schreibe, habe ich sie schon sehr stark als Sängerin im Hinterkopf. Wenn mir dann etwas einfällt, was von der Gitarre her kommt, überlege ich gleich, ob das auch für Marina und ihre Stimme gut passt. Beim Komponieren versuche ich also ihren Part immer gleich ein Stück mitzudenken.
Beim Konzert habe ich den Eindruck gehabt, dass du mit den unterschiedlichen Gitarren bzw. den unterschiedlichen Spieltechniken, die du verwendest, wichtige Akzente setzt. Liege ich da richtig?
TM: Klar, ich bemühe mich schon unterschiedliche Klangfarben hineinzubringen, weil wir eben nur zu dritt sind. Das ist schon wichtig. Z.B. spielt Marina seit kurzer Zeit auf der Bühne auch Klavier oder Jörg singt, solche Sachen halt. Bei einem Song spiele ich z.B. Slide-Gitarre. Da ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten. Das ist spannend und gleichzeitig sehr herausfordernd.
MZ: Wir versuchen da, aus dem Trio in punkto unterschiedlicher Klänge herauszuholen, was geht. Eben dadurch dass ich z.B. zum ersten Mal auf der Bühne live Klavier spiele. Ich versuche mit meiner Stimme mehr zu experimentieren als früher.
Seit wann besteht die Band?
MZ: Thomas und ich haben im Duo ca. 2009 begonnen und 2010 ist dann unser erstes Album "Fikus" erschienen. Danach haben wir ein bisschen herumexperimentiert, zuerst mit einem Beat-Boxer und einem Akkordeonisten. Später haben wir einen Schlagzeuger dazu genommen, und waren eine Zeit lang zu viert unterwegs. Jetzt spielt schon seit einiger Zeit Schlagzeuger Jörg Haberl bei uns mit und diese Trio-Besetzung passt sehr gut.
Marina, du hast mich beim Konzert heute mit deinen Sangeskünsten sehr beeindruckt. Hast du bestimmte Vorbilder bzw. wer sind deine wichtigsten Einflüsse als Sängerin?
MZ: Mein Vater war Hobbymäßig Klassik-Sänger, und da war ich dann schon immer bei Konzerten dabei und habe zugehört. Bei uns daheim wurde viel Klassik gehört, aber auch alte Jazz-Platten. Ich selbst habe dann in verschiedenen Ensembles zu singen begonnen, aber konkrete Einflüsse zu benennen fällt mir schwer. Singer/Songwriter haben mir immer schon sehr gefallen, aber natürlich auch Jazz, weil ich ja Jazz-Gesang studiert habe. Eva Cassidy ist z.B. eine ganz tolle Sängerin, die ich mit 14, 15 Jahren total intensiv gehört habe. Aktuell gefallen mir Sophie Hunger aus der Schweiz oder die Arctic Monkeys sehr gut.
Ihr seid mit der Band auch international viel unterwegs und kommt gerade von einer England-Tournee. Wie ist es dort gelaufen?
MZ: Es gab zwar beim Herumreisen ein paar kleinere Schwierigkeiten, aber die Tour war dennoch sehr erfolgreich. Beim Festival in Lancaster, im Norden Englands waren wir schon zum dritten Mal hintereinander eingeladen, d.h. wir haben da auch schon eine kleine Fanbase, die sich auf unsere Auftritte freut. Daneben touren wir auch regelmäßig in Holland und Deutschland.
Habt ihr international in punkto Live-Auftritten eine Lieblings-Location?
MZ: Also, ich würde sagen, die Carnegie Hall in New York! Weil da haben wir noch nie gespielt und deshalb ist das unsere Lieblings-Location (schmunzelt)!
TM: Für mich ist das in den Niederlanden in Harleem die Taverne De Waag. Dort hatten wir bei unserer Niederlande-Tour Anfang Jänner 2013 den besten Gig. Das ist ein kleines Lokal direkt am Kanal und dort findet nur ein Konzert pro Monat statt. Als wir an dem Tag hinkamen, war es noch total leer, und wir waren nicht sicher, wie das Konzert werden würde. Zu Konzertbeginn war es aber dann total voll, und das Publikum hat eine superschöne, intime Stimmung verbreitet, obwohl es während den Songs im Saal angenehm ruhig war.
Welche Gäste haben euch bei "Watch Me Burn" im Studio unterstützt?
MZ: Da war zum einen der großartige Akkordeonist Christian Bakanic, der uns auch schon bei den ersten beiden Alben unterstützt hat. Deswegen war Christian schon so eine Art Fixpunkt als Gast. Dann war noch Helgi Jonsson dabei, den wir vom Studium in Graz kennen, und der ja mittlerweile gemeinsam mit seiner Frau der Singer/Songwriterin Tina Dico auch sehr erfolgreich ist. Helgi spielt sehr toll Posaune und hat sofort zugesagt, bei den Aufnahmen mitzumachen. Am Bass haben wir uns Peter Strutzenberger eingeladen, weil wir unbedingt jemand wollten, der Sachen wie Slapping perfekt beherrscht. Und dann war noch der Organist Kai Fischer aus Hamburg dabei. Den hat uns unser Produzent vermittelt, weil er meinte, dass das bei zwei Tracks gut dazu passen würde.
Zum Schluss ersuche ich euch noch, mir drei eurer All-Time-Lieblingsalben zu nennen.
MZ: Ich zähle da auf jeden Fall von Eva Cassidy "Live At Blues Alley" dazu.
TM: Was ich als Gitarrist immer noch sehr gerne höre, ist von John Scofield "A Go Go". Das ist einfach ein super Album!
MZ: Und dann noch das Album "Rock Swings" von Paul Anka, das vor einigen Jahren erschienen ist, und wo er all diese bekannten Pop-Songs von Bands wie z.B. Soundgarden oder Oasis in jazzigen Arrangements singt. Das gefällt uns beiden sehr gut! //
CD-Tipp:
Marina Zettl: Watch Me Burn
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Coast to Coast (2013)
Das Interview führte Robert Fischer.
Fotos: Veronika Bartussek