Die Dezember-Wertung der LBL hat es in sich mit gleich vier Neueinstiegen in die großen 10. Ein- und Aufsteiger des Monats ist die kongeniale Formation Strom & Wasser feat. The Refugees. Das Lied "Herr Minister" schaffte es von 0 auf 1. Auf hohem Niveau befindet sich auch Chanson-Sängerin Annett Kuhr, die mit ihrem "Kopfbahnhof" den Einstieg auf Platz 3 bewältigte. Das Album des Monats kommt hingegen von Dota und ihrem 13-Lied starken Album "Wo soll ich suchen".
Die Top 10 Dezember 2013
1. (NEU) Strom & Wasser feat. The Refugees: Herr Minister
aus: Freiheit ist ein Paradies (Label: Traumton)
2. (3.) Johan Meijer: Sterben für Ideen
aus: Zeitenwechsel (Label: Nederossi)
3. (NEU) Annett Kuhr: Kopfbahnhof
aus: Nochmal von vorne! (Label: Eigenverlag)
4. (4.) Dave de Bourg: Die Hymne des Unperfektseins
aus: Wo du mich findest (Label: Mottow Soundz)
5. (10.) Dota: Stadt am Meer
aus: Wo soll ich suchen (Label: Kleingeldprinzessin Records)
6. (NEU) Barbara Thalheim: Und keiner sagt: ich liebe dich
aus: Zwischenspiel (Label: Conträr)
7. (NEU) Roger Stein: 1890 (Berner Oberland)
aus: Lieder ohne mich (Label: Sturm & Klang)
8. (5.) Axel Prahl & Das Inselorchester: Zu alt
aus: Axel Prahl & Das Inselorchester Live (Label: Buschfunk)
9. (2.) Ringsgwandl: Mehr Glanz!
aus: Mehr Glanz! (Label: Blankomusik)
Konzertkritik
9. (6.) Barth/Roemer: Mit im Tritt
aus: Groove Chanson (Label: Hey!Blau Records)
Die CD des Monats Dezember 2013
Dota: Wo soll ich suchen
Label: Kleingeldprinzessin Records
13 Stücke, teils in klassischer Band-Besetzung, teils reduziert akustisch wie bei "Hoch oben" oder "Sommer", wo das Schlagzeug durch gebürstete Kartons oder einen alten Lederkoffer ersetzt wird. Bei vielen Stücken erweitern Gastmusiker das Klangspektrum: Simon Harrer (Posaune), Jotham Bleiberg (Trompete), Philipp Thimm (Cello), Sebas Schlecht (Geige) Am Schlagzeug spielen Joda Foerster und Janis Görlich, der erste Schlagzeuger der Band, der nach ein paar Jahren Schaffenszeit in New York nun wieder in Berlin ist. An den Tasten brilliert Jonas Hauer, ein musikalischer Gast, der schon auf dem vorletzten Live-Album und bei zahlreichen Konzerten dabei war. Den Bass spielt Erez Frank und an der E-Gitarre ist der charaktaristische Sound von Jan Rohrbach zu hören.
Die persönliche Lied-Empfehlung
Dota: Warten auf Wind
aus: Wo soll ich suchen
Label: Kleingeldprinzessin Records
Empfohlen von: Sylvia Systermans, Köln
Wer kennt es nicht? Da stehen die Koffer lange fertig gepackt, die Marschrute ist klar. Aber statt loszustiefeln, rennt uns die Zeit davon. Irgendwie kommen wir nicht in Gang, stehen nur da - und warten. "Warten auf Wind", so heißt der Song übers Zögern und Zaudern von Dota Kehrs aktuellem Album "Wo soll ich suchen". Die elfte CD, die die Berliner Liedermacherin auf ihrem eigenen Label veröffentlicht hat. Pünktlich zum zehnten Bühnenjubiläum. Eher leise, lyrische Töne schlägt sie da an, mit vielen feinen Zwischentönen. Aber in "Warten auf Wind" reißt uns ein treibender Beat aus der Lethargie. Gleich das aufgeladene Intro nimmt gefangen, mit reibenden Sus-Akkorden auf der akustischen und (noch) vereinzelten Akzenten auf der E-Gitarre. Darüber schildert Dota Kehr sprachmächtig wie immer die erste Szene: "Es sind alle Matrosen an Bord / alle Segel gesetzt / alle Ladung verstaut, alle Kisten vertaut / alles im Hier und Jetzt ist bereit". Lauern und warten, dass es endlich losgeht. Spannung liegt in der Luft. [...]
GESAMTER TEXT
Die persönliche CD-Empfehlung
Erdmöbel: Kung Fu Fighting
Label: Jippie!
Empfohlen von: Christian Beck, Berlin
[...] hochassoziative Texte sind nun garantiert nicht jedermanns Sache, und so scheiden sich die Reaktionen auf die Band aus Münster, jetzt Köln, denn auch schön mittendurch in rasendes Entzücken und heftigste Ablehnung. Fürs durchweg rasende Entzücken sind vor allem die Medien zuständig, die jeden Willen zu Ablehnung oder gar Kritik über ihr ewiges Hochgejuble von allem und jedem inzwischen offenbar verloren haben. Heftige Ablehnung kann man dagegen immer wieder aus Hörerkreisen erleben – eine Mehrheit der Popmusikkonsumenten und vor allem -käufer kann man mit lyrischen Ambitionen der Größenordnung und Hartnäckigkeit von Songschreiber Markus Berges wohl kaum überzeugen. Dabei hat die Musik, in der die rätselhaften Erdmöbel-Geschichten gewöhnlich daherkommen, eigentlich durchgehend das Zeug zum Ohrwurm: regelrecht besoffen vollmelodisch, rhythmusstark, harmoniereich; und obendrein überwiegend zumindest von einer Lebendigkeit, die anstecken kann. In ihren besten Momenten, und so ist es nun auch bei Kung Fu Fighting wieder, ergeben Text und Musik Lieder von einer Opulenz, fast zum Hineinspringen – überraschend, lustig, exzentrisch, rätselhaft; oder auch einmal nur ein schönes Liebeslied ohne jeglichen doppelten Boden. [...]
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