georg-danzer-abend-2013"Wer, wenn nicht ich / zeigt dir den Spiegel / wenn du dich selbst / nicht mehr erkennst..." Man kann es bereits Tradition nennen, wenn am Geburtstag von Georg Danzer eben solcher im Local Vienna musikalisch gewürdigt wird. So auch am 7.10.2013 bei ausverkauftem Haus.

Ulli Baer, Andy Baum, Christian Becker, Matthias Kempf (alle Gitarre und Gesang), Thomas Stipsits (Gesang), Lenny Dickson (Schlagzeug) und Martin Mader (Keyboard) spielten zumeist gut bekannte Lieder aus der Feder von Georg Danzer, insgesamt 25 an der Zahl (plus eine Hommage von Becker). Die meisten davon konnten nicht nur die Sänger auf der Bühne auswendig, sondern auch der Großteil des Publikums. Volkslieder nennt man das dann wohl, was Georg Danzer (nicht nur, aber eben auch) schuf, wie z.B. "Hupf in Gatsch" (Single; 1976) oder "I bin a Kniera" (aus dem genialen Album "Narrenhaus"; 1978). Diese zwei Lieder standen gleich zu Beginn auf der Set-Liste, was stimmungsmäßig dem weiteren Konzertverlauf freilich zugute kam. Und wie das so ist bei Volksliedern wird dann auch die eine oder andere kleine Textänderung vorgenommen, und Ulli Baer ließ es sich tatsächlich nicht nehmen, bei "Hupf in Gatsch" aus "So an Oamutschkerl wia dia schenk i an Schülling / oda na, i gib da zwa, du bisd a Zwülling" den Euro zu platzieren, um diesen auf "Teuro" zu reimen. Eine weitere Textänderung gab es später (von Becker gesungen) bei "Der oide Wessely" (aus dem ca. zweitbesten Danzer-Album "Traurig aber wahr"; 1980). Hier wurde die Textzeile "...druntn vor der Haustür schdehd a B'soffana / und i hea wia der "Heil Hittla!" schreit" erweitert und auf die FPÖ Wahlwerbung, Stichwort Nächstenliebe, Bezug genommen. Unnotwendig, da Danzer eh so scharfe und klare Worte verwendete, dass die Botschaft auch ohne Bezugnahme auf 2013 jedem klar sein sollte. Becker lieferte dafür aber eine hervorragende Version von "Griechenland" (aus "Ruhe vor dem Sturm"; 1981) ab - eine Version, die einige Schauer den Rücken hinab rieseln ließ. Gleiches galt auch für das von Kempf wunderbar interpretierte "Wer, wenn nicht ich", einem weniger bekannten Lied von einem weiteren super Danzer-Album, nämlich "Keine Angst" (1991). Apropos Kempf: Das ist ja immer wieder erstaunlich, wie sehr Kempf imstande ist in den Liedern aufzugehen, Stimmung aufzubauen und Glanz zu verbreiten. Man kann nur hoffen, dass Kempf seine Danzer-Interpretationen auch auf einem Tonträger veröffentlicht. Alleine, wie er "Geh in Oasch" (aus "Narrenhaus") und "Atemzüge" (1999) zu Gehör brachte, war den ganzen Abend wert.

Warum weiß der so viel über mich?

Auftritt Andy Baum: Mit "Lang is' her" und "Suche nette Partnerin zum Bumsen" (beide aus dem sehr guten Album "Atemzüge", das Andy Baum übrigens produzierte) tauchten zwei weitere bemerkenswerte Danzer-Lieder auf - das erst genannte quasi fürs stimmige Gemüt und der Frage von Andy Baum, warum Danzer so viel über ihn wusste, das zweit genannte wieder zum Lachen und einmal mehr Wundern, wie viele schmutzige Lieder dieser Danzer schuf und wie sehr er damit den Nerv der Leute traf. Was freilich auch auf "Der legendäre Wixer-Blues vom 7. Oktober 1976" (aus "Narrenhaus") zutrifft und an diesem Abend meisterlich von Ulli Baer gesungen und gespielt wurde. Im zweiten Teil des Abends gab es, von Andy Baum gesungen, dann auch noch das boshafte Pedant zum Wixer-Blues: "Der imaginäre Vibrator-Walzer vom 22. Juli 1998" fügte sich beim Konzert nahtlos, also perfekt, zum "Strandbrunzer-Tango" und "Die Ballade vom versteckten Tschurifetzn", jener (hintereinander gespielten) Trilogie aus dem großen Album "13 schmutzige Lieder" (1998). Für die beiden letzt genannten erklomm Thomas Stipsits die Bühne, der diese Lieder bestens drauf hat und mit komödiantischem Geschick das Publikum zu begeistern verstand. Kann das alles gewesen sein? Nein, nach Danzers einzigem Nummer Eins Hit "Jö schau" und mit "Schau Schatzi" (beide aus dem herausragenden Album "Ollas leiwaund"; 1975) im Zugabenteil gab es zum Abschluss mit "Lass mi amoi no d'Sunn aufgeh' segn" (aus dem großartigen Album "Du mi a"; 1976) noch ein weiteres der vielen besten Lieder von Georg Danzer. Lieder, die mit allen Sinnen berühren. Einziger Schwachpunkt des an und für sich gelungenen Konzertabends war, dass in erster Linie etwas zu tief in die Popularitätskiste gegriffen wurde. Dabei gäbe es immens viele Lieder von Georg Danzer für ein breites Publikum (breit im Sinne von viel und nicht im Sinne von Alkohol) zum Wiederentdecken. Lieder, die man vielleicht nicht auswendig kennt, aber unbedingt kennen sollte. Nun, vielleicht hört man ja mehr davon beim zweiten Danzer-Abend am 8.10.2013 im Local Vienna. (Manfred Horak)

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