Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Virgin/EMI (2005)
California Dreamin'… - Drei Männer im Anzug unter Palmen, eine amerikanische Größe im Produzentenstuhl; die Norweger Madrugada haben erstmals den Sprung über den großen Teich gewagt und Ihr neues Album "The Deep End" mit George Drakoulias in den Sound City Studios/L.A. aufgenommen.
Der Erfolg macht's möglich. Seit dem Gründungsjahr 1995 ist das norwegische Trio Madrugada auf internationaler Ebene mit Siebenmeilenschritten voranmarschiert, hat weltweit über 400.000 Exemplare von den ersten drei Alben verkauft, und unermüdlich in Europa, England und den U.S.A. getourt (zuletzt gastierten die erfolgreichen Norweger in der Szene Wien). War der Vorgänger "Grit" (2003) noch durch einen rauen, unpolierten Klang und einige Sound-Experimente gekennzeichnet, wollten Madrugada auf der neuen Produktion mit einem erfahrenen Produzenten arbeiten, um die Essenz der Band wieder in den Mittelpunkt zu stellen. "Musikalisch spielt sich soviel zwischen uns dreien ab, dass wir wirklich einen Produzenten brauchen, der das Wesentliche in den Vordergrund stellt", meint Gitarrist Robert Buraas. Mit dem Team von Produzent George Drakoulias (The Black Crowes, Primal Scream, The Jayhawks) und Mixer/Engineer Dave Bianco (U2, Throwing Muses, Johnny Cash) fanden Madrugada rasch die richtigen Leute.
"George brachte zwanzig E-Gitarren, acht verschiedene Bässe und riesige alte Verstärker aus den Fifties mit", begeistert sich Bassist Frode Jacobsen, "und wir hatten die Möglichkeit, all diese verschiedenen Sounds auszuprobieren." So konnte die Band, abgesehen von der Liebe zum Blues, der das Trio schon seit seiner Anfangszeit verbindet, als Madrugada noch Iggy Pop oder die Rolling Stones coverten, auch neue Sounds in ihre Musik einbeziehen, mit denen man vielleicht nicht unbedingt gerechnet hat. "Der Song "Subterranean", eine coole Story über eine schlechte Party in Oslo, weist eindeutige Anklänge an den Manchester-Groove der Stone Roses oder Happy Mondays auf und gehört zu den Songs, die George und Dave am deutlichsten beeinflusst haben", erklärt Sänger Sivert Hoyem.
In "Running Out Of Time" sind erstmals (verstärkt durch Einsatz eines Backing-Chors) Soul-Elemente auf einer Madrugada-CD zu hören, während die ruhigeren Stücke "Hold on to you" und "The Lost Gospel" Erinnerungen an das schöne, im Tonfall ähnliche, "Majesty" (von "Grit") wach werden lassen. Als Gäste im Studio konnten Madrugada u.a. den exquisiten Gitarristen Doug Pettibone (u.a. bei Lucinda Williams tätig) begrüßen.
Angesprochen auf den Titel des neuen Albums hat jeder der drei Musiker eine andere Antwort. Während Sivert Hoyem erklärt, "es geht um das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, dieses sinkende Gefühl, das tiefe Ende des Swimmingpools", hat Bassist Frode Jacobsen folgende Erklärung:
"Im Leben gelangt man irgendwann an den Punkt, an dem man schwimmen lernen muss. Wenn man den Titel hört, gehen einem die unterschiedlichsten Assoziationen durch den Kopf und er funktioniert auf vielen verschiedenen Ebenen".
Fazit: Der Ausflug nach L.A. hat sich für Madrugada mehr als bezahlt gemacht. Mit "The Deep End" erweitern Madrugada geschickt Ihr Soundspektrum wieder um einige neue Facetten, ohne Ihre Blues-Rock Wurzeln zu verleugnen. (Robert Fischer)